Als der neue Harras im vergangenen Sommer eröffnet wurde, gab es bei aller Freude über den neuen Platz manchen Bürger, der sich mit der fußgängerfreundlicheren Gestaltung des Verkehrsknotenpunktes nicht so recht anfreunden konnten. Dem einen fehlten Blumen, dem anderen schattige Bänke, dem nächsten war der Brunnen zu nass, andere befürchteten eine Vermüllung der langen Holzbänke. Eines der größeren und nach wie vor ungelösten Probleme ist, dass Autofahrer an der Postseite die kleine Fußgängerzone missachten und dort parken. Hier fehlen nicht nur für die Kunden der Geschäfte Kurzzeitparkplätze, sondern auch für alle, die zur Post müssen und dort mitunter länger als befürchtet warten müssen.
Schon vor der Eröffnung des neuen Platzes hatte der Sendlinger Bezirksausschuss (BA) daher vorgeschlagen, den Taxistandplatz bei der Post zu verlegen. BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) hatte im vergangenen Jahr angemerkt, dass fast nie alle der sechs Standplätze belegt seien. Daher könne man den Platz bei der Post aufgeben und einen etwas kleineren Taxistandplatz an der nahen Albert-Roßhaupter-Straße einrichten - auch wenn einer der neuen Bäume dort wieder umgesetzt werden müsste. Die bisher von den Taxlern bei der Post belegten Plätze könnten dann für Kurzeitparker freigegeben werden.
Die Taxifahrer wollen jedoch nicht umziehen. Bei einem Ortstermin mit dem Kreisverwaltungsreferat und dem BA wiesen sie darauf hin, dass sie am Platz direkt bei der Ampel viel besser gesehen werden als in der Albert-Roßhaupter-Straße. Zudem brauche man alle sechs Plätze, diese seien praktisch immer belegt.
„So ist es nicht”, widersprach Heidemarie Simon (CSU), „Taxis sind nicht immer da!” Das bestätigte Ilse Holzbauer (SPD): „Eine ständige Vollbelegung ist nicht der Fall.” Die beiden BA-Mitglieder hatten an 17 Tagen zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 8 und 23.30 Uhr die Taxis gezählt, die am Harras warteten. Bei ihren insgesamt 42 Stichproben waren lediglich sechs Mal tatsächlich alle Plätze voll.
Markus Lutz sprach sich nun erneut für eine Verlegung des Taxi-Platzes aus. Der Umbau sei möglich. In der Albert-Roßhaupter-Straße sei der Gehweg zudem so großzügig bemessen, dass man ihn etwas verschmälern könnte, um den Taxis einen etwas breiteren Standplatz zu geben. „Die Vorteile eines Taxi-Umzugs überwiegen”, fasste Lutz zusammen, „die Kunden der Geschäfte am Harras bekämen einige Parkplätze, ohne dass den Taxlern viel Platz genommen würde.” Darauf legte Ursula Stark (FDP) großen Wert: Ein Umzug dürfe nicht dazu führen, dass die Taxifahrer Standplätze verlieren. Das sei auch nicht zu befürchten, meinte Markus Lutz. An der Albert-Roßhaupter-Straße könnten mindestens fünf Plätze eingerichtet werden, eventuell sogar sechs wie an der Post.
Einstimmig beauftragte der Bezirksausschuss Sendling das Kreisverwaltungsreferat, die Verlegung des Standplatzes vorzubereiten.
„Wir stimmen einer Verlegung niemals zu”, äußerte sich Reinhard Zielinski (Vorstand Taxi-München eG) gegenüber dem Sendlinger Anzeiger, „sie hätte nur Nachteile für alle”.
Eine Verlegung halten die Taxler für „völlig praxisfremd”: Am angedachten Standort gebe es Platz nur für vier Taxis - zu wenig für einen sinnvollen Betrieb. Zudem sei auch hier der Abstand zur Fahrbahn und zum fließenden Verkehr zu gering, wodurch Fahrer und Fahrgäste beim Ein- und Aussteigen gefährdet seien der übrige Verkehr behindert werde. Die Rufsäule sei an der Albert-Roßhaupter-Straße nur schwierig aufzustellen und zu erreichen. Weitere Schwachpunkte sind für Zielinski, dass der neue Platz die Taxler von ihren Kunden abschneiden würde und sie von dort wesentlich schwieriger abfahren und umkehren könnten als von dem Platz an der Post.
Zu einem Kompromiss sind die Taxifahrer nicht bereit. „Früher hatten wir zwölf Taxi-Plätze an der Post”, erinnert Zielinski an die Zeit vor dem Harras-Umbau. „Wir haben vor zwei Jahren schon die Hälfte unserer Plätze geopfert - mehr geht nicht.” Bereits die sechs jetzt zur Verfügung stehenden Plätze am Harras seien zu wenig.