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Veröffentlicht am 13.10.2019 18:41

„Wir lassen ihn ausfallen”


Johannes Beetz
Johannes Beetz
Chefredakteur
seit 1999 bei der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger
Mitarbeit im Arbeitskreis Redaktion des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA)
Gewinner des Dietrich-Oppenberg-Medienpreises 2017 (Stiftung Lesen)
Der Weihnachtsmarkt auf dem Harras hat sich zu einem Treffpunkt für die Sendlinger entwickelt. (Foto: lsc)
Der Weihnachtsmarkt auf dem Harras hat sich zu einem Treffpunkt für die Sendlinger entwickelt. (Foto: lsc)
Der Weihnachtsmarkt auf dem Harras hat sich zu einem Treffpunkt für die Sendlinger entwickelt. (Foto: lsc)
Der Weihnachtsmarkt auf dem Harras hat sich zu einem Treffpunkt für die Sendlinger entwickelt. (Foto: lsc)
Der Weihnachtsmarkt auf dem Harras hat sich zu einem Treffpunkt für die Sendlinger entwickelt. (Foto: lsc)

Der Harras war nach seinem großen Umbau noch nicht ganz fertig, da hauchten ihm die Sendlinger mit einem ersten Weihnachtsmarkt 2012 bereits Leben ein. Seither gehört der Christkindlmarkt zum zentralen Platz des Viertels fest dazu. Der Markt, so lobten Bürger, habe sich als Treffpunkt für die Nachbarschaft gut entwickelt. Darauf legte der Bezirksausschuss immer Wert und sorgte dafür, dass sich in einer „sozialen Bude” Kirchen, Vereine und Einrichtungen des Viertels den Besuchern vorstellen konnten. Natürlich gab es in den verangenen Jahren immer wieder auch einmal Ärger, z.B. um die „lebende Krippe” - denn für die Tiere, die dazu gebraucht wurden, ist ein verkehrsreicher Platz wie der Harras nicht wirklich ein artgerechtes Fleckchen Erde.

Heuer aber ist der Ärger so groß, dass der Bezirksausschuss daran denkt, dem Weihnachtsmarkt seinen Segen ganz zu verweigern. Das neue Verfahren, mit dem die Stadt den Marktbetreiber auswählt, hat sowohl bei den Bewerbern für Unmut gesorgt (so dass die meisten ihre Bewerbung zurückzogen und nur ein Betreiber übrig blieb) als auch beim Bezirksausschuss (das Sendlinger Gremium sieht sich und seine Vorgaben übergangen).

„Wir sehen ihn sehr kritisch”

„Wir haben unsere Forderungen dem Kreisverwaltungsreferat genannt”, erklärte Bezirksausschussvorsitzender Markus Lutz. Zu diesem schon vor drei Jahren erarbeiteten Rahmen der Sendlinger gehören z.B. Vorgaben zum Mindestabstand der Stände und zu deren Aussehen. Die Sendlinger wollen damit erreichen, dass der Markt am Harras für alle sicher und schön ist und Passanten nicht ausgesperrt werden. Diese Forderungen habe das städt. Kreisverwaltungsreferat (KVR) noch nicht einmal an die Betreiber weitergegeben, kritisierte Lutz. So sei die Standauswahl inzwischen alles andere als das, was die Sendlinger möchten und was sich nach ihrer Erfahrung bewährt hat: „Alle Stände, die wir wollten, hat der Betreiber nicht berücksichtigt”, so Lutz, „er hat stattdessen jene angeschrieben, die wir problematisch finden.” Den Weihnachtsmarkt sehe man heuer „sehr kritisch”, betonte er.

Der Markt solle, so der Plan des Betreibers, am 25. November starten (das ist der frühestmögliche Termin) und am 22. Dezember enden. Beantragt sei zudem der Aufbau schon ab 9. November. Der Bezirksausschuss hätte einen etwas späteren Beginn und eine Öffnung auch noch am 23. Dezember vorgezogen, so Lutz. Dann hätte man nach den Markt nach den Feiertagen zügig abbauen können. Der Betreiber wolle nach dem Ende am 22. Dezember den Markt noch bis zum Heiligen Abend abbauen. Dass er das schafft, bezweifeln die Sendlinger allerdings.

„Wir hätten gerne einen besseren”

Auch nachdem sich der neue Marktbetreiber dem Bezirksausschuss vorgestellt hat, ist die Skepsis der Sendlinger mitnichten gewichen: „Er hat zwar gesagt, dass er alles macht, was wir uns wünschen”, berichtete Elisabeth Robles-Salgado (Grüne), „aber er hat sich gar keine Notizen zu unseren Wünschen gemacht.”

„Wir haben viel Energie in unser Konzept gesteckt. Das wird von der Stadt leider ignoriert.” Die Stadt solle sich um einen schönen Weihnachtsmarkt bemühen, bei dem auch leute aus dem Viertel einen Stand betreiben können. Für die sei der aktuelle Betreiber zu teuer, Sie fasste zusammen: „Wir schlucken die Kröte, aber wir hätten gerne einen bessere Markt!”

Philip Fickel (SPD) meinte, man solle dem neuen Betreiber eine Chance geben, zumal dieser viele Zusagen gemacht habe. Ähnlich arumentierte Holger Glaeske (FDP). Eine Konfrontation mit dem Betreiber sie nicht sinnvoll. Enttäusche dieser die Erwartungen, könne man im nächsten Jahr die Ablehnung aussprechen.

Chance geben oder Zeichen setzen?

Michael Kaiser (CSU) sagte hingegen, er könne sich mit einer Ablehnung des Marktes anfreunden. Man könne angesichts des vom KVR betriebenen Auswahlverfahrens ein Zeichen setzen und den Missmut der Sendlinger deutlich zum Ausdruck bringen.

Ernst Dill (SPD) schlug vor, dem Markt zuzustimmen - jedoch nur unter einer Reihe von Bedingungen. Dazu gehören der Verzicht auf eine „lebende Krippe” und auf Lagerflächen auf der Harrasplatte, die Aufstellung von Toiletten, die Berücksichtigung der bewährten Standbetreiber und eine gemischte Bude für Sendlinger Vereine und Einrichtungen vom 5. bis 12. Dezember. „Setzt das KVR diese Bedingungen nicht durch, lassen wir den Markt ausfallen!” unterstrich Dill. Diesem Vorgehen stimmte der Sendlinger Bezirksausschuss zu. Die Entscheidung über den Markt fällt indes das KVR.

„Ich möchte eine Christkindlmarkt”, meinte abschließend Robles-Salgado, „aber einen schönen, den ich mit meinen Enkelnbesuchen kann.” Michael Kaiser merkte ein „ich auch” an - „aber nicht um jeden Preis!” Man müsse nicht alles hinnehmen, was man aufgetischt bekomme.

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