BA18-Vorsitzender Clemens Baumgärtner im Interview

Auch 2019 bleibt es spannend

Gut informiert sein. Clemens Baumgärtner als Vorsitzender des Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching zählt die Harlachinger Rundschau zu seiner Standard-Lektüre. F. RedH

Gut informiert sein. Clemens Baumgärtner als Vorsitzender des Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching zählt die Harlachinger Rundschau zu seiner Standard-Lektüre. F. RedH

Harlaching · Das alte, ereignisreiche Jahr 2018 ist Historie. Stadt- und stadtteilpolitisch nicht weniger interessant dürfte auch der kommende 12-Monate-Abschnitt in 2019 werden. Grund genug, bei den politisch Handelnden an der Basis der Stadtbezirke nachzuhaken. Die Harlachinger Rundschau tut das auch in diesem Jahr.

Herr Baumgärtner, welche wesentlichen lokalpolitischen Entscheidungen stehen mit Blick auf Untergiesing-Harlaching in diesem Jahr an? Auf welchen Themenfeldern wird der Bezirksausschuss Untergiesing- Harlaching besonders gefragt sein?

Clemens Baumgärtner: Ein wesentlicher Aspekt des neuen Jahres werden die Geschehnisse rund um das Stadion an Grünwalderstraße sein. Hier hatte der Bezirksausschuss schon seit langem, eigentlich seit Beginn der intensiven Spieltätigkeit des TSV 1860 ein Konzept gefordert, welches die Belastungen für die Anwohner verringert, insbesondere mit Hinblick auf die Lärmentwicklung, die Verkehrsbelastungen und die eingeschränkte Erreichbarkeit der Nachbarn aufgrund Straßensperrungen. Im Rahmen eines runden Tisches Anfang Februar werden wir unter Einbeziehung aller Beteiligter versuchen, Lösungen zu erarbeiten, mit denen beide, sowohl die Anwohner, als auch die Stadiennutzer leben können.

Gibt es auch Neuigkeiten in Bezug auf das Klinikum Harlaching?

Clemens Baumgärtner: Hinsichtlich des städtischen Klinikums Harlaching werden wir Anfang des kommenden Jahres die hoffentlich endgültigen Bauplanungen den Bürgern zusammen mit dem städtischen Klinikum präsentieren können. Der Bezirksausschuss hatte den groben Planungen/Eckdaten ja bereits zugestimmt. Wir würden uns freuen, wenn die Neuerrichtung des Klinikums so schnell als möglich von statten ginge. In diesem Zusammenhang ist auch gleich eine weitere wichtige Weichenstellung anzusprechen: Ein Erweiterungsbau der Rotbuchenschule. Diese platzt ja bekanntlich aus allen Nähten. In diesem Jahr wurde einerseits das Gelände des städtischen Klinikums München-Harlaching als Ausweichstandort benannt, zum anderen hatte der Bezirksausschuss auch das Probengelände des Bayerischen Staatstheaters am Gärtnerplatz in der Harthauserstraße als geeignet vorgeschlagen.

Im Moment scheint es hier noch an Abstimmungen zwischen den beteiligten Akteuren bei der Landeshauptstadt München zu fehlen. Einerseits erhalten wir nämlich das Signal, dass das Gelände des städtischen Klinikums aufgrund der benötigten Parkplätze für einen Schulneubau nicht geeignet ist, auf der anderen Seite muss möglichst schnell eine Lösung herbeigeführt werden, weshalb aus meiner Sicht das Gelände an der Harthauserstraße, sowohl unter dem Aspekt des Größenbedarfs der Schulnutzung, als auch aufgrund der für Schulkinder perfekt geeigneten Lage weiter im Sinn einer Entscheidung vorangetrieben werden muss.

Räumlich nicht weit entfernt ist ein weiterer ein weiteres Projekt, das ich im Jahre 2019 gerne angehen würde: Der vom Bezirksausschuss beschlossene S-Bahn Haltepunkt Grosshesselohe. Hier gibt es zwar, wie aus Kommentaren zu der Presseberichterstattung zu entnehmen ist, auch Bürger, die den Flächenverbrauch im Perlacher Forst kritisieren oder der Auffassung sind, dass die Quantität des Verkehrs einen solchen Haltepunkt nicht rechtfertigt. Hinsichtlich letztgenannten Gesichtspunkts bin ich aber der Meinung, dass Verkehrsprognosen angesichts des steten Zuzugs im Umland dann, wenn sie mit den ernsthaften Parametern erstellt werden, nichts anderes erbringen können, als eine Sinnhaftigkeit dieses Haltepunkt. Denn vielfache Zuschriften von Bürgerinnen und Bürger, die sämtlich positiv ausfielen, legen dies auch nahe. Zum anderen könnte ein Park & Ride Parkplatz auch Entlastung für die Innenstadt schaffen. Der zuletzt angedachte Nahversorger würde die diesbezügliche Wüstensituation von Altharlaching eindeutig verbessern. Demgegenüber ist der Flächenverbrauch sicherlich beachtens- und nennenswert, jedoch bei einer Abwägung aller Vorteile und Nachteile als hinnehmbar zu qualifizieren.

Geht es auch in Sachen Verbesserung des ÖPNV voran?

Clemens Baumgärtner: Auch hier sind wir dran. Zwei Dauerbrenner werden auch im Jahre 2019 unsere Aufmerksamkeit fordern, aber auch erhalten: Zum einen die Taktung von Trambahn und Bus im Stadtviertel. Jeder, der im Stadtviertel schon einmal in der Früh oder abends im Berufsverkehr gefahren ist, weiß wovon hier gesprochen wird. Wir werden dafür kämpfen, dass die Taktverdichtung insbesondere bei der Linie 15/25 weiter voranschreitet. Zum anderen wird das schon genannte Thema des Betriebs des Stadions an der Grünwalderstraße und die Umsetzung der gefundenen Lösungsvorschläge sicherlich eng mit den Beteiligten städtischen Referaten und Dienststellen zu begleiten sein.

Bei welchen Themen gibt es einen ernsten Dissens zwischen Stadt und Stadtteil? Und wie wäre dieser aufzulösen?

Clemens Baumgärtner: Einen richtig ernsthaften Dissens im Stadtviertel, der schwer zu lösen scheint, gibt es eigentlich nur hinsichtlich der Parkgarage unterhalb des Wettersteinplatzes. Hier wird nach wie vor als Argument ins Feld geführt, dass die Parkplätze nicht wirtschaftlich seien. Angesichts des Umstands, dass aber auch an anderer Stelle in der Stadt vollautomatisierte Tiefgaragen existieren, scheinen mir die bisher ins Feld geführten Argumente einer lärmentwickelnden Zufahrt und eines kostenmäßig unrentablen Betriebs nicht mehr zu greifen.

Die Stadt selbst ist ja dieser Meinung, wenn sie ein Parklizenzgebiet im Umfeld der potentiellen Tiefgarage errichtet. Hier werden wir sicherlich nachvollziehbare neue Planungen einfordern müssen, um zu einem Erfolg zu kommen. Ein weniger ernsthafter, aber trotzdem nennenswerter Knackpunkt wird auch die Gestaltung bzw. Neugestaltung des der Freifläche am Candidplatz sein. Ich hoffe, dass die bisherige Äußerung, wonach eine Machbarkeitsstudie erstellt wird, möglichst bald in eine konkrete Planung mündet. Die Bürger hätten es sich verdient, dass dieser Platz für das Stadtviertel in noch größerem Maße als bisher nutzbar wird.

Auch möchte ich noch das Thema des Parkhauses am Tierpark ansprechen. Hier ist ja eine Untersuchung zur Umweltverträglichkeit in Auftrag gegeben. Ich hoffe sehr, dass die diesbezüglichen Untersuchungen bald abgeschlossen sind, dies mit einem positiven Ergebnis und mit dem Bau des Parkhauses begonnen werden kann.

Nach wie vor ist es mir nicht verständlich, weshalb das Abstellen von Fahrzeugen auf unbefestigtem Grund umweltfreundlicher sein soll, als in einem Parkhaus, in dem heruntertropfendes Öl und sonstige Schadstoffe in die Kanalisation geleitet werden können. Zum anderen handelt es sich bei dem Tierpark ja um einen städtischen Betrieb. Ich werde immer wieder von Besuchern, die keinen Parkplatz am Tierpark gefunden haben und dann entnervt mit der Familie beispielsweise in den Wildtierpark in Poing ausweichen angerufen. Hier entgehen der Stadt massiv Einnahmen. Das halte ich für ökonomischen Irrsinn.

Wo drückt noch der Schuh im Einzugsbereich des BA 18?

Clemens Baumgärtner: Unter Beobachtung halten werden wir auch in der kommenden Sommersaison die Entwicklung an der Isar. Sicherlich war sie nicht für jedermann in diesem Jahr befriedigend, ich sehe hier aber sehr fruchtbare Bemühungen der städtischen Referate, die es natürlich im kommenden Jahr fortzusetzen gilt. Wir verstehen uns hier als Partner der städtischen Referate, nicht als Gegner. Letztlich wollen alle Beteiligten, dass einerseits der Spaß an der Isar nicht zu kurz kommt, auf der anderen Seite aber auch Anwohner und vor allem die Tiere im Tierpark Hellabrunn nicht mehr als unvermeidbar beeinträchtigt werden. Und nochmals zurück zu Stadionsituation. Der Bezirksausschuss, so hatte ich es auch in der Bürgerversammlung formuliert, wird sich klar hinter das Interesse der Anwohner stellen. Das bedeutet aber auch ebenso klar, dass, wie es die Anwohner selbst formulieren, zielt nicht ist, eine Spielsituation im Stadion unmöglich zu machen. Es geht vielmehr den Anwohnern verständlicherweise darum, mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen zu werden, was bislang aus Sicht der Bewohner nicht oder jedenfalls nicht ausreichend der Fall gewesen ist. Sowohl die Anwohner, als auch der BA haben Verständnis für die Frequenz der Spiele und das Interesse der Vereine in ihrem Heimatsstadion zu verbleiben. Gleichwohl muss ein Ausgleich zwischen den Interessen der Anwohner und den Interessen der Vereine/Stadionsbesucher stattfinden, der deutlich macht, dass um das Stadium herum Menschenleben, die ein bisschen mehr Beachtung ihrer Interessen fordern dürfen.

Richten Sie den Fokus aus dem Blickwinkel des Stadtteils bitte noch einmal kurz auf 2018. Mit welchen Entwicklungen im Stadtteil sind sie besonders zufrieden? Was bereitet noch Kopfzerbrechen?

Clemens Baumgärtner: Ein Rückblick auf das Jahr 2018 stimmt mich insoweit sehr glücklich, als es uns gelungen ist, anlässlich der 80. Jährung der Novemberpogrome ein wirklich von allen beachtetes und positiv aufgenommenes Kunstwerk aufzustellen. Hier erhalte ich ausschließlich positive Rückmeldungen.

Es freut mich, dass das Engagement des Bezirksausschusses an dieser Stelle eine langfristige, sichtbare und das Stadtviertel belebende Auswirkung hat. Gleiches gilt im Übrigen nicht minder für die stets stattfindenden künstlerischen Aktionen am Hans-Mielich-Platz, wie auch die Unterstützung der örtlichen Vereine. Die gute Kooperation zwischen Vereinen, auch den Kirchen und dem Stadtviertelgremium stimmt mich glücklich. Ich möchte auch den bisherigen Dialog bei schwierigen Themen, beispielsweise beim anstehenden runden Tisch, aber auch im Hinblick auf Entscheidungen, die größere Auswirkungen haben im Rahmen von Einwohnerversammlungen weiterhin so stark wie bisher setzen. Ich glaube, dass dieser Dialog den Bürgern zeigt, dass wir nicht über sie hinweg, sondern mit Ihnen entscheiden wollen. Erheblich mehr Kopfschmerzen bereitet mir die Situation des Verkehrs.

Die extrem stark belastete Geiselgasteigstraße ist hier das Beste, wenn auch nicht das einzige Beispiel. Der Pendelverkehr sowohl nach München, als auch aus München heraus nimmt immer weiter zu, ohne dass hier wirklich ein tragfähiges Konzept zur Abhilfe erkennbar ist. Wenngleich primär eine gesamtstädtische Lösung hierfür erforderlich ist, so werden wir dennoch versuchen mit kleinen Maßnahmen wie beispielsweise dem S-Bahn Halt Großhesselohe hier soweit lokal möglich Verbesserung zu bringen. Verbesserung bedarf auch die Situation der Betreuung von Kindern in Kindergarten und Kinderkrippen, ferner die Situation an der Rotbuchenschule. Hier müssen schnelle Lösungen geschaffen werden, ein Zuwarten bis zum Jahr 2025, wie es oftmals aus der städtischen Verwaltung avisiert wird hilft ebenso wenig, wie eine Versorgung mit 60 Prozent der Kinder als Vollversorgung zu qualifizieren. Das geht an der Realität vorbei.

Es bleibt also für den Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching und seinen Vorsitzenden auch im kommenden Jahr allerhand zu tun. Herr Baumgärtner, vielen Dank für dieses Gespräch. RedH

Artikel vom 16.01.2019
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