Innovatives pädagogisches Modell im neuen Haus in Poing

Poing · Bewegte Realschule

Rektor Matthias Wabner freut sich mit Lehrerin Sonja Schraml auf den Einzug in das neue Gebäude der Poinger Realschule.	Foto: cs

Rektor Matthias Wabner freut sich mit Lehrerin Sonja Schraml auf den Einzug in das neue Gebäude der Poinger Realschule. Foto: cs

Poing · Die Schul-Landschaft in Poing ist in Bewegung. Allen voran die Realschule. Die 215 Schüler und 21 Lehrkräfte wandern im Herbst nicht nur ein paar Meter weiter von den weißen Containern, die zwei Jahre lang ihr Zuhause waren, ins neue Schulhaus.

»Bewegte Schule« hat Rektor Matthias Wabner bei seinem Amtsantritt in Poing vor zwei Jahren sein pädagogisches Konzept genannt, das dank der maßgeschneiderten Räumlichkeiten mit dem Beginn des neuen Schuljahres voll zum Tragen kommt. Der in Poing junge Schulzweig kann sich vor Anmeldungen kaum retten. Mindestens 98 Neuankömmlinge wird Rektor Wabner am 13. September begrüßen können. »Wir starten zum ersten Mal mit vier Klassen in der fünften Jahrgangsstufe«, freut sich der Schulleiter. Er ist sicher, dass der gute Ruf seiner Lehranstalt an der Seerosenstraße auch zur Attraktivität des Wohnortes beiträgt. »Das ist ein Sog-Effekt«, hat er festgestellt.

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Angezogen werden viele Eltern sicher auch vom Prädikat »Referenzschule für Medienbildung«. Die Poinger Realschule wurde vom Kultusministerium für diesen zweijährigen Qualifikationsprozess ausgewählt. Hinter dem sperrigen Begriff verbergen sich handfeste Vorteile beim Sprung ins Berufsleben. Ihrem Bewerbungsschreiben für einen Ausbildungsplatz werden die Schulabgänger nämlich eines Tages ein Zertifikat ihrer Schule beilegen können, dass sie die wichtigsten Softwareprogramme beherrschen. »Die Betriebe verlangen solche Kompetenzen«, sagt Sonja Schraml, die Deutsch und evangelische Religionslehre unterrichtet und für die Medienbildung an der Schule zuständig ist.

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Dabei geht es freilich um mehr als nur darum, eine fehlerfreie Power-Point-Präsentation hinlegen zu können oder das rechnergestützte Konstruktionsprogramm CAD aus dem Effeff zu beherrschen. Das Thema Medien und wie man damit reflektiert umgeht, zieht sich durch alle Fächer. Schraml hat dazu die Lehrpläne aller Kollegen durchforstet und ist dabei sogar beim Kunsterzieher fündig geworden. »Die Entwicklung der Schrift hat schließlich auch etwas mit Medien zu tun.« Und für den Religions- und Ethikunterricht bietet sich das Thema Cybermobbing an. Natürlich steht auch die aktuelle Diskussion über Facebook im Mittelpunkt. »Wir wollen das Neue nicht verteufeln. Man muss es nur richtig anwenden«, sagt Schraml. Zum Beispiel vorsichtig mit den eigenen Daten im Internet umgehen und sich darüber im Klaren sein, »dass auch der künftige Chef googelt«. Andererseits wolle sie das Bewusstsein wecken, »dass es etwas Schönes ist, ein Buch in die Hand zu nehmen, und dass es im Fernsehen nicht nur DSDS und ›Top Model‹, sondern auch lehrreiche und interessante Sendungen gibt«.

Gebäude in Rekordzeit errichtet

Zur Beliebtheit der Schule trägt sicher auch das neue Gebäude bei, das in einer Rekordzeit von 13 Monaten von der Firma SKE in Public Private Partnership für 21,6 Millionen Euro errichtet wurde und pünktlich am 1. August dem Landkreis Ebersberg als Bauherrn übergeben wird. In den künftigen Klassenräumen wird in diesen Tagen noch gebohrt und gehämmert, während Planierraupen die Außenanlagen vorbereiten. Bis sich die Schüler auf ihrem Pausenhof austoben können, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Dazu müssen erst die Container abgeräumt sein, die in den vergangenen zwei Jahren acht Klassenzimmer samt Verwaltungsräumen für Lehrer und Sekretariat beherbergt haben. Während die Bauarbeiter werkelten, hat Rektor Wabner mit seinem Kollegium neben dem Unterricht am Raumkonzept getüftelt. »Der Landkreis Ebersberg hat uns das größtmögliche Mitspracherecht eingeräumt. Das ist alles andere als selbstverständlich und zeugt von viel Vertrauen«, lobt der Schulleiter. So kann im neuen Schuljahr ein Konzept umgesetzt werden, das Wabner bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren entworfen hat. Danach werden für jedes Unterrichtsfach eigene Räume eingerichtet.

Eine Lounge für die Lehrer

»Das bedeutet, dass nicht mehr die Lehrer nach jeder Stunde von Klassenzimmer zu Klassenzimmer wandern, sondern die Lernenden. Eine bewegte Schule also«, erklärt der Rektor. Das habe auch den pädagogischen Vorteil, »dass einer die Fünf in Mathe im Mathematikzimmer lässt und frei von negativen Gedanken das Erdkundezimmer betreten kann«. Neu ist auch eine »Lehrerlounge«, in der sich das pädagogische Personal entspannen und bei einer Tasse Kaffee Erfahrungen austauschen kann. Je vier Lehrkräfte werden sich außerdem ein Arbeitszimmer teilen. In einem eigens entworfenen Rollcontainer, der wie ein Stehpult gestaltet ist und als vergrößertes Postfach dient, können die Pädagogen ihre Unterrichtsmaterialien überall dorthin mitnehmen, wo diese gebraucht werden. »Schule dauert heute in der Regel bis 16 Uhr, da benötigt man einen Rückzugsraum, um runterzukommen. Da möchte man auch mal eine Türe hinter sich zumachen können.« Wabner betont jedoch, dass für die Poinger beim Raumprogramm keine Extrawurst gebraten wird. »Wir haben im Verwaltungsbereich Fläche gespart zugunsten der Kommunikation.« Auch er selbst habe bei seinem Arbeitszimmer zurückgesteckt. Dabei gibt es ab Herbst an der Seerosenstraße sicher noch mehr zu verwalten als bisher. Dann wird es in der Schule, die noch im Aufbau ist, statt bislang acht voraussichtlich 15 Klassen mit 345 Schülern geben. Das ist allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange. Das Maximum liegt bei 580 Köpfen. Wabner: »Da ist noch viel Luft drin für Zuzügler und Schulwechsler.«

Es kommen 14 weitere Lehrkräfte

Durch die Kooperation mit der benachbarten Mittelschule soll der Übertritt besonders leicht gemacht werden – ein Modell, das es in ganz Bayern nur 18 Mal gibt. Kräftig aufgestockt wird auch beim Lehrkörper, von bislang 21 auf 35 Mitglieder. Unterstützt wird der Schulleiter künftig von einer Konrektorin, auch ein Novum an der Realschule. Einerseits freut man sich auf die neue Kollegin, die aus dem Kultusministerium entsandt wurde, andererseits, so Wabner, hätten durch das Fehlen eines Stellvertreters bislang viele junge Lehrer mehr als üblich mitentscheiden dürfen. Claudia Schmohl

Nächste Woche: Wie geht es weiter mit den Grundschulen in Poing? Alles über Schul-Baustellen, mögliche Generalsanierungen und angedachte Neubauten.

Artikel vom 19.06.2012
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