Realschule bezieht Neubau – Wabner bekommt Stellvertreterin

Poing · Alles auf Anfang

Morgen ist der erste Schultag – auch für die neue Konrektorin an der Poinger  Realschule, Sylvie Schnaubelt. Nach fünf Jahren am Kultusministerium tritt sie nun wieder vor eine Klasse. Ihre Fächer: Deutsch und Geschichte.	Foto: cs

Morgen ist der erste Schultag – auch für die neue Konrektorin an der Poinger Realschule, Sylvie Schnaubelt. Nach fünf Jahren am Kultusministerium tritt sie nun wieder vor eine Klasse. Ihre Fächer: Deutsch und Geschichte. Foto: cs

Poing · Im beruflichen Leben von Sylvie Schnaubelt ist in diesen Tagen alles neu und »sehr spannend«, wie sie betont.

Die frischgebackene Konrektorin der Realschule Poing steht nach fünf Dienstjahren im Kultusministerium wieder vor einer Klasse, in einem gerade bezogenen Neubau, mit einem engagierten Chef, Matthias Wabner, der gerne neue Wege geht, und Kollegen, die sie alle erst seit ein paar Wochen kennt. Es sind für die 36-jährige Pädagogin bewegte Zeiten in dieser »bewegten Schule« an der Seerosenstraße in Poing.

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Das Wort Bewegung ist ganz wörtlich zu nehmen, denn mit jedem Gongschlag gehen Schüler und Lehrer künftig über die hellen Flure auf Wanderschaft in Richtung jener Fachräume, in denen die jeweils nächste Unterrichtsstunde stattfinden wird. Das sind nicht nur die altbekannten Räumlichkeiten für Physik, Chemie oder Musik. Hier haben auch die Fächer Deutsch, Erdkunde, Mathematik oder Geschichte eine eigene Umgebung und Ausstattung. »So mobil wie möglich sein«, heißt das Credo für die 30 Lehrkräfte und 350 Schüler der im Aufbau befindlichen Realschule. Mobilität ist auch von der neuen Konrektorin gefragt; sie ist übrigens die erste in der seit zwei Jahren bestehenden Schule. Sylvie Schnaubelt hat ihren Arbeitsplatz an der Seerosenstraße am 1. August bezogen.

Nach ihrer fünfjährigen Abordnung ins Kultusministerium, wo sie als stellvertretende Pressesprecherin Anfragen von kritischen Journalisten beantworten musste, steht sie nun wieder für 15 Stunden pro Woche in ihren Fächern Deutsch und Geschichte vor einer Klasse. Dazu muss sie sich in ihre neue Aufgabe als stellvertretende Schulleiterin einarbeiten. »Es gibt zurzeit sehr viel zu entscheiden. Ich lerne ständig dazu«, sagt sie. Aktuell ging es in diesen Tagen um das Sicherheitskonzept, das gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr erarbeitet werden musste. »Unsere Schule soll keine Festung sein. Dennoch dürfen Tür und Tor nicht ständig für jeden offen stehen.« Und bei einem Feueralarm müsse man verhindern, dass etwa die Zufahrtswege von besorgten Eltern blockiert werden.

Bange ist der Neuen nicht vor dem Unterricht. »Ich freue mich riesig darauf, wieder pädagogisch zu arbeiten.« Aus einer Polizistenfamilie im Schwarzwald stammend, hat sie in München studiert und sich bewusst für das Lehramt an Realschulen entschieden, ein Schultyp, der »sich ganz auf das reale Leben konzentriert und dabei Theorie und Praxis verbindet«. Auch den Lebensabschnitt der Kinder findet sie interessant: »Sie kommen als Zwergerl und verlassen uns sechs Jahre später als gestandene junge Erwachsene. In dieser Zeit passiert so viel, und es ist spannend, sie dabei zu begleiten.« Erste Berufserfahrung vor ihrer Zeit im Kultusministerium hat sie in Wasserburg gesammelt. Heute lebt Sylvie Schnaubelt mit ihrem Ehemann, einem Lehrer an der Realschule Vaterstetten, in Baldham. Große Ferien waren für sie in diesem Jahr klein geschrieben.

Sie bestanden aus einem verlängerten Wander-Wochenende in Österreich. Außer Bergtouren gehören Yoga und Reisen, bevorzugt in nordische Länder, zu den Hobbys der 36-Jährigen. Für das übrige, überdurchschnittlich junge Kollegium, darunter zehn neue Lehrkräfte, waren die Ferien in diesem Jahr ebenfalls kürzer als gewohnt. Auch wenn in dem nagelneuen, zweistöckigen Neubau an der Seerosenstraße noch die Handwerker arbeiten, werden dort seit 3. September Umzugskisten ausgepackt, Möbel gerückt und Bücher einsortiert, oder wie in der Edelstahl-glänzenden Versuchsküche von Haushalts- und Ernährungs-Lehrkraft Nina Goldmann Besteckschubladen und Geschirrschränke bestückt. Hier lernen alle Siebtklässler nicht nur die Zubereitung von Nudelgerichten, Obstsalat und Weihnachtsplätzchen, sondern auch alles über gesunde und kalorienbewusste Ernährung. Mancher Schüler habe danach zuckersüße Fruchtsaftgetränke gemieden und werde sich künftig wohl lieber an den kostenlosen Wasserspendern in der Mensa bedienen, erzählt Nina Goldmann lachend.

Lehrer-Lounge mit Barhockern

In der Küche hängt wie in allen Klassenzimmern ein Smartboard an der Wand. Das sind die Kreidetafeln des Digitalzeitalters, gleichzeitig als Beamer einsetzbar und mit einem Computer verbunden. Mit PCs sind selbstverständlich auch die Lehrerbüros ausgestattet, in denen jeweils zwei bis fünf Lehrkräfte ihren Unterricht vorbereiten oder korrigieren. Wer möchte, kann hier bis in die Abendstunden arbeiten. Das Lehrerzimmer im herkömmlichen Sinne als Kommunikations-Zentrale für den Kollegen-Plausch ersetzt eine helle, großzügige Lounge mit Barhockern um einen langen Besprechungstisch und chromblitzenden Kaffeemaschinen.

Dafür, dass Lehrer, Schüler und alle Mitarbeiter an einem langen Schultag bei Kräften bleiben, sorgt Caterer Herbert Matzner, der in der Nähe eine Gaststätte betreibt und täglich eine warme Mahlzeit in der hellen Mensa mit angrenzendem Wintergarten anbietet. Sie wird etwa 3,60 Euro kosten. Zu den Essensgästen zählen vor allem die Kinder der sogenannten gebundenen Ganztagsklasse 5a, deren Unterricht bis 16 Uhr dauert, sowie eine offene Klasse mit Mittagsbetreuung. Herauszufinden, was Kindern und Erwachsenen gleichermaßen schmeckt und zudem noch gesund ist – diese Meisterleistung steht dem Koch noch bevor.

Auch wenn in dem zweistöckigen Gebäude hier und da noch gehämmert und gebohrt wird, zum Schulstart muss niemand fürchten, über vergessene Kabel zu stolpern. »Es gibt nichts, was uns davon abhalten kann, mit dem Unterricht zu beginnen«, sagt die Konrektorin. Nur auf die neue Dreifachturnhalle müssen die Beteiligten noch bis Ende des Monats warten. Ins dritte Jahr ihres Bestehens startet die Realschule mit jeweils vier fünften, sechsten und siebten sowie drei achten Klassen und einem 30-köpfigen Kollegium. In die 21 Millionen Euro teure Musterschule »muss jetzt nur noch Leben rein«, so die Konrektorin. Claudia Schmohl

Artikel vom 11.09.2012
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