Satzungsänderung beim TSV rückt in greifbare Nähe

München · Fußballer lehnen Delegiertensystem ab

Foto: A. Wild

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München · Bei der Abteilungsversammlung Fußball des TSV 1860 am Dienstagabend haben sich die stimmberechtigten Mitglieder mit überwältigender Mehrheit für eine Satzungsänderung im Verein ausgesprochen. Demnach soll das Delegiertensystem, das seit 1976 besteht, abgeschafft werden.

Die Mitgliederversammlung der 1860-Fußballabteilung am 20. März in der Gaststätte Heide-Volm lief weitestgehend ruhig ab. Die Mitglieder stimmten für eine Abschaffung des Delegiertensystems und damit für die Einführung des Mitgliedersystems, wonach die Vereinsmitglieder direkt Einfluss auf Entscheidungen auf Vereinsebene nehmen können. Auch der Vorschlag, die Aufsichtsräte des e.V. künftig nicht mehr als Block sondern einzeln zu wählen, wurde mit großer Mehrheit befürwortet. Das Präsidium des Vereins hat bereits angekündigt, eine Satzungsreform zu unterstützen.

Das Wahlprocedere am Dienstagabend sah vor, dass die 172 Delegierten aus einer Vorschlagsliste von 381 Kandidaten gewählt werden. Allein der Wahlgang nahm fast eine Stunde in Anspruch, die Auszählung nimmt das Kreisverwaltungsreferat vor. Jeder Stimmberechtigte hatte 172 Stimmen, über 600 Stimmzettel müssen jetzt auf Gültigkeit geprüft und die Stimmen ausgezählt werden. Das Ergebnis wird am Montag, 26. März, bekannt gegeben. Erst dann wird sich zeigen, welche der beiden Fanvereinigungen, PRO1860 und ARGE (Arbeitsgemeinschaft der Fanclubs), mehr Stimmen auf sich vereinen konnte und wie groß demnach die Chancen für Reformen wirklich sind.

Nur wenige weitere Punkte erhitzten die Gemüter im Sitzungssaal Heide-Volm in Planegg so sehr wie die Satzungsreform. Laut wurde es erstmals, als Robert Schäfer, Geschäftsführer der KGaA, die für den Profifußball beim TSV zuständig ist, ans Rednerpult trat. Zwar waren einige Pfiffe zu hören, doch der Widerstand gegen die KGaA-Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit hielt sich doch sehr in Grenzen. Rückenwind bekommt die KGaA durch die derzeit gute sportliche Situation, auch wenn die Profis in der Zweiten Bundesliga den Anschluss an die Aufstiegsränge jetzt endgültig verpasst haben dürften. Mit der Nachricht, der Verein habe sein Defizit im vergangenen Geschäftsjahr von 8,5 auf 6 Millionen Euro gesenkt, konnte Schäfer kaum punkten. Die Mitglieder der Fußballabteilung machen die hohen Kosten für die Nutzung der Allianz Arena verantwortlich und werfen KGaA und Präsidium vor, nicht genug dafür zu tun, aus dem Knebelvertrag rauszukommen und stattdessen das Tafelsilber in Form von Anteilen an den jordanischen Investor Hasan Ismaik zu verkaufen. Schäfer sieht seine Aufgabe darin, innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen das Beste für den TSV rauszuholen. Damit müsse er umgehen. »Das, was vor uns war, dafür kann ich leider nichts«, stellte er klar.

In seinem Bericht hob der Geschäftsführer die positive Entwicklung für das Nachwuchsleistungszentrum hervor. Nachdem Immobilie und Grundstück schuldenfrei gemacht worden seien, könnten diese von der KGaA an den Verein übertragen werden. Dies sei nötig, um die Gemeinnützigkeit des Vereins nicht zu gefährden. Auch träfen finanzielle Kürzungen nicht den Juniorenbereich, sondern »nur« die U23. Außerdem sei die Konsolidierung der Finanzen so weit vorangeschritten, dass im Sommer keine Notverkäufe mehr getätigt werden müssten. Darüber hinaus »wollen wir Talente an uns binden«, kündigte Schäfer an.

Talente auf ganz anderem Gebiet zeigte Gerhard Schuler. Seit 1969 Löwe durch und durch, hat er eine Vision, nennt es selbst »Utopie oder Wahnsinn«. Sein Plan: »Bis zum Jahresende können wir die Anzahl der Mitglieder in der Fußballabteilung auf 40.000 erhöhen« – was in etwa eine Verdopplung des jetzigen Stands bedeutet. Er machte eine ganz einfache Rechnung auf. Jeder Delegierte sollte im Monat zwei neue Mitglieder werben. Das wären bis zum Jahresende über 3000 neue Mitglieder. Auch alle anderen rief er zur aktiven Mitgliederwerbung auf und verteilte fleißig Aufnahmeanträge.

Schuler war der Einzige, der sein Anliegen mit viel Euphorie und guter Laune vorbrachte. Weitere Wortmeldungen waren da ganz anders formuliert. Im Jugendbereich herrsche nicht die Zufriedenheit wie nach außen dargestellt werde. Ohne den Einsatz der Jugendtrainer gäbe es aber auch keinen Profibereich mehr. Eine weitere Wortmeldung kritisierte die Anpassung der Delegierten ans Präsidium, anstatt sich mehr einzumischen. Im Großen und Ganzen war eine Unzufriedenheit mit einzelnen Aspekten im Verein und der KGaA zu erkennen. Im Gegensatz dazu waren die Mitglieder mit der Arbeit der Abteilungsleitung sehr zufrieden.

Abteilungsleiter Robert Reisinger, sein Stellvertreter Daniel Bauer und Kassier Thomas Probst wurde mit großer Mehrheit entlastet. Bauer trat aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wiederwahl an. Sein Nachfolger wurde Erik Altmann, der genauso wie Reisinger und Probst mit deutlicher Mehrheit gewählt wurde. Gegenkandidaten gab es keine.

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