Interview mit Gerhard Schnell und Andy Kern, 1. und 2. Vorsitzender der ARGE

„Wir haben keinen geeigneten Kandidaten gefunden“

Oben: Gerhard Schnell, 1. Vorsitzender der ARGE. Unten: Andy Kern, 2. Vorsitzender der ARGE. Fotos: A. Wild

Oben: Gerhard Schnell, 1. Vorsitzender der ARGE. Unten: Andy Kern, 2. Vorsitzender der ARGE. Fotos: A. Wild

München · Im Vorfeld der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung in der Gaststätte Heide-Volm, Planegg, am Dienstag 20. März (18.30 Uhr, Einlass 17 Uhr) führte die Redaktion der Münchner Wochenanzeiger ein Gespräch mit dem 1. und 2. Vorsitzenden der ARGE. Andy Kern ist seit vielen Jahren im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Fanclubs des TSV München von 1860 e.V. und war dort zunächst als Beisitzer und jetzt als 2. Vorstand tätig. Gerhard Schnell ist seit 5 Jahren 1. Vorsitzender der ARGE und war zuvor Beisitzer.

Herr Kern, Herr Schnell, in der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung ist das Hauptthema die Reform der Satzung und damit einhergehend die geplante Abschaffung des Delegiertensystems. Wie steht die ARGE zu diesem wichtigen Thema?

Andy Kern/Gerhard Schnell: Für uns ist das eine schwierige Frage. Da tut sich PRO1860 um einiges leichter bei der Beantwortung. Prinzipiell steht die ARGE, wie auch in der letzten Satzungskommission vertreten, immer noch für die Beibehaltung des Delegiertensystems. Auf unserer Liste sind aber auch einige Kandidaten, die das Delegiertensystem aus den unterschiedlichsten Gründen abschaffen möchten.

Welche Gründe sind das?

Andy Kern/Gerhard Schnell: Nach den Gesprächen mit unseren Fanclubs, ist der Hauptgrund, dass man es leid ist, alle drei Jahre einen Grabenkrieg gegen PRO1860 zu führen und das ohne wirkliche Inhalte, sondern nur mit dem Ziel möglichst viele Delegierte zu bekommen. Zu einer Annäherung der verschiedenen Lager in der Fanszene trägt dies sicherlich nicht bei. Außerdem sind die Meinungen zu Sachthemen innerhalb der ARGE oder sogar innerhalb eines Fanclubs naturgemäß nicht einheitlich. Je größer der Fanclub oder die Organisation, desto unterschiedlicher die Meinungen.

Aber gerade aus diesen Gründen müsste die ARGE-Vorstandschaft sich doch eher für die Abschaffung des Delegiertensystems einsetzen. Warum ist dem nicht so?

Andy Kern/Gerhard Schnell: Der wohl wichtigste Grund ist, dass wir uns nicht sicher sind, ob wir die Mitglieder der Fanclubs wirklich jedes Jahr motivieren können, zur Mitgliederversammlung zu fahren und ihr Stimmrecht wahr zu nehmen. Eine Rolle spielt auch, dass einige Mitglieder fürchten, dass bei einer Mitgliederversammlung die vergünstigte Fernmitgliedschaft einfach abgeschafft wird. Dies würde vor allem die Mitglieder in den von der ARGE vertretenen Fan-Clubs betreffen.

Die Delegiertenkandidaten der ARGE-Region 6 sind nicht auf Ihrem Informationsflyer enthalten. Liegt das daran, dass diese Kandidaten für eine Abschaffung des Delegiertensystems sind?

Gerhard Schnell: Nein, völlig falsch. Das Fehlen der Kandidaten auf der ersten Liste hat – und hier möchte ich anmerken, dass es inzwischen eine neue Liste der ARGE mit einem Teil der Kandidaten der Region 6 gibt – einen ganz einfachen Grund. Wir mussten den Flyer in Druck geben und bis zu diesem Zeitpunkt lagen uns die Namen der Region 6 einfach nicht vor. Dies lag daran, dass die Liste der Region 6 an die falsche Postadresse geschickt wurde. Die Sache ist inzwischen übrigens schon mit dem Regionsvorsitzenden der betroffenen Region geklärt. Eine separate Liste für alle ARGE-Kandidaten aus der Region 6 haben wir ebenfalls bereits gedruckt.

Andy Kern, Sie wurden in einem Fanblog zitiert mit den Worten „PRO1860 hat in seiner Amtszeit nichts zerrissen.“ Wie genau meinen Sie das?

Andy Kern: Dieser Satz wurde von Autor Oliver Griss völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Es ging dabei um das Delegiertensystem im Allgemeinen, und dabei wurden von mir die diversen Zeitspannen mit unterschiedlichen Mehrheiten kommentiert. Bei dem Gespräch habe ich dargestellt, dass von den Delegierten des TSV 1860 auch vor 2006 und nach 2009 keine nennenswerten Entscheidungen getroffen wurden. Die Delegierten der ARGE wurden weder beim Anteileverkauf der Allianz-Arena, noch beim Verkauf der KgaA-Anteile gefragt bzw. hatten hier etwas zu entscheiden. Wir wollten in der Delegiertenperiode vor 2006 sogar eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, was damals vom Präsidium Alfred Lehner, Wolfgang Hauner und Ralph Burkei hinausgezögert bzw. verhindert wurde. Dann ging es um den Zeitraum 2006 bis 2009 und da habe ich über die PRO1860-Delegierten gesagt, dass diese „ebenfalls nichts zerrissen haben“. Damit wollte ich darstellen, dass die gewählten Delegierten, auch wenn sie das oberste Organ des e.V. darstellen, eigentlich nur wenig zu sagen haben. Aus all diesen Sätzen wurde in Boulevard-Manier eben nur noch der Satz „PRO1860 hat nichts zerrissen“ verwendet. Anmerken möchte ich noch, dass in der Zeit der PRO1860-Delegierten noch nicht einmal alle Delegierten von PRO1860 gestellt wurden und somit z.B. keine Satzungsänderung möglich gewesen wäre.

Bei einem ARGE-Treffen der Delegiertenkandidaten in Wolnzach wurde beschlossen, Robert Reisinger als Abteilungsleiter abzulehnen. Was waren die Gründe und welche fachlichen Fehler hat die bisherige Abteilungsleitung nach Meinung der ARGE gemacht?

Andy Kern/Gerhard Schnell: Es ist nicht richtig, dass bei unserer Informationsveranstaltung für die Delegiertenkandidaten in Wolnzach den Fan-Clubs von uns empfohlen wurde, den bisherigen Abteilungsleiter Robert Reisinger und sein Team nicht zu wählen. Richtig ist, dass die ARGE-Vorstandschaft eine Alternative zur bisherigen Abteilungsleitung gesucht hat, nachdem einige Mitglieder von Fan-Clubs extrem sauer über die Terminierung der Mitgliederversammlung auf einen Dienstag Abend waren. Wir haben aber keinen geeigneten Kandidaten gefunden, daher ergab sich auf unserer Versammlung die Frage, was passiert, wenn man sich der Stimme enthält. Daraufhin wurde nur gesagt, wenn man Herrn Reisinger nicht als Abteilungsleiter möchte, dann müsse man halt gegen ihn stimmen. Fachliche Fehler von Robert Reisinger bzw. seinem Team wurden nicht diskutiert und sind uns auch nicht bekannt.

Bei der Versammlung der ARGE-Region 1 hat der Abteilungsleiter ja die Gründe für die Wahl des Termins dargestellt (siehe auch Interview mit Robert Reisinger). Wie hat sich die Meinung der ARGE-Vorstandschaft nach dieser Darstellung verändert?

Andy Kern/Gerhard Schnell: Die Entscheidung überlassen wir, wie in allen anderen Sachfragen auch, den Mitgliedern der Fanclubs, die auch Mitglied im TSV München von 1860 e.V. sind, selbst.

Herr Schnell, ein Sponsor bezahlt ja alle Busse (vom kleinen 9er bis zum großen Doppeldecker) zur Delegiertenversammlung. Wie genau läuft das für die Fanclubs ab und wer ist dieser großzügige Sponsor?

Gerhard Schnell: Die Fanclubs müssen sich beim 1. oder 2. Vorsitzenden oder beim Kassier der ARGE vorher anmelden und dann, nach Bezahlung der Busrechnung, diese bei der ARGE einreichen. Der Sponsor ist ein Mitglied aus den Reihen der Fanclubs und möchte nicht genannt werden.

Was möchten Sie den Mitgliedern für den 20.03. mit auf den Weg in die Mitgliederversammlung geben?

Mit PRO1860 sind wir uns als ARGE einig, dass die Satzung modifiziert werden muss. Zur Wahl sollten alle Mitglieder des TSV München von 1860 e.V. kommen, damit bei der Versammlung ein so breites Bild wie möglich der Fußballabteilung des TSV entsteht.

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Artikel vom 17.03.2012
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