Interview Roman Beer, 2. Vorsitzender von PRO1860 e.V.

„Wir haben ein großes Ziel“

Roman Beer, 2. Vorsitzender von PRO1860. Foto: A. Wild

Roman Beer, 2. Vorsitzender von PRO1860. Foto: A. Wild

München · Im Vorfeld der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung in der Gaststätte Heide-Volm, Planegg, am Dienstag 20. März (18.30 Uhr, Einlass 17 Uhr) führte die Redaktion der Münchner Wochenanzeiger ein Gespräch mit Roman Beer. Er ist erster Vorsitzender der „Freunde des Sechzger Stadions e.V.“ und zweiter Vorsitzender der Fanvereinigung PRO1860 e.V.. Er engagiert sich seit vielen Jahren für den TSV 1860 und seine Fans. So war er unter anderem Mitglied der Satzungskommission des TSV 1860 von September 2007 bis Oktober 2008.

Herr Beer, mit welchem Programm tritt PRO1860 bei der Mitgliederversammlung der Fußballabteilung an?

Wir haben ein großes Ziel: Eine umfassende Reform der Satzung, wie sie in den letzten Jahren schon mehrfach in Angriff genommen wurde, aber immer an vereinsinternen Widerständen gescheitert ist.

Wie wollen Sie das erreichen?

Wir haben eine Kandidatenliste für die Delegiertenwahl aufgestellt, die neben PRO1860 viele verschiedene Fanorganisationen wie beispielsweise Teile der ARGE-Fanclubs, die Löwenfans gegen Rechts, die Giasinga Buam, die Cosa Nostra und die Freunde des Sechzger Stadions abbildet. All diese Kandidaten stehen für unsere Ziele einer Satzungsreform. Aufgrund der negativen Erfahrungen bei der Arbeit an einer Satzungsreform in verschiedenen Kommissionen der vergangenen Jahre, ist es aus unserer Sicht notwendig, das auf den ersten Blick überheblich erscheinende Ziel auszugeben, alle Delegierten der Fußballabteilung zu stellen. Nur dadurch ist gewährleistet, dass die unter der Federführung von PRO1860 propagierten Ziele einer Satzungsreform auch wirklich umgesetzt werden können.

Was genau sind die Ziele bei der Satzungsreform?

In erster Linie die Abschaffung des Delegiertensystems und die Wiedereinführung der Mitgliederversammlung im Hauptverein wie bei nahezu allen deutschen Profivereinen üblich. Dadurch bekommt jedes einzelne Mitglied das Recht, am Vereinsgeschehen direkt teilzunehmen. Das Delegiertensystem dagegen hat dazu geführt, dass sich im Fanlager zwei Blöcke, PRO1860 und die ARGE, gebildet haben, die in den Versammlungen zur Wahl der Delegierten nahezu gleich stark vertreten waren. Durch das Delegiertenwahlsystem wurden in der Regel nur die Kandidaten eines dieser Blöcke gewählt. Neben den Kandidaten des unterlegenen Blocks sind daher auch neutrale Wahlvorschläge beziehungsweise Kandidaten aus den Unterabteilungen der Fußballabteilung (Anm. d. Red.: z.B. Schiedsrichter, Ordner) nicht im höchsten Vereinsorgan, der Delegiertenversammlung, vertreten. Dadurch wurde die Spaltung der Fanszene nur immer größer.

Wie steht die zweite große Fanorganisation bei 1860, die Arbeitsgemeinschaft der Fanclubs (ARGE) zu diesem Thema?

Eigentlich müssen Sie dazu die ARGE selbst fragen, aber gerade die ARGE-Vorstandschaft sollte sich für die Abschaffung des Delegiertensystems einsetzen, da, wie von Andy Kern (Anm. d. Red.: 2. Vorsitzender der ARGE) mehrmals dargestellt, die einzelnen Löwen-Fans in den ARGE-Fanclubs zu den diversen Sachthemen keine einheitliche Meinung haben. Wie diese Meinungsvielfalt unter den Fans über ein Delegiertensystem abgebildet werden soll, bei dem die Delegiertenkandidaten der ARGE ohne Vorstellung ihrer persönlichen Ziele antreten und auch die ARGE kein für alle Kandidaten gültiges Programm präsentiert, bleibt mir völlig schleierhaft. Die Abschaffung des Delegiertensystems bedeutet damit letztlich die einzige Möglichkeit zur Stärkung der Rechte jedes einzelnen Mitglieds. Und gerade der Antrag des Delegierten und Vorsitzenden der ARGE-Region 2 (Schwaben) Peter Demmeler mit der Forderung, das Delegiertensystem abzuschaffen, zeigt deutlich, dass Teile der ARGE mittlerweile ebenfalls für mehr Mitgliederrechte eintreten. In der letzten Satzungskommission hatte die ARGE ja das Delegiertensystem noch mit aller Macht verteidigt.

Gibt es noch weitere Ziele?

Ein wichtiger Punkt ist sicher noch die Einzelwahl der Aufsichtsräte. Diese werden aktuell im Block gewählt. Das bedeutet, wenn man einzelne Aufsichtsratskandidaten nicht wählen möchte, muss man alle anderen auch ablehnen. Und die völlig nebulöse und intransparente Vorauswahl des Kandidatenblocks für die Aufsichtsratswahl durch den Wahlausschuss würde damit auch abgeschafft. (Anm. d. Redaktion: im Moment entscheiden fünf Personen im Wahlausschuss ohne Begründung über die Zulassung von Kandidaten.)

Und ansonsten?

Es gibt noch einige Punkte mehr. Neben ein paar auf den ersten Blick vielleicht eher nebensächlichen Änderungen, die darauf abzielen, Unklarheiten der aktuellen Satzung zu beseitigen, die bisher immer wieder zu Streitereien bis hin zu juristischen Auseinandersetzungen geführt haben, ist die Zustimmung der Mitglieder beim Verkauf von Vereinsvermögen ein Hauptziel. Bisher haben Präsidium und Aufsichtsrat hier freie Hand.

Wie stehen denn die Delegiertenkadidaten auf Ihrer Liste zu den Themen abseits der Satzungsreform?

Für die gemeinsam von PRO1860 und den nahe stehende Organisationen vorgeschlagenen Delegiertenkandidaten gibt es zu anderen Themen neben der Satzungsreform keine einheitlichen Ziele. Wenn das Mitgliedersystem wieder eingeführt ist, kann dann schließlich jedes einzelne Mitglied selbst nach eigenem Ermessen in allen Fragen entscheiden. Wer wissen möchte, für was PRO1860 steht, der kann sich aber auch persönlich bei unseren monatlichen Treffen informieren oder schon mal unter www.pro1860.de nachlesen welche Themen uns besonders am Herzen liegen. Wir sind immer offen für neue, gerne auch anders denkende Löwen, in unseren Reihen. Bei uns braucht niemand Angst zu haben, solange er auch bereit ist, andere Meinungen zu akzeptieren.

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Artikel vom 17.03.2012
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