TSV 1860 München beruft promovierten Sportwissenschaftler

Neuer Sport-Geschäftsführer Werner im Amt

Hat wieder einen Sport-Geschäftsführer: Geschäftsstelle des TSV 1860 München. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Sechs Monate nach dem Abschied seines Sport-Geschäftsführers Günther Gorenzel hat der TSV 1860 München nach langem zähen Ringen einen Nachfolger ins Amt gebracht. Wie der Klub am Freitagabend mitteilte, ist Christian Werner der neue Mann auf der sportlichen Kommandobrücke des Drittligisten. Vorausgegangen war der Bestellung des promovierten Sportwissenschaftlers zum Geschäftsführer eine Auseinandersetzung zwischen den Gesellschaftern über die richtige Strategie für den Klub.

Während die Vertreter des arabischen Gesellschafters und Kreditgebers Hasan Ismaik (HAM) im Sommer zunächst gar keinen Nachfolger beschäftigen wollten und sich zusammen mit dem verbliebenen Finanz-Geschäftsführer und dem Trainer selbst in der Kaderplanung versuchten, favorisierten die Funktionäre des Muttervereins ein Engagement des in München lebenden ehemaligen Löwen-Profis und erfahrenen Sportmanagers Horst Heldt. Seine Verpflichtung scheiterte jedoch am Widerspruch des Gesellschafters HAM International. Dessen Akteure strebten für einen späteren Zeitpunkt die Beschäftigung eines Sportdirektors an, der dem ihnen gewogenen Finanz-Geschäftsführer unterstellt bleiben sollte.

Beim Verein war man von dieser Vorstellung wenig begeistert. Die Funktionäre befürchteten der erneuten direkten Einflussnahme der Vertreter Ismaiks auf das Tagesgeschäft der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA damit Tür und Tor zu öffnen. Die eigenwillige Kaderplanung für die aktuelle Spielzeit hatte klubintern für heftige Kontroversen gesorgt. »Ich habe gern klare Verantwortlichkeiten – auch im sportlichen Bereich. Jeder macht alles und alle ein bisschen und am Ende ist niemand mehr für irgendwas verantwortlich, das entspricht nicht meiner Vorstellung«, erklärte Präsident Robert Reisinger Mitte September dazu in einem Interview mit dieser Zeitung.

Einer der ursprünglichen Bewerber um den Posten des Sportdirektors war Christian Werner, der zuvor in verantwortlicher Position beim SC Austria Lustenau in Österreich und beim Regionalligisten SGV Freiberg tätig war. Marc-Nicolai Pfeifer, der Geschäftsführer des TSV 1860 München, hatte ihn nachdrücklich zur Anstellung empfohlen, war damit aber am Veto der Vereinsvertreter abgeprallt. Die Gründe für die Ablehnung durch das Präsidium sollen aber weniger an der Person Werners gelegen haben, sondern seiner geplanten Funktion geschuldet gewesen sein. In einer Erklärung auf der Website des Muttervereins heißt es: »Wir sind aufgrund vielfältiger Erfahrungen der vergangenen Jahre und der speziellen Gesellschafterkonstellation in der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zur festen Überzeugung gelangt, dass nur ein sportlicher Leiter im Rang eines Geschäftsführers über die erforderliche Handlungsautonomie verfügt.«

Nun ist der gebürtige Hesse im Amt. »Christian Werner konnte die Vereinsvertreter im persönlichen Kontakt mit intensiven und detaillierten Analysen zur sportlichen Situation und mit sportwissenschaftlichen und organisationsspezifischen Kenntnissen von seiner Qualifikation für die geforderten Aufgaben überzeugen«, wird Präsident Reisinger in einer Mitteilung des Klubs zitiert.

Der 42-jährige Sportwissenschaftler, Trainer und ausgebildete Pädagoge ist ein noch unbeschriebenes Blatt im deutschen Profifußball. »Ich verfolge den TSV 1860 München schon länger mit großem Interesse und freue mich sehr, jetzt für diesen Traditionsverein in verantwortlicher Position tätig zu sein«, erklärt Werner. Seine erste große Managementaufgabe für den TSV 1860 München erledigte der gebürtige Hesse noch in freiberuflicher Funktion: die Suche nach einem Nachfolger für den freigestellten Trainer Maurizio Jacobacci. In wenigen Tagen soll ein neuer Trainer die Löwenprofis anleiten.

(as)

Artikel vom 08.01.2024
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