Löwen-Vizepräsident Heinz Schmidt im Interview

»Plädieren für einen zweiten Geschäftsführer«

Löwen-Vizepräsident und Schatzmeister: Heinz Schmidt. Foto: Anne Wild

Löwen-Vizepräsident und Schatzmeister: Heinz Schmidt. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der TSV 1860 München soll laut Medienberichten kurz vor der Verpflichtung eines neuen sportlichen Leiters stehen. Seit dem Abschied des früheren Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel ist die Position bekanntlich vakant. Auf einer Dialogveranstaltung für Fans und in einem Interview mit dem Sportmagazin »Kicker« erweckte Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer den Eindruck, man habe sich im Klub nunmehr auf einen Nachfolger geeinigt. Die Münchner Wochenanzeiger sprachen darüber mit dem Vizepräsidenten und Schatzmeister des Vereins Heinz Schmidt.

Herr Schmidt, die seit fast vier Monaten andauernde Suche nach einem neuen Sportlichen Leiter beim TSV 1860 München soll ein Ende gefunden haben?

Das kann ich nicht bestätigen.

Es heißt in Medienberichten, Sie hätten zusammen mit Hasan Ismaiks Statthalter Saki Stimoniaris sowie Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer und dem zweiten Vizepräsidenten Hans Sitzberger einer Findungskomission für die Neubesetzung der sportlichen Leitung angehört.

Der Begriff Findungskomission stammt nicht von mir. Nach meiner Erinnerung hat sich auch nie eine solche konstituiert. Ich habe in meiner Funktion als Präsidiumsmitglied auf Einladung der Geschäftsführung an persönlichen Vorstellungsrunden einzelner Kandidaten teilgenommen. Das ist richtig.

Wer hat die Bewerber ausgewählt?

Die Geschäftsführung der KGaA.

Medien nennen Christian Werner, einen promovierten Sportwissenschaftler. Pfeifer erklärte öffentlich, von allen Kandidaten habe er am meisten überzeugt. Seine Berufung sei deshalb empfohlen worden. Werner soll sogar schon täglich auf der Geschäftsstelle anzutreffen sein.

Ich möchte prinzipiell keine Namen in den Mund nehmen, solange keine vertragliche Bindung vorliegt.

Warum wurde der Name vorzeitig publik?

Weil der Kandidat sehr offensiv positioniert wurde. Das ließ sich dann kaum mehr vermeiden.

Es heißt in Medienberichten, Sie und Sitzberger würden die Personalie begrüßen, es läge nun nur noch an Präsident Reisinger.

Ich plädiere wie der gesamte Verein für die Bestellung eines zweiten Geschäftsführers. Das Vier-Augen-Prinzip hat sich bewährt und ein zweiter Geschäftsführer kann auch Marc-Nicolai Pfeifer entlasten. Zuständig für die Bestellung eines Geschäftsführers ist der Beirat. Dieses Verfahren gilt es abzuwarten.

Die Kaderzusammenstellung im Sommer erfolgte ohne einen nominellen Sportdirektor. Präsident Reisinger erklärte im Interview mit dem Wochenanzeiger, ihm habe die Vorgehensweise nicht gefallen. Wie haben Sie das empfunden?

Mir hat das in der Form nicht behagt. Dass Dritte in die Personalverhandlungen der KGaA einbezogen waren, fand ich irritierend. Und das war nun mal so.

Ein früh geäußerter Personalwunsch Reisingers für die Nachfolge Gorenzels soll aber auch innerhalb des Präsidiums nicht auf Gegenliebe gestoßen sein?

Der Geschäftsführer hatte uns mehrere Alternativkandidaten vorgeschlagen, die Hans Sitzberger und ich uns erst in Ruhe ansehen wollten, ehe wir uns persönlich entscheiden. Die Diskussion darum sorgte für atmosphärische Störungen innerhalb der Präsidiums. Am Ende haben aber sowohl ich wie auch Sitzberger den Vorschlag von Reisinger unterstützt. Nur ließ der sich nicht realisieren.

Warum nicht?

Von einem Vertreter unseres Mitgesellschafters wurde mir persönlich unverblümt erklärt, es wäre völlig unerheblich, welchen Namen der Verein in den Ring wirft. Sobald öffentlich klar sei, es handelt sich um einen Kandidaten des Vereins, würde ihn HAM, unabhängig von dessen Qualifikation, kategorisch ablehnen. Das hat der von uns vorgeschlagene Kandidat dann auch im Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Geschäftsführer zu spüren bekommen. Daraufhin hat er sich zurückgezogen.

Wir reden von Horst Heldt?

Der Name ist egal und beliebig austauschbar. Mir geht es um das dahinter stehende Prinzip. Mich hat die Haltung unseres Mitgesellschafters schockiert. Das entspricht nicht meiner Vorstellung von Kooperation.

Im Interview mit dem »Kicker« sprach Pfeifer von einer kürzlich ins Leben gerufenen »Zukunftsinitiative«, die in enger Abstimmung zwischen dem Hauptsponsor die Bayerische und der Löwen-Geschäftsführung einzelne Themen im Klub vorantreiben soll. Was hat es damit auf sich?

Inhaltlich möchte ich öffentlich nicht darüber sprechen. Aber ich halte das Vorhaben für eine grundsätzlich lohnende Initiative unseres Hauptsponsors, an der ich mich persönlich gerne beteilige.

Abschließend zum Spiel – wie gefällt Ihnen das sportliche Auftreten der Profimannschaft in dieser Saison?

Ich nehme eine Entwicklung wahr. Die Mannschaft hat an Stärke gewonnen, vor allem in der Defensive. Mir persönlich gefällt die Mischung an Spielercharakteren. Ich traue ihr etwas zu.

Artikel vom 26.10.2023
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