Mahnung und Antwort

Neue Erinnerungszeichen in Bogenhausen für Mitglieder des FC Bayern

 Unter reger Anteilnahme übergaben Oberbürgermeister Dieter Reiter (Mitte) und der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge, das Erinnerungszeichen für das Ehepaar Neuburger in der Innstraße 18. Foto: bs

Unter reger Anteilnahme übergaben Oberbürgermeister Dieter Reiter (Mitte) und der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge, das Erinnerungszeichen für das Ehepaar Neuburger in der Innstraße 18. Foto: bs

Bogenhausen · Gemeinsam mit dem FC Bayern München hat die Koordinierungsstelle Erinnerungszeichen im Stadtarchiv München am Internationalen Holocaust-Gedenktag zwei neue Erinnerungszeichen in Bogenhausen an die Öffentlichkeit übergeben.

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Oberbürgermeister Dieter Reiter, Familienangehörige und der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, weihten in der Innstraße 18 die Erinnerungsstele für Irene und Wilhelm Neuburger ein. „Irene und Wilhelm Neuburger waren angesehene Bürger unserer Stadt München, ehe die nationalsozialistischen Machthaber sie entrechteten, enteigneten, vertrieben und töteten – nur weil sie Juden waren", betonte Reiter. "Mit den Erinnerungszeichen vor ihrem einstigen Wohnsitz soll nun nicht nur ihrer Vertreibung und ihres grausamen Todes gedacht, sondern vor allem auch ihr Leben und Wirken in der Münchner Stadtgesellschaft in Erinnerung gerufen werden.“

Der Kaufmann Wilhelm Neuburger war ein begeisteter Sportler und Mitglied des FC Bayern München, in einem Tennisclub und im Bayerischen Skiverband. Im Jahr 1936 emigrierte die Familie in die Niederlande und lebte in Amsterdam. Von dort wurden sie alle am 14. Januar 1943 in das Kamp Westerbork verschleppt. Am 12. Januar 1944 deportierte die SS sie in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Irene Neuburger wurde am 28. November 1944, Ehemann Wilhelm am 22. Januar 1945 ermordet. Die beiden Töchter überlebten das Konzentrationslager.

Die Erinnerungstafel für Hedwig und Hugo Railing übergaben Bürgermeisterin Christine Strobl und Karl-Heinz Rummenigge in der Montgelasstraße 2. „Es ist es unsere Pflicht als Demokraten, nicht zu schweigen und unsere Stimme immer wieder gegen die Feinde unseres Rechtsstaates zu erheben", meinte Strobl. "Wir dürfen nicht vergessen, welche schrecklichen Konsequenzen es nach sich ziehen kann, wenn humanitäre Grundwerte mit Füßen getreten werden. Als dauerhafte Mahnung für diese Verantwortung und als eine Antwort zum Schutz unserer gefährdeten Demokratie stehen die Erinnerungszeichen.“

Hugo Railing war Eigentümer der „Münchner Textildruckerei GmbH“ in Großhadern. Er und sein Bruder waren engagierte Mitglieder des FC Bayern München. Das Familienunternehmen wurde 1938 zwangsweise enteignet, Hugo Railing verhaftet. Die Gestapo deportierte das Ehepaar Hedwig und Hugo Railing am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski, wo Frau Railing umkam. Im November 1942 wurde Hugo Railing im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Sohn und Tochter konnten nach England und in die Schweiz emigrieren.

Bei einer Gedenkveranstaltung für die beiden Ehepaare in der Städtischen Sing- und Musikschule ergriff Stadtschulrätin Beatrix Zurek das Wort. Im Festsaal der Schule, der sogenannten Lauer-Villa, befand sich nach Kriegsende Münchens erste orthodoxe Synagoge. Auch ein jüdisches Gymnasium war hier übergangsweise beheimatet. "Der Saal ist ein Ort, an dem jüdisches Leben in München wieder begonnen hat", sagte Zurek. "Er ist ein würdiger Ort für das Gedenken."

Das Erinnerungszeichen für Irene und Wilhelm Neuburger waren von ihrer Enkelin, das für Hedwig und Hugo Railing vom FC Bayern München initiiert worden. „Es ist uns wichtig, unseren Mitgliedern ein würdiges Andenken zu bereiten", erklärte der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG, Karl-Heinz Rummenigge. "Und es ist uns ein großes Anliegen, auch anlässlich des Erinnerungstages im deutschen Fußball einen Beitrag gegen das Vergessen zu leisten.“

Artikel vom 02.02.2020
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