Ein Jahr nach dem Umbau: Sanierte Schule ist Vorbild in Bayern

Feldkirchen · Mit Gemütlichkeit

Einblicke, Durchblicke – so attraktiv kann Sichtbeton sein. Die Feldkirchner sind stolz auf ihre Schule, deren Architektur beispielhaft in Bayern ist. 	Foto: cs

Einblicke, Durchblicke – so attraktiv kann Sichtbeton sein. Die Feldkirchner sind stolz auf ihre Schule, deren Architektur beispielhaft in Bayern ist. Foto: cs

Feldkirchen · Die Volksschule Feldkirchen hat ihre Bewährungsprobe bestanden. Genau ein Jahr nach dem Wiedereinzug in den generalsanierten Nordtrakt des 50 Jahren alten Schulbaus sind Lehrerschaft und Bürgermeister voll des Lobes für Baumeister und Handwerker.

Als zusätzliche Anerkennung für die Baumeister Marcus Vollmann und Jürgen Krug sowie Landschaftsplanerin Heide-Marie Eitner wurde das Bauwerk im Rahmen der diesjährigen Architektouren als eines von 302 beispielhaften Projekten in Bayern von der Architektenkammer für wert befunden, der Öffentlichkeit vorgestellt zu werden.

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Vor einem Jahr stand Rektor Stephan Vogel noch etwas verloren mit gepackten Kisten im unmöblierten Lehrerzimmer. Mittlerweile hat sich längst alles bestens eingespielt, wie Konrektorin Renate Zwiefelhofer betont. »Man kann sich hier wirklich wohlfühlen.« Sie hat es sich ebenso wenig wie Bürgermeister Werner van der Weck nehmen lassen, zusammen mit einer Handvoll interessierter Bürger Marcus Vollmann und Heide-Marie Eitner auf einem Rundgang durch die lichtdurchfluteten Räume und die einladende neue Aula zu folgen. »Jeder geht hier gerne hinein«, stellt van der Weck gleich zu Beginn fest. Sollte ihm der eine oder andere der 366 Schüler nicht immer zustimmen können, an den Räumlichkeiten kann es jedenfalls nicht liegen. Auch wer doch einmal Frust geschoben hatte, ließ es nicht gleich – wie andernorts üblich – an Decken und Wänden aus. »Die Kinder gehen sehr pfleglich mit dem Gebäude um«, lobt Konrektorin Zwiefelhofer. »Sichtbeton verdreckt nicht so schnell«, stellt Architekt Vollmann heraus. »Zusammen mit Glas und Holz ergibt sich außerdem ein sehr schönes Materialspiel.« Der Baumeister lobt auch die Grundsubstanz der Volksschule, die immerhin schon über ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat: »Wir haben eine gute Qualität und straffe Architektur vorgefunden.«

Große Zimmer und Walderdbeeren

Weiterer Vorteil der Grundsanierung gegenüber einem lange Zeit ernsthaft diskutierten Neubau: die für heutige Verhältnisse großräumigen Klassenzimmer von über 70 Quadratmetern. »Mehr als 64 Quadratmeter bekommen Sie heute gar nicht mehr gefördert.« Auch die schmalen Garderobenräume für nasse Mäntel und Jacken müsste man sich in den heutigen sparsamen Zeiten verkneifen. Freiwillig verzichtet hat das Planungsbüro auf eine Klimaanlage. Vollmann: »Zum Lüften macht man einfach das Fenster auf.« Sogar in der Aula gebe es keine Probleme mit übermäßiger Wärme.

Im Tiefgeschoss habe man aus untergeordneten Kellerräumen mit Hilfe von Holz und Glas sehr hochwertige Klassenzimmer geschaffen. Sabine Kremser, Lehrkraft für die erste und zweite Klasse, lobt die »Gemütlichkeit« der Räume. »Da muss man gar nicht mehr so viel dekorieren.« »Wie bei einem Dornröschenschloss« sei ihr das 2.500 Quadratmeter große Drumherum um die alte Schule erschienen, erzählt Landschaftsarchitektin Eitner beim Architektouren-Rundgang. Den vorgefundenen üppigen Bewuchs habe man durch 13 neue, einheimische Bäume ergänzt.

Als »Hofbaum« spendierte die örtliche Gartenbaufirma eine große Linde. Jetzt im Sommer können sich die Schulkinder in der großen Pause wie im Schlaraffenland vorkommen. Da gibt es nämlich Walderdbeeren, Felsenbirnen, Alpen-Johannisbeeren und Naschwerk mehr in Hülle und Fülle. »Das Grün ist nicht nur zum Anschauen«, meint Eitner. Am Eingang laden die im Schülermund spöttisch »Nacktschnecken« genannten Sitzgelegenheiten zum Nähertreten. Rosen und Gräserpolster sowie der einheitliche Bodenbelag für Drinnen und Draußen bilden außerdem ein freundliches Entrée. Es grünt auch auf dem Dach der neuen Hausmeisterwohnung. Dickblattgewächse und Kräuter bilden dort auf 250 Quadratmetern einen teppichartigen Belag, der allerlei Kleinlebewesen ein ökologisch wertvolles Dasein bietet.

Vier Jahre lang, von 2007 bis 2011, war die Feldkirchner Volksschule mit einem Kostenaufwand von knapp 6,5 Millionen Euro von Grund auf saniert worden. Ein Zuschuss von 1,6 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II hatte die finanzielle Last für die notorisch klamme Gemeinde gemildert. »Besser hätte man den Umbau gar nicht machen können«, lobt Bürgermeister van der Weck jetzt die Leistung der Baumeister.

27 Lehrer werden im kommenden Schuljahr 13 Klassen unterrichten. Dabei ist in den kommenden Jahren in dem großzügigen Schulhaus noch Luft nach oben. Die bislang leerstehenden Klassenräume werden im Herbst für eine Lernwerkstatt genutzt, bei der Kinder aller Jahrgangsstufen an Themen herangeführt werden. Die Lehrer nehmen die zusätzliche Belastung gerne und freiwillig auf sich, sagt Konrektorin Zwiefelhofer: »Wenn wir uns hier nicht so wohlfühlen würden, dann könnten wir das gar nicht stemmen.« Claudia Schmohl

Artikel vom 24.07.2012
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