„Tag der Archive“: Spannende Entdeckungen in der Nachbarschaft

Haidhausen · 124 Flaschen Wein zur neuen Lok

Der künstlerische Nachlass von Jörg Hube (1943-2009) befindet sich in der „Monacensia“. Foto: Thomas Dashuber

Der künstlerische Nachlass von Jörg Hube (1943-2009) befindet sich in der „Monacensia“. Foto: Thomas Dashuber

Haidhausen · Ausflüge, Fasching oder Jubiläen – Unternehmen feiern gerne, und das schon immer. So zelebrierte der Eisenbahn-Pionier Joseph Anton von Maffei 1841 die erfolgreiche Probefahrt seiner ersten Lokomotive bei einem „glänzenden Diner“ gemeinsam mit seinen Arbeitern.

Sie köpften dabei 124 „Bouteillen“ Wein, tranken aber nur drei Flaschen Bier. Erstmals widmet das Bayerische Wirtschaftsarchiv (BWA) in der IHK-Akademie an der Orleansstraße 10-12 diesem wenig erforschten Bestandteil der Firmenkultur eine Ausstellung. Zum Tag der Archive am 3. März können die Besucher in betriebliche Feiern von einst eintauchen, als etwa kaum erschwingliche Luxusgüter wie ein Radioapparat den Gabentisch des Dienstjubilars krönten. Die Jubilarin dagegen durfte sich über einen Staubsauger oder einen Herd freuen.

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Zu den wertvollsten Originalobjekten der Schau gehört der in Silber gefasste Straußeneipokal, den der zweite Münchner Lokomotiv-Industrielle, Georg von Krauss, 1882 von seinen „dankbaren Angestellten“ erhielt. Anlass für das wertvolle und reich verzierte Präsent war die Fertigstellung der tausendsten Lokomotive in der Fabrik auf dem Marsfeld nahe dem Münchner Hauptbahnhof.

Darüber hinaus bietet das BWA aber auch noch einen seltenen Blick hinter die Kulissen und öffnet für diesen Tag seine Magazine. Zwischen 10 und 17 Uhr finden an diesem Tag kostenlose Führungen statt. Dort kann der Besucher in die Vergangenheit traditionsreicher Unternehmen eintauchen und begegnet zugleich vielen Betrieben, die heute nur noch in den Quellen des Archivs fortleben. Die Vielfalt ihrer reichhaltigen Bestände und ihre Arbeitsschwerpunkte präsentieren außerdem am Veranstaltungsort in der Orleansstraße das Historische Archiv der bayerischen Genossenschaften und die UniCreditbank AG Corporate History. Erstmals dabei ist das neue Roeckl Handschuhe & Accessoires Archiv.

Kaum ein Kleidungsstück hat eine so starke Aussage und ist so kompliziert zu fertigen wie der Handschuh. Früher galten sie vor allem als Insignien der Macht und wurden von Königen, Kaisern, Zaren und Päpsten getragen. Heute hingegen steht der Handschuh für Luxus und ein ganz besonderes Lebensgefühl. „Handschuhe können mehr als wärmen, Sie können ein Feuer entfachen“, so Geschäftsführerin Annette Roeckl.

Das Familienunternehmen hat bis heute seinen Hauptsitz in München und gilt als europäischer Marktführer. Über Jahrhunderte hinweg wurden diese Schmuckstücke liebevoll in Handschuhschatullen aufbewahrt und beim „Tag der Archive“ sind im BWA die schönsten und wertvollsten Exponate aus einer einzigartigen Sammlung von 165 Schatullen zu sehen. Diese stammen aus den Jahren 1840 bis 1920 und werden durch historische Handschuhe und traditionelle Handschuhweiter, die damals zum Anziehen der Handschuhe zum Einsatz kamen, ergänzt. Zum bundesweiten „Tag der Archive" am Samstag, 3. März, geben 29 Münchner Archive unter dem Motto „Erinnern und Entdecken“ Einblick in ihre spannenden Bestände, die man sonst nicht bekommt. Der Eintritt ist jeweils frei.

Etwas weiter nördlich des BWA präsentiert das „Monacensia Literaturarchiv“ in der Maria-Theresia-Straße 23, am 3. März ausgewählte Dokumente aus dem Literaturarchiv (11 und 14 Uhr) und Führungen zur Geschichte des Hildebrandhauses, in dem die „Monacensia“ untergebracht ist, um 10 und 13 Uhr. Führungen finden um 12 und 15 Uhr auch zur aktuellen Ausstellung statt: „Mein Kopf ist eine Bombe“ öffnet einen Blick auf das große Werk und das Leben des Münchner Schauspielers Jörg Hube. Größtenteils basiert sie auf Dokumenten aus dem künstlerischen Nachlass von Jörg Hube, den die Monacensia als Schenkung von den Erben des im Juni 2009 verstorbenen Künstlers erhalten hat. Zu sehen ist die Ausstellung bis 8. Juni 2012, Montag bis Mittwoch und Freitag, 10.30 bis 18 Uhr, Donnerstag, 10.30 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Einen Blick hinter die Kulissen gewährt auch das Archiv des Deutschen Alpenvereins, das sich auf der Praterinsel am Fußes Haidhausens befindet. Im Fokus steht die Ausstellung „100 Jahre Alpines Museum“ (mit Diashow). Auch das benachbarte Archive des Deutschen Museums bietet ein umfangreiches Programm zu diesem Tag und hat zudem diverse Münchner Wissenschaftsarchive zu Gast, etwa das Max-Planck-Institut für Psychatrie.

Artikel vom 23.02.2012
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