Helmut Schleich macht Programm zum Tag der Archive

München · Pfadfinder im Gebirge Strauß

 Helmut Schleich als Franz Josef Strauß. Foto: Volker Derlath

Helmut Schleich als Franz Josef Strauß. Foto: Volker Derlath

München · In seiner Jugend (Jahrgang 1967) war der Politiker für ihn – wie für viele – ein Feindbild, „wenn auch ein faszinierendes“, wie er selbst sagt. Heute schlüpft der West-Schwabinger Kabarettist Helmut Schleich immer wieder in die Rolle von Franz Josef Strauß.

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident (1978 bis zu seinem Tod 1988) erregt immer noch die Gemüter, glühend verehrt und scharf angegriffen. Eine kritisch-satirische Entdeckungsreise durch den Nachlass von Franz Josef Strauß, „ein Mensch in seinem Widerspruch“, wie der sich selbst mal beschrieb, unternimmt Helmut Schleich nun im Rahmen des „Tag der Archive“.

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Am Samstag, 3. März, 10 bis 17 Uhr, kann man wieder hinter die Kulissen von 29 Münchner Archiven blicken. Bereits am Freitag, 2. März, 17 Uhr (Einlass ab 15.45 Uhr), ist Schleich im Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidl-Stiftung (HSS), Lazarettstraße 33, zu sehen. Es beherbergt 140 Politikernachlässe. Helmut Schleich hat sich darin umgesehen und daraus ist „Strauß lass nach“ entstanden: Der Eintritt ist frei, eine umgehende Anmeldung aber unbedingt erforderlich, unter TagderArchive@hss.de. Unter anderem als Strauß ist Schleich in seinem aktuellen Programm „Nicht mit mir“ am 2., 3. und 4. März, jeweils 20.30 Uhr, im „Lustspielhaus“, Occamstraße, zu erleben. Wir haben mit dem Kaberettisten gesprochen.

Münchner SamstagsBlatt: Wie war die erste Reaktion, für das CSU-Archiv einen Strauß-Abend zu machen?

Helmut Schleich: Als die Leiterin des Archivs, Frau Dr. Renate Höpfinger, vergangenen Sommer gefragt hat, ob ich mir das vorstellen könnte, war ich zunächst sehr zögerlich. Die Hanns-Seidl-Stiftung ist ja schließlich der ehemaligen Staatspartei nicht ganz unnah. Aber die Vorstellung, dort, quasi in der Höhle des Löwen, den CSU- Löwen FJS sagen zu lassen, was der Kabarettist Schleich denkt, das erschien mir dann doch ausgesprochen reizvoll.

Münchner SamstagsBlatt: Sie haben ja selbst im Archiv gestöbert. Wonach haben Sie besonders gesucht?

Helmut Schleich: Dieser Nachlass von Franz Josef Strauß ist sehr umfangreich, zirka 300 Regalmeter an Akten, Fotos, Devotionalien, Reden und Briefen. Das alles vollständig zu durchforsten wäre eine Lebensaufgabe, aber nicht meine. Folglich haben sich mein Autor Thomas Merk und ich auf spezielle Themenbereiche kapriziert, die bei Strauß besonders ergiebig erscheinen.

Münchner SamstagsBlatt: Welche denn?

Helmut Schleich: Beispielsweise Strauß und Atomkraft, Strauß und Männerfreundschaften, Strauß und die DDR...

Münchner SamstagsBlatt: War etwas Überraschendes dabei oder besonders Kurioses?

Helmut Schleich: Was man wohl nicht finden wird ist der ultimative Nachweis, dass Strauß ein Superbazi war. Man stößt aber häufig auf einen Strauß, der an unglaublich vielen Fronten gekämpft hat und längst nicht so ein Überbayer war wie das heute verklärend dargestellt wird. Das – bisher - kurioseste Fundstück ist ein Brief eines amerikanischen Künstlers mit der Bitte, Strauß möge doch Fingernägel von sich für ein nicht näher bezeichnetes Kunstwerk schicken. Auf dem Originalbrief ist ein handschriftlicher Vermerk von Strauß: „Spinnt der??“ Mehr soll aber über die Veranstaltung am 2. März noch nicht verraten werden.

Münchner SamstagsBlatt: Warum ist Strauß bis heute immer noch Thema, auch bei Ihnen?

Helmut Schleich: Dass Strauß auf der Bühne heute noch so funktioniert, hat zum einen viel damit zu tun, dass er, so wie ich ihn wiederbelebt habe in seiner ironischen Bissigkeit und bildreichen Sprache, ganz wunderbar den heutigen Politikbetrieb abwatschen kann. Die Figur ist ja besonders dann interessant, wenn man unsere heutige Zeit in ihr spiegeln kann. Hinzu kommt, dass mit Strauß auch irgendwo die alte Bundesrepublik aufersteht, vor allem die 70er und 80er-Jahre, ein aus heutiger Sicht goldenes Zeitalter. Dennoch ist Strauß nur EINE Figur in meinem Panoptikum an Typen, aus denen ich meine Programme baue. Die zentrale Figur bleibt natürlich immer der Kabarettist Helmut Schleich, für den in seiner Jugend die Figur Strauß im Übrigen ein Feindbild war, wenn auch ein faszinierendes. Heute bin ich ja quasi einer, der ihn besetzt, seit neuestem sogar ein bisschen erforscht, sozusagen ein Pfadfinder im Gebirge Strauß.

Münchner SamstagsBlatt: Man kennt Sie als Strauß ja auch vom Nockherberg-Singspiel. Sind Sie dieses Jahr (7. März) dabei?

Helmut Schleich: Für den Nockherberg 2012 bin ich nicht angefragt worden und folglich auch nicht dabei. Schade eigentlich...

Von Michaela Schmid

Artikel vom 22.02.2012
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