Vaterstettener Verein hilft in äthiopischer Stadt Alem Katema

Vaterstetten · »Identität bewahren«

Der Verein »Alem Katema« kümmert sich in der gleichnamigen äthiopischen Stadt etwa um eine neue Bibliothek (r.) und einen Kindergarten (o.). 	pr.

Der Verein »Alem Katema« kümmert sich in der gleichnamigen äthiopischen Stadt etwa um eine neue Bibliothek (r.) und einen Kindergarten (o.). pr.

Vaterstetten · Der Vaterstettener Verein »Alem Katema«, der seit 16 Jahren eine Partnerschaft mit der gleichnamigen äthiopischen Stadt pflegt, hat jüngst bei seiner Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Rahel Mekonen ist jetzt die erste Äthiopierin im Vaterstettener Vorstand – sie ist die Schwester von Etenesh Debebe, der Leiterin der beiden Kindergärten in Alem Katema.

Mekonen ist seit acht Jahren mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Deutschland. Ihre Schwester Etenesh arbeitete als Kindergarten-Schwester in der Nähe von Adis Abeba, fast ohne Lohn. Rahel Mekonen suchte hier in Deutschland nach Sponsoren für ihre Schwester. »Und da bin ich vor vier Jahren auf den Partnerschaftsverein in Vaterstetten gestoßen. Hier arbeite ich als Dolmetscherin mit und bin Kontaktperson zu Alem Katema.« In Aschheim betreibt Rahel Mekonen ein Kosmetikstudio für medizinische Fußpflege. Ihrer Schwester wurde inzwischen vom Partnerschaftsverein die Leitung der beiden Kindergärten in Alem Katema übertragen. In den beiden Kindergärten mit den Namen »Vaterstetten« und »Baldham« werden insgesamt rund 500 Kinder betreut.

Eine Bibliothek in Alem Katema ist das aktuelle Großprojekt des Vereins. Derzeit betreibt der Verein neben den beiden Kindergärten die Bibliothek mit 23 Mitarbeitern: Rund 17.000 Leser jährlich zählt das Modell »Vaterstetten Library« in Alem Katema. Der Bildungshunger dort ist enorm. Schüler nutzen den Lesesaal, um dort ihre Hausaufgaben mit Büchern zu machen, die sie sich nicht leisten können. Gegen eine geringe Schutzgebühr leihen sich die Einwohner Bücher, um sie zuhause zu lesen.

Aufgrund des Ansturms ist seit dem Jahr 2010 ein Neubau im neuen Wohnviertel von Alem Katema geplant mit Internet-Anschluss und einem stark erweiterten Bibliotheksbestand. »Das alte Bibliotheksgebäude soll stehen bleiben und das neue gleich daneben errichtet werden«, erklärt der scheidende Vorstandsvorsitzende Sepp Klement. »Damit wollen wir die Identität der Menschen mit ihren selbst errichteten Bauwerken bewahren, auf die sie sehr stolz sind.« Das alte Gebäude soll anschließend zu einem kleinen Museum umgebaut werden.

Zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Partnerschaftsvereins wurde Anton Stephan gewählt, der seit acht Jahren Mitglied des Vereins ist. Als er 2004 mit einer Radfahrergruppe in Alem Katema war, wurde der Grundstein für das zweite Kinderhaus gelegt. »Bei dieser Reise habe ich mein Herz an Alem Katema und die freundlichen Menschen dort verloren«, erinnert sich Stephan. 2007 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt und ab jetzt führt er den Verein. Neben ihm lenken nun als Zweiter Vorsitzender Alexander Bestle, als Schriftführer Florian Neubauer, als Kassier Norbert Paul und jeweils als Beisitzer Ute Kohl, Christian Noll, Rahel Mekonen, Gerhard Kittel und Sabine Riedel die Geschicke des Vereins.

Der scheidende Kassier Gottfried Pasour nutzte bei der Mitgliederversammlung den Kassenbericht zu einem mehrjährigen Rückblick. Seit 2005 hätten die Einnahmen jährlich durchschnittlich 39.000 Euro betragen, die Ausgaben durchschnittlich 33.000 Euro. Mit Einnahmen in Höhe von 34.000 Euro lag das Jahr 2010 unter dem Durchschnitt. »Allgemein haben wir eine gut gefüllte Vereinskasse«, sagte Pasour. Das Geld sei jedoch zu einem großen Teil »auf einen Schlag weg«, wenn man nun bald mit dem Neubau der Bibliothek beginne.

Trotz des Geburtstages seiner Frau und Gästen zuhause war Bürgermeister Robert Niedergesäß zirka eine Stunde bei der Mitgliederversammlung anwesend, um den scheidenden Vorstand Sepp Klement zu verabschieden: »Das ist mir ein Bedürfnis.« Niedergesäß dankte Klement für die »Pionierarbeit« und freute sich, dass Klement auch ohne Vorstandsposten nach 16 Jahren immer noch dabei bleibt: »Das Feuer ist nicht erloschen.« 

Klement selbst gab bei der Mitgliederversammlung einen kurzen und heiteren Rückblick über die vergangenen 16 Jahre des Vereins, den er seit Gründung leitete, und bedankte sich bei allen Engagierten und allen bisherigen Vorstandsmitgliedern. 2010 war übrigens das Jahr mit dem größten Zuwachs an Mitgliedern: über 60. Insgesamt hat der Verein jetzt ein wenig mehr als 400 Mitglieder. Auf der Sitzung wurde Irene Fischbach als 400. Mitglied geehrt. Weitere Informationen zum Verein gibt es im Internet unter www.vaterstetten-alemkatema.de.

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Artikel vom 01.02.2011
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