Vaterstetten feiert 15-jährige Partnerschaft mit Alem Katema

Vaterstetten · Nähe im Herzen

Bürgermeister Robert Niedergesäß, Botschafter Siraj Reshid, der 2. Vereinsvorsitzende Anton Stephan und der 1. Vereinsvorsitzende Sepp Klement bei der feierlichen Brunnentaufe.  Foto: Sylvia Schuster/Gemeinde Vaterstetten

Bürgermeister Robert Niedergesäß, Botschafter Siraj Reshid, der 2. Vereinsvorsitzende Anton Stephan und der 1. Vereinsvorsitzende Sepp Klement bei der feierlichen Brunnentaufe. Foto: Sylvia Schuster/Gemeinde Vaterstetten

Vaterstetten · Es war die erste Städtepartnerschaft zwischen einer deutschen und einer äthiopischen Stadt: Vaterstetten und Alem Katema. Besiegelt wurde sie vor 15 Jahren. Vergangene Woche feierte die Gemeinde diese außergewöhnliche Freundschaft im Rathaus, unter anderem mit einer Ausstellung zu Projekten des Vereins »Partnerschaft mit Alem Katema« e.V. und landestypischem Essen.

Äthiopische Frauen hatten das Nationalgericht »Injera«, ein Fladenbrot aus Teffmehl mit verschiedenen Soßen, zubereitet und Bürgermeister Robert Niedergesäß verkündete spontan, dass die Gemeinde die Kosten von 7,50 Euro pro Portion übernehmen und den Erlös an den Verein spenden würde. So kamen 411 Euro zusammen, die Niedergesäß auf 500 Euro aufrundete und an den Vorsitzenden Sepp Klement übergab.

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»Die Gemeinde unterstützt die Städtepartnerschaft immer sehr großzügig«, erklärt der Pressesprecher des Vereins, Alexander Bestle. Sie übernehme auch die Verwaltungskosten, so dass jeder Cent, der an den Verein gespendet wird, zu 100 Prozent in Äthiopien ankomme. In den letzten 15 Jahren waren das einige Cent, mit denen Alem Katema, das etwa 180 Kilometer nördlich der Hauptstadt Adis Abeba liegt, nachhaltig unterstützt werden konnte. 19 Menschen in der äthiopischen Gemeinde mit rund 15.000 Einwohnern stehen mittlerweile in Lohn und Brot bei Projekten des Vereins. Im Jahr 2000 wurde der erste »Vaterstetten-Kindergarten« eröffnet, 2007 folgte der zweite »Baldham-Kindergarten«. Auch eine Bibliothek wurde eingerichtet, »eine richtige Sensation für dieses Land, das als Dritt­ärmstes in der Welt gilt«, sagt Bestle. Zwei Angestellte und zwei Wächter sorgen hier für einen regen Austausch an Medien. 20.000 Besucher pro Jahr zählt die Bibliothek im alten Dorfkern, Tendenz steigend. Aufgrund des Ansturms ist im Jahr 2010 ein Neubau mit erweitertem Angebot und Internet-Anschluss im neuen Wohnviertel von Alem Katema geplant.

Ein weiteres Zukunftsprojekt ist ein »Modellhaus« für Energie sparende Technologien wie Solarlicht oder Biogasanlagen, mit denen die Menschen animiert werden sollen sie anzuwenden. »Es ist aber nicht nur ein Hilfsprojekt, sondern es besteht echte Partnerschaft«, betont Bestle. So besuchen sich Mitglieder beider Gemeinden immer wieder – erst letztes Jahr im Sommer war die Leiterin der beiden Kindergärten zu Besuch in Vaterstetten und informierte sich über die Arbeit der hiesigen Kindergärten. Und im November wird Bürgermeister Robert Niedergesäß – bereits zum zweiten Mal – mit dem Vereinsvorsitzenden Sepp Klement, der das Land schon zum achten Mal besucht, nach Äthiopien reisen. Für ihn habe diese Partnerschaft eine große Bedeutung, so Niedergesäß, und er sehe es als Herausforderung an, wenn eine Gemeinde und ihre Bürger sich auch in solch einem besonderen Projekt engagieren und Verantwortung übernehmen für eine Stadt und ihre Menschen, in einem der ärmsten Länder der Welt.

Solch eine Partnerschaft könne man zwar nicht mit anderen europäischen Städtepartnerschaften vergleichen, wie beispielsweise Allauch (Frankreich) oder Trogir (Kroatien), die beiden anderen Partnerstädte von Vaterstetten, aber die Entfernung – in diesem Fall 5.000 Kilometer – sage nichts aus über die »Nähe im Herzen«, wie Niedergesäß in der 50-seitigen Festschrift zum 15. Geburtstag der Städtepartnerschaft zitiert wird. Mit dem Herzen setzt sich auch Klement für Alem Katema ein. Nach eigenen Worten ist er seit seiner Kindheit von Äthiopien fasziniert. Und er ist beeindruckt davon, was die Organisation von Karlheinz Böhm »Menschen für Menschen« (MfM) bisher dort geleistet hat.

Diese Projekte waren auch der Anstoß für die Partnerschaft zwischen Vaterstetten und Alem Katema. Böhm, lange Zeit Vaterstettener Bürger und Freund des ehemaligen Bürgermeisters Peter Dingler, hatte diesen auf eine Reise mitgenommen und bewirkt, dass Dingler 1994 die Städtepartnerschaft ins Leben rief. Im Dezember 1994 wurde der Verein Partnerschaft mit »Alem Katema« mit 43 Mitgliedern gegründet, der heute 314 Mitglieder zählt.

Mit den damals nur spärlich zur Verfügung stehenden Mitteln beteiligte sich der Verein am Bau einer großen Wasserversorgungsanlage, die von »MfM« projektiert und realisiert wurde.

So schließt sich ein Kreis, denn anlässlich des 15-jäh­rigen Jubiläums des Vereins wurde am vergangenen Donnerstag noch vor den Feierlichkeiten im Rathaus der Brunnen im neuen ­Baldhamer Ortszentrum an der Karl-Böhm-Straße auf »Alem-Katema-Brunnen« getauft. Eine Informationstafel daneben informiert die Bürger über die Hintergründe.

Sybille Föll

Artikel vom 28.10.2009
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