Das „Kovács Margit kiskönyve” ist nicht viel größer als eine Streichholzschachtel und passt locker in eine Kinderhand. Das Minibuch (nichts anderes meint „kiskönyve”) zeigt mit gut 60 ganzseitigen Abbildungen Werke der ungarischen Künstlerin Margit Kovács. Große Erklärungen dazu fehlen - die Arbeiten sprechen für sich.
Kovács wollte eigentlich Grafikerin werden. Dann aber entdeckte sie ihr Herz und ihr Händchen für Keramik und studierte den Umgang mit Ton - u.a. 1928 und 1929 an der Münchner Kunstgewerbeschule. Ihr Leben lang blieb sie begeistert von dem Material, das sie ihr „Lebenselement” nannte. Sie schuf daraus anmutige Skulpturen („Gotische Madonna”), einfallsreiche Gefäße („Dudelsack-Gefäß”), kleine Geschichten erzählende Teller („Vater und Sohn mit Esel”) und lebensfrohe Wandbilder („Mädchen mit Spitzenschleier”). Kovács griff dabei vor allem auf Motive aus dem Land- und Familienleben und aus der Bibel zurück. In vielen ungarischen Städten befinden sich ihre Kunstwerke im öffentlichen Raum.
„Schon am Tagesanbruch des Lebens nahm der Mensch den Ton in die Hand”, meinte die Künstlerin, „und als der erste Töpfer das erste nützliche Gefäß anfertigte, gravierte er etwas schönes 'Unnützes' hinein, denn dies war gewiss eine Freude für ihn.”
Ohne diese Freude am „Unnützen” kann nichts Schönes entstehen. Das gilt längst nicht nur für kunstfertige Töpferei, sondern auch für ein Fußballspiel, ein Kompliment, die Weihnachtsdeko (aber bitte-bitte nicht übertreiben!) und tausend andere Kleinigkeiten: Es sind die Dinge, die wir zu bewahren versuchen - als Ausstellungsobjekt im Museum oder als Erinnerung im Kopf.
1972 schenkte Kovács den Großteil ihrer Arbeiten der Museumsverwaltung von Szentendre (dort wurde auch ihr „kiskönyve” veröffentlicht). Fünf Jahre später starb sie. Aber in seinen Arbeiten besteht der Künstler und Handwerker fort, wenn er selbst längst verschwunden ist, fand Kovács: „Seine Heiterkeit, seine Freude, seine Trauer, seine Schalkhaftigkeit leben weiter in seinen Werken und erzählen den Nachkommenden”, schrieb sie. Und genau das tun sie auch in ihren.
Bücher sind schön.
Wir stellen vier Bücher vor, die wir im Bücherschrank Obermenzing gefunden haben. Das sind die anderen drei aus unserem Quartett:
Der Bücherschrank Obermenzing steht an der Hermine-von-Parish-Straße 11 vor dem kleinen Ladenzentrum. Gleich daneben ist die neue Grundschule.
Hermine von Parish sammelte zigtausende Bücher, Zeitschriften, Kataloge, Grafiken und Bilder zur Kostümgeschichte und schuf so eine weltweit einzigartige Sammlung, die Parish-Kostümbibliothek. Diese ist heute eine gefragte Anlaufstelle für Modedesigner, Studenten und Kostümbildner für Theater, Oper, Film und Fernsehen.