Veröffentlicht am 19.11.2025 13:34

Bücher feiern die schönen Dinge

Gerhard Hofmanns „Werkverzeichnis der Druckgraphik 1991-1995” im Bücherschrank Harlaching. (Foto: job)
Gerhard Hofmanns „Werkverzeichnis der Druckgraphik 1991-1995” im Bücherschrank Harlaching. (Foto: job)
Gerhard Hofmanns „Werkverzeichnis der Druckgraphik 1991-1995” im Bücherschrank Harlaching. (Foto: job)
Gerhard Hofmanns „Werkverzeichnis der Druckgraphik 1991-1995” im Bücherschrank Harlaching. (Foto: job)
Gerhard Hofmanns „Werkverzeichnis der Druckgraphik 1991-1995” im Bücherschrank Harlaching. (Foto: job)

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“, bemerkte einmal Pablo Picasso. Aber was ist das: Kunst? Und wann ist etwas Kunst? Darüber kann man ja trefflich streiten, auch wenn einem Sätze wie „Das hätte mein Kind auch gekonnt“ vor einem abstrakten Bild längst nicht mehr über die Lippen kommen. Schließlich ist nicht jeder Könner gleich ein Künstler.

Bilderbuch

Gerhard Hofmann ist beides – und er liebt Serien: In ganzen Reihen von Druckgrafiken hat er sich mit musikalischen und literarischen Themen auseinandergesetzt und damit Mozarts „Zauberflöte“, Shakespeares „Sommernachtstraum“, das Musical „Cats“ oder „Alice im Wunderland“ aufgegriffen. Ab 1995 hat er eine Vielzahl von Stadtansichten (von New York bis Neustadt, von Speyer bis London, von Barcelona bis Bensheim) in seinem eigenen Stil geschaffen. In seinem „Werkverzeichnis der Druckgraphik 1991-1995” sind viele davon zu finden.
Er arbeitet dabei mit einer besonderen Radier- und Drucktechnik: Hofmann legt meist drei differenziert geätzte Aquatinta-Platten an und druckt sie in den Grundfarben Gelb, Rot und Blau übereinander. Das Ergebnis verblüfft mit einer enormen Farbvielfalt.
In Hofmanns Städte verirrt sich allenfalls vereinzelt mal ein Mensch. Stattdessen bevölkern bunte Fassaden, blätternde Bäume und funkelnde Gestirne seine Städte, wiegen sich und schmiegen sich aneinander und fallen gelegentlich aus dem Rahmen. Aber nur ganz sanft. Ein bisschen wie bei Hundertwasser.

Menschendinge

Hofmanns Stadtansichten sind keine Architekturstudien, sondern machen Lust auf Heimat und feiern ein urbanes Lebensgefühl. Seine Städte sind Bürgerstädte – Stätten der Freiheit, in denen man anno dazumals „nach Jahr und Tag“ von Leibeigenschaft frei war und in denen man heute sein Leben selbst in die Hand nehmen kann und nicht im „Gewühle“ einer Metropole verlorengeht.
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder“, hat Paul Klee erklärt (und hätte es bei Hofmanns Grafiken bekräftigt), „sondern Kunst macht sichtbar.“ Und das ist in der Regel das, was im eigenen Kopf umherschwirrt. Deswegen sind blaue Pferde, schwarze Quadrate, verdrehte Körper und bunte Kleckse oft Kunst.
„Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgendetwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können“, fand der Theaterregisseur Christoph Schlingensief. Denken Sie mal darüber nach – oder probieren Sie es besser noch aus: Stellen Sie sich in einem Museum vor etwas und stellen Sie sich etwas vor!

Bücher feiern die schönen Dinge.

Die anderen drei

Wir stellen vier Bücher vor, die wir im Bücherschrank Harlaching gefunden haben. Das sind die anderen drei aus unserem Quartett:

  • Geborgenheit:
    Janosch: „Oh, wie schön ist Panama.” Ein Experte für gute Geschichten schickt den kleinen Bär und den kleinen Tiger dahin, wo es immer am schönsten ist.
  • Berühmtheit:
    Andrew Morton: „Jej pravdivý príbeh.” Ein „Celebrity-Experte” plaudert aus, wie sich Prinzessinnen durchs Leben schlagen - hier mal auf Slowakisch.
  • Sicherheit:
    Yvonne Hofstetter: „Sie wissen alles.” Eine KI-Expertin fordert dazu auf, die Menschenwürde gegen digital vernetzte Kühlschränke, Autos und Armbänder zu verteidigen und um unsere Freiheit zu kämpfen.

Wo steht er?

Der blaue Bücherschrank Harlaching steht direkt am U-Bahn-Zugang zur Station Mangfallplatz auf nämlichem.

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