Veröffentlicht am 26.11.2025 15:16

Bücher sind haptisch. Und dufte.

Klaus H. Carls Bildband „Athen” im Bücherschrank in der Dachauer Straße/Ecke Voitstraße. (Foto: tab)
Klaus H. Carls Bildband „Athen” im Bücherschrank in der Dachauer Straße/Ecke Voitstraße. (Foto: tab)
Klaus H. Carls Bildband „Athen” im Bücherschrank in der Dachauer Straße/Ecke Voitstraße. (Foto: tab)
Klaus H. Carls Bildband „Athen” im Bücherschrank in der Dachauer Straße/Ecke Voitstraße. (Foto: tab)
Klaus H. Carls Bildband „Athen” im Bücherschrank in der Dachauer Straße/Ecke Voitstraße. (Foto: tab)

Da sitzt sie, die alte Feuerzeugverkäuferin, irgendwo im Zentrum Athens. Wäre sie jung und verkaufte Schwefelhölzer (hoch oben im Norden), hätten wir es mit einem Märchenbuch zu tun. So aber heißt der Autor nicht Hans Christian Andersen, sondern Klaus H. Carl und das Buch ist ein Bildband mit dem einfachen Titel „Athen”, erschienen im Jahr 2002.

Antikensammlung

Götter, Menschen und der Trojanische Krieg, die Staatsformen in Athen, Tempel und Theater: wer im Geschichts- oder wahlweise im Griechischunterricht nicht aufgepasst hat, kann sich hier erstmal warmlesen. Klaus H. Carl gibt einen Überblick über das, was man wissen sollte und lädt dann ein zum Stadtrundgang mit Start – wo wohl? – auf der Akropolis. Und weil das Ganze eben kein Reiseführer ist, bekommt man nicht Tipps wie „auf Kopfbedeckung achten”, „genug zu trinken mitnehmen” oder „Kombiticket ist besser als Einzelticket”, nein, man erfährt das Wesentliche, liest sich durch Propyläen und Erechtheion, ehe der Stadtrundgang unter anderem zur Hadriansbibliothek führt und zur Plaka, einem unter Denkmalschutz stehenden Stadtteil. Reich bebildert ist das Werk – natürlich, weil ja Bildband – mit Fotografien, die beinahe nostalgisch anmuten, hält auf ihnen doch kein Mensch ein Smartphone in der Hand.

Menschendinge

Wer einen Trip nach Athen plant, klickt sich in der Regel vorab durchs Netz, liest mal hier, mal da, mit Maus in der Hand und Tastatur unter den Fingern. Vier Jahre nach Erscheinen von Klaus H. Carls Bildband ging in Deutschland Google Maps an den Start, 2010 folgte Google Street View. Das Erkunden einer Stadt war noch nie so einfach. Worauf man dabei verzichtet? Auf die Haptik (griech. haptein – berühren, heften) eines Buches. Und den Duft der Seiten. Vielleicht sollten wir uns wieder auf die wirklich schönen Dinge besinnen.

Bücher sind haptisch. Und dufte.

Die anderen drei

Wir stellen vier Bücher vor, die wir im Bücherschrank in der Borstei gefunden haben. Das sind die anderen drei aus unserem Quartett:

  • Erfahren:
    Wladimir Kaminer: „Russendisko”. Humorvolle Kurzgeschichten, geschöpft aus dem Erfahrungsschatz eines russischstämmigen Autoren.
  • Erleben:
    Thomas Mann: „Sämtliche Erzählungen”. In „Herr und Hund” begibt sich der Autor mit seinem Hund Bauschan auf Spaziergänge unweit seines Münchner Wohnhauses. Ein Erlebnis von vielen.
  • Entdecken:
    Angelika Jodl: „Die Grammatik der Rennpferde”. Eine Lehrerin mit Angst vor dem Leben und ein russischer Ex-Jockey entdecken eine neue Welt.

Wo steht er?

Der Bücherschrank in der Borstei steht unweit der Dachauer Straße 140 / Ecke Voitstraße.
Die Borstei ist ein denkmalgeschütztes Quartier mit 778 Wohnungen und 14 Läden und wurde in den Jahren 1924 bis 1928 für den damaligen Mittelstand gebaut.

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