Ärzteteam stellt Projekt Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge vor

Harlaching · Hoher Besuch auf der Frühchen-Station

Oberarzt Matthias Grimberg (r.) und Professor Reinhard Roos präsentieren Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (l.) und Ministerpräsidenten-Gattin Karin Seehofer stolz einen der jungen Sprößlinge. Foto: Hettich

Oberarzt Matthias Grimberg (r.) und Professor Reinhard Roos präsentieren Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (l.) und Ministerpräsidenten-Gattin Karin Seehofer stolz einen der jungen Sprößlinge. Foto: Hettich

Harlaching · Der kleine Felix (Name von der Redaktion geändert) räkelt sich in seinem mit wärmendem blauen Licht bestrahlten Incubator, den Laien schlicht Brutkasten nennen und in dem die Frühchen in einer eigenen Station des Kinderkrankenhauses des Klinikums Harlaching ihren ersten Lebensabschnitt verbringen.

Felix als einer dieser Frühgeborenen mit einem Lebensgewicht von unter 1.500 Gramm hat dabei seit seiner Geburt mittels Kaiserschnitts vor einem Monat das Schlimmste wohl überstanden.

Doch von den Ärzten, speziell ausgebildeten Schwestern und Kinderkrankenpflegern vor Ort wird er wie die anderen Kinder der Station weiterhin intensivst betreut. An diesem Tag jedoch ruht der Kleine quasi in sich selbst – obwohl auf der Station mächtig Andrang herrscht. Denn die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer macht der Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge im Harlachinger Krankenhaus an diesem Nachmittag ihre zweistündige Aufwartung – und hat mit Karin Seehofer als Gattin des Bayerischen Ministerpräsidenten gleich noch prominente Verstärkung mitgebracht. »Landesmutter« nennt Haderthauer Karin Seehofer – wo anders als in einer Frühchen-Station sollte dieser Begriff besser passen? Die beiden Damen wurden von Manfred Greiner, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des Städtischen Klinikums München und dem Chefarzt der Kinderklinik, Professor Reinhard Roos durch die Station geführt.

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Angetan war die Ministerin von dem Konzept, das 2003 am Harlachinger Krankenhaus unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Christian Ude und mit Unterstützung des bayerischen Sozialministeriums systematisch aufgebaut und als sozialmedizinische Nachsorgeeinrichtung durch die Krankenkassen anerkannt ist – und als Modellprojekt flächendeckend auf verschiedene Standorte in ganz Bayern ausgeweitet werden soll. Da passt es gut, dass Haderthauer auch finanziell erfreuliche Nachrichten im Gepäck hatte: nach rund 29.000 Euro im Vorjahr soll der für das Frühchen-Programm federführende Verein »Harlekin« heuer mit erweiterten 45.000 Euro unterstützt werden. Zuschüsse, die laut Professor Roos für die Arbeit vor Ort auch händeringend benötigt werden. »Dies ist eine vorbildliche Einrichtung«, so Haderthauer lobend.« Da muss eben auch finanziell einiges geleistet werden«. So waren für den Aufbau weiterer Standorte bereits 2008 rund 260.000 Euro vonseiten des Sozialministeriums zur Verfügung gestellt worden.

Einblicke

Dass auf der Station und im engen Zusammenwirken von Förder-Verein und den vor Ort Tätigen viel geleistet wurde und wird, das zeigt schon der Blick in die Statistik: Denn seit 2003 wurden in Harlaching bereits mehr als 1.200 Frühgeborene und mit Geburtsrisiken zur Welt gekommene Kinder versorgt. »Es ist belegt, dass die Entwicklung von gefährdeten Kindern umso besser ist, je intakter das psychosoziale Umfeld eines Kindes ist«, umreißt Chefarzt Professor Reinhard Roos die Grundintention der Harl.e.kin-Frühchen-Nachsorge. »Gerade psychisch warten auf die Eltern oft hohe Barriere«, so Oberarzt Dr. Armin Gehrmann, der gleichzeitig auch als Fördervereinsvorsitzender aktiv ist. »Denn das Risiko einer Erkrankung oder sogar des Todes ist bei diesen früh geborenen Kindern besonders groß«, informiert der erfahrene Mediziner. Daneben müssten viele Eltern auch mit Behinderungen ihrer Kinder fertig werden. Traumatisierte Eltern sind nach den Erfahrungen der vor Ort Tätigen in der täglichen Arbeit auf der Station keine Seltenheit. Doch obwohl die Neugeborenen mit Symptomen wie Gehirnblutungen oder Herzschwäche zu kämpfen haben, überleben in Harlaching fast alle jener Kinder, die nach der 27. Woche zur Welt kommen. Sogar bei noch früheren Geburten liegt diese »Erfolgsquote« bei 60 bis 70 Prozent. »Dabei wollen wir eine bestmögliche Entwicklung von Früh- und Risikogeborenen gewährleisten und die elterliche Kompetenz durch ein schrittweises Abnabeln von der Klinik nachhaltig stärken – auch wenn viele noch nach Jahren zu uns kommen und unseren Rat suchen«, fasst Professor Roos den Weg zum Erfolgsmodell Frühchennachsorge zusammen. »Aus Frühchen sollen gesunde Kinder werden«, fasst Ministerin Haderthauer den Anspruch der Verantwortlichen zusammen.

Harald Hettich

Artikel vom 18.02.2009
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