Debatten um die Zukunft des Hochhausbaus in München

München · Hochhausbau in München: Zu hoch hinaus?

Ob auch in Zukunft einsame Wolkenkratzer die Stadtsilhouette prägen sollen, wie hier in Moosach, darüber diskutierten Architekten, Heimatpfleger und Politiker am Montag bei einer Podiumsdiskussion.	Fotos: ta

Ob auch in Zukunft einsame Wolkenkratzer die Stadtsilhouette prägen sollen, wie hier in Moosach, darüber diskutierten Architekten, Heimatpfleger und Politiker am Montag bei einer Podiumsdiskussion. Fotos: ta

Moosach · Sie sind hoch, überragen die Stadt und scheiden die Gemüter. Hochhäuser gibt es einige in München, das höchste in Moosach und in Zukunft sind weitere in Planung.

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Da traf es sich vortrefflich, dass die Podiumsdiskussion der Münchner SPD zum Thema »Hochhäuser in München« am vergangenen Montag im achten Stock der Zentrale der Abfallwirtschaftsbetriebe am Georg-Brauchle-Ring abgehalten wurde – in direkter Nachbarschaft zum momentan höchsten Hochhaus Münchens. Grundlage des Gesprächs war die »Hochhausstudie«, die der Stadtrat 1995 hatte erstellen lassen, um potenzielle Standorte für künftige Hochbauten ermitteln zu lassen.

Auf Einladung der Stadtrats-SPD nahmen Architekten und Stadtplaner teil. Lediglich ein geladener Gast war nicht erschienen – Alt-Oberbürgermeister Georg Kronawitter hatte sein Kommen abgesagt. »Ohne die Teilnahme von Oberbürgermeister Christian Ude, ist das für mich nur eine Alibiveranstaltung«, erklärt Kronawitter sein Fernbleiben. »Ich habe den Oberbürgermeister dagegen um ein persönliches Gespräch gebeten.« Doch auch ohne die Teilnahme des Alt-OB gab es bei der Diskussion genügend Zündstoff.

Hochhausarchitekten wie André Perret, Mitwirkender am Bau der Parkstadt Schwabing, Heinz Musil, Architekt des City Towers an der Landsberger Straße oder Professor Ferdinand Stracke, Autor der Hochhausstudie, verfochten die Notwendigkeit des Hochhausbaus auch in München. »Hochhäuser sind langfristig wichtig, weil sich die Bevölkerung in München immer mehr verdichtet«, so André Perret. »Gerade entlang des nördlichen Mittleren Rings integrieren sich die bestehenden Hochhäuser sehr gut ins Stadtbild.« »Eben nicht!« Der Ruf aus dem Publikum kommt von Max von Heckel, Mitstreiter Kronawitters in der Initiative »Unser München«. »München kann doch stolz sein auf seine radiale Ausrichtung mit den Sichtachsen von der Innenstadt weg, die seit dem Mittelalter so besteht. Deswegen kommen Touristen extra in unsere Stadt gereist. Es wäre doch eine Schande, wenn diese ganzen schönen Sichtachsen mit Vierkantklötzen zugebaut würden.«

Gert Görgens, Heimatpfleger der Stadt München, hatte bei der Podiumsdiskussion Verständnis für beide Seiten. Die historische Stadtplanung Münchens hält er für bundesweit einzigartig und erhaltenswert. Allerdings sieht er in den geplanten Hochhäusern dafür keine Gefahr.

»Hochhäuser können sich auch sehr gut ins Stadtbild integrieren«, betont Görgens. »Der Uptown-Trum bereichert zum beispiel die Stadtsilhouette, weil er sehr schlank geraten ist, und gerade der BMW-Zylinder und das Olympiagelände bilden ein schönes Ensemble.« Die Verfechter des Hochhausbaus wollen da nichts anderes. »Hochhäuser sollen künftig schon bestehende Bauten zu Ensembles ergänzen«, erklärt Architekt Perret. Alt-OB Kronawitter hält dagegen: »Ich bin überzeugt, überhohe Türme passen zur relativ kleinteiligen Stadt München wie die Faust aufs Auge. Dies gilt auch für den 146 Meter hohen Vierkantbolzen am Georg-Brauchle-Ring in Moosach.« Kronawitter sei nicht gegen Hochhäuser.

»Der BMW-Zylinder, der heute noch weltweit bewundert wird, gefällt mir zum Besipiel sehr gut. Doch mit all diesen 08/15-Hochhäusern, wie sie jetzt als Dutzendware aus dem Boden schießen sollen, muss Schluss sein.« Kronawitter und seine Mitstreiter von »Unser München« streben nun ein Bürgerbegehren an. »Die Hochhauseuphorie ist gekippt«, erklärt Kronawitter die Entscheidung für die anstehende Abstimmung. »Meiner Meinung nach darf aus München keine Durchschnitts-Hochhausstadt werden. Ich will aber nicht rechthaberisch sein und schlage deshalb vor, dass jetzt endlich auch die Bürger gefragt werden sollen, ob sie beispielsweise die vier geplanten Hochhäuser am Neuhauser Birketweg mit 80 und 120 Meter Höhe oder in der Hultschinerstraße in Berg-am-Laim einen 145 Meter hohen einsamen rechteckigen Turm wollen.«

Wie diese Möglichkeit der Mitentscheidung bei den Bürgern ankommt bleibt noch abzuwarten.

Tobias Aumüller

Artikel vom 18.03.2004
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