Am Sonntag , 16.5.2021, fällt die Entscheidung beim Windkraft-Bürgerentscheid

Landkreis/Ebersberg · Windräder ja oder nein?

Sollen fünf Windräder im Ebersberger Forst errichtet werden? Darüber können alle Ebersberger in einem Bürgerentscheid abstimmen. Foto: TUM LAREG

Sollen fünf Windräder im Ebersberger Forst errichtet werden? Darüber können alle Ebersberger in einem Bürgerentscheid abstimmen. Foto: TUM LAREG

Landkreis/Ebersberg · "Sind Sie dafür, dass der Landkreis Ebersberg zur Erreichung der Ziele des Klimaschutzes und zur Förderung der Landschaftspflege die ihm zur Verfügung stehenden grundstücksrechtlichen Möglichkeiten ausschöpft, um darauf hinzuwirken, dass im Ebersberger Forst maximal fünf Windräder errichtet werden?"

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An dieser etwas sperrig formulierten Fragestellung im aktuellen Bürgerentscheid "Windkraft im Ebersberger Forst" scheiden sich im Landkreis Ebersberg derzeit die Geister. Selten waren sich Umweltschützer und Klimaschützer bei einer Frage so uneinig. Müssen tatsächlich Bäume in einem sensiblen Schutzgebiet gefällt werden, um das Klima zu schützen? Klingt paradox.

Anderseits muss der Landkreis dringend handeln. Schließlich hat der Ebersberger Kreistag bereits 2006 beschlossen, dass der Landkreis bis zum Jahr 2030 frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern sein soll.

Die Zeit rennt also. Die Diskussion über Windräder beschäftigt die Bevölkerung nun schon seit über einem Jahrzehnt so leidenschaftlich wie kaum ein weiteres Thema.

Schließlich ist der Ebersberger Forst mehr als nur ein Wald. Er ist bis heute das größte zusammenhängende Waldgebiet Süddeutschlands außerhalb des Alpengebiets, das nicht durch eine Siedlung unterbrochen wird. Bereits seit 2008 gibt es die Idee, einen Teilbereich des Ebersberger Forstes für die Windenergie zu nutzen.

Auch deswegen hat der Kreistag beschlossen, zu diesem sensiblen Thema erstmals in der Geschichte des Landkreises einen Bürgerentscheid durchzuführen. Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 15. März beschlossen, dass der Bürgerentscheid „Windkraft im Ebersberger Forst" als reine Briefabstimmung durchgeführt wird. Schon jetzt zeichnet sich hohe Wahlbeteiligung ab. So hat bereits zur Halbzeit des Bürgerentscheids Anfang Mai mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht.

Noch bis Sonntagabend, 16. Mai, spätestens 18.00 Uhr, kann man die Wahlunterlagen bei seiner Gemeinde einreichen. Für alle, die noch unentschlossen sind, verschaffen wir hier ein Überblick über das, worüber angestimmt wird.

Über was wird im Bürgerentscheid abgestimmt?

Beim Bürgerentscheid geht es um die Errichtung von maximal fünf Windenergieanlagen mitten im Schutzgebiet Ebersberger Forst. Die geplanten Anlagen haben eine Höhe von 245 m (Nabenhöhe 165m, Rotordurchmesser ca 160m).

Die fünf Windräder könnten schätzungsweise 40 bis 45 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen und damit ein Fünftel aller Haushalte im Landkreis Ebersberg mit sauberem Strom versorgen. Für die Errichtung der fünf Windräder müssten allerdings 1,5 Hektar des Landschaftsschutzgebietes gerodet werden.

Die durch die Fundamente im Umfang des Standfußes versiegelte Fläche beträgt zusammen 0,2 Hektar - 400 m2 pro Windrad. Dafür soll direkt am Forst eine Ersatzaufforstung erfolgen. Um Windenergieanlagen im Ebersberger Forst zu ermöglichen, muss außerdem die bestehende Landschaftsschutzgebietsverordnung verändert werden, die normalerweise keinerlei Eingriffe in dieses Gebiet gestattet.

Oberstes Kriterium des Kreistages ist es dabei, dass die Schutzwirkung des Landschaftsschutzgebiets weiter erhalten bleibt, bis zu fünf Windenergieanlagen aber möglich werden. Dies schließt die Erhaltung des geschlossenen Waldgebiets und das Verbot der Errichtung von Straßen und anderen Industrieanlagen ein. Die Windräder sind ein Teil des Klimapaktes, den der Ebersberger Kreistag bereits 2006 beschlossen hat.

Dieser besagt, dass der Landkreis bis zum Jahr 2030 frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern sein soll. Die Windräder sind ein wichtiger Baustein im Erreichen des Klimapaktes und sollen zum Gelingen der Energiewende beitragen.

Die Gegner des Projekts, allen voran die "Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst" befürchtet, dass der enorme Artenreichtum, den der Ebersberger Forst aufweist, nur durch absoluten Schutz von Flora und Fauna an diesem Ort zu bewerkstelligen ist. Auch eine teilweise Rodung könnte dieses Gleichgewicht, in dem sich der Wald befindet, empfindlich stören, sind sich die Gegner des Projekts sicher.

Auch befürchten diese, dass sich der Erholungswert des Ebersberger Forstes dramatisch verschlechtern könnte ebenso dass Anwohner durch den Infraschall, den Windräder erzeugen, gesundheitlich beeinträchtigt werden könnten. Die Bürger haben nun die Gelegenheit, sich nochmals mit allen Fakten vertraut zu machen und ihre eigene Entscheidung zu treffen.

Artikel vom 12.05.2021
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