Die Schäffler kommen

Wo der traditionelle Tanz in Zentrum und Schwabing zu erleben ist

Zwei Kasperl, zwei Reifenschwinger und ein Fähnrich begleiten die 20 Tänzer. Foto: Robert Bösl

Zwei Kasperl, zwei Reifenschwinger und ein Fähnrich begleiten die 20 Tänzer. Foto: Robert Bösl

München-Zentrum-Schwabing · Normal drehen sie in der "unteren Etage" im weltberühmten Glockenspiel im Rathaus am Marienplatz ihre Runden, täglich um 11 und 12 Uhr, von März bis Oktober auch 17 Uhr, dazu erklingt im Januar "ihr" Lied: "Aber heit is koid, aber heit is koid..."

2019 ist Schäffler-Jahr: Die Schäffler sind da (Termine – Infos – Videos)
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Aber heuer kann man die echten Schäffler, die nur alle sieben Jahre auftreten, wieder in Aktion erleben – denn 2019 ist Schäfflerjahr: Seit dem Dreikönigstag bis Faschingsdienstag führen die Fassmacher an vielen Orten in und um München ihren traditionellen Tanz auf.

In den kommen Wochen sind die Schäffler nicht nur regelmäßig am Marienplatz, sondern auch in Schwabing und Maxvorstadt zu bewundern:

am Samstag, 26. Januar, 12 Uhr, am Marienplatz, am Sonntag, 27. Januar, 14.30 Uhr, am Chinesischen Turm im Englischen Garten, am Dienstag, 17 Uhr, am Sendlinger Tor, am Sonntag, 3. Februar, 11.30 Uhr, am Josephsplatz in Schwabing, ebenfalls dort am Mittwoch, 6. Februar, 16 Uhr. Um 17 Uhr sind sie dann am gleichen Tag in der Maxvorstadt am Königsplatz vor den Staatlichen Antikensammlungen zu erleben. Am Freitag, 8. Februar, folgt um 13 Uhr ein Auftritt in der Zweibrückenstraße 2 in der Ludwigsvorstadt.

In der Alten Heide im nördlichen Schwabing zu Gast sind sie um 16 Uhr am Schlodererplatz und um 17 Uhr an der Münchner Freiheit. Am Montag, 11. Februar, geht es weiter um 17 Uhr in der Altstadt am Karlstor und um 18 Uhr am Marienplatz. Donnerstag, 14. Februar, sind sie an mehreren Orten und zu verschiedenen Zeiten in der Innenstadt zu erleben: um 13 Uhr in der Brienner Straße 44, um 16 Uhr in der Weinstraße 11 und um 17 Uhr am Viktualienmarkt und am Samstag, 16. Februar um 12 Uhr am Marienplatz. In Schwabing tanzen sie wieder am Samstag, 23. Februar, 18 Uhr am Wedekindplatz.

Kaum ein Münchner Verein kann auf so eine lange Tradition zurückblicken wie die Schäffler: Die Entstehung des Tanzes wird auf das Jahr 1517 datiert. Der Grund für den Tanz, der bis heute alle sieben Jahre in und um die Isarmetropole gezeigt wird, war allerdings kein fröhlicher. Nach dem die Pest in München schlimm gewütet und mehr als 15.000 Menschen in den Tod gerissen hatte, schlossen sich die Bürger zuhause ein, um sich vor Ansteckung und Krankheit zu schützen. Um das Leben in der Stadt München wieder in Schwung zu bringen, beschlossen die Schäffler, der Angst ein Ende zu bereiten und die Menschen wieder auf die Straße zu locken. Sie studierten einen kunstvollen Tanz ein und zeigten diesen bei lauter Musik auf den Straßen. Angelockt von fröhlichen Klängen sollen die Menschen sich wieder nach draußen getraut haben.

Seitdem tanzen die Schäffler alle sieben Jahre, angefangen vom 6. Januar bis zum Faschingsdienstag. Allerdings, verrät Christian Härtl vom "Fachverein der Münchner Schäffler", gäbe es den Verein schon lange nicht mehr, wenn nur noch gelernte Fassmacher mit von der Partie sein dürften. 35 Mann gehören zu den Münchner Schäfflern, wobei immer 25 davon den traditionsreichen Tanz zeigen. Eine Münchner Faßfabrik gibt es allerdings noch, in Laim, in der nach wie vor viele Arbeiten von Hand erledigt werden.

Fast jeden Tag haben sie mehrere Auftritte in diversen Stadtvierteln. "Viele der Schäffler nehmen ihren Urlaub für diese Zeit, um voll und ganz bei der Sache sein zu können." Aber auch im Hintergrund gibt es viel zu tun: Da müssen die Kostüme genäht, die Schuhe mit den glatten Ledersohlen ständig neu besohlt, das Equipment herbeigeschafft, die Termine verwaltet und der Tourbus gefahren werden.

Neben den 20 Tänzern gibt es bei den Münchner Schäfflern auch noch zwei Kasperl, zwei Reifenschwinger und einen Fähnrich. "Der Kasperl geht auf Tuchfühlung mit den Zuschauern. Er schmiert sie mit Ruß ein, was Glück für das neue Jahr bringen soll", erläutert Härtl das Prozedere.

Ihren letzten Auftritt 2019 haben die Schäffler am Faschingsdienstag, 5. März, 21 Uhr, in der Neuhauser Straße 27. Dann ist wieder sieben Jahre Pause. Warum, dazu gibt es mehrere Vermutungen: Etwa die Pest soll in früherer Zeit alle sieben Jahre verstärkt aufgetreten sein. Die Zahl sieben gilt in der Mythologie als Glückszahl. In München gab es früher neben dem Schäfflertanz noch mehrere Handwerksbräuche (z. B. den Metzgersprung).

Man darf annehmen, dass die Schäffler nach einem bestimmten Zeitplan der Zünfte eingesetzt wurden und dass dieser Zeitplan auch dann beibehalten wurde, als andere Gesellenorganisationen ihre öffentlichen Darbietungen unterließen. Herzog Wilhelm IV gab damals aus Dankbarkeit den Schäfflern das Recht, alle sieben Jahre ihren Tanz aufzuführen. Seit 1760 wird der Schäfflertanz alle sieben Jahre aufgeführt. In diesem Jahr ist der 7-jährige Turnus in den kurfürstlichen Kabinettsrechnungen nachweisbar. Es wird hier vom „alle sieben Jahre zur Fastnachtszeit gewöhnlichen öffentlichen Reiftanz“ gesprochen. H. Woschée/red

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Artikel vom 23.01.2019
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