»Für mich nach wie vor die schönste Aufgabe«

Rainer Koch aus Poing ist seit zehn Jahren Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes

Seit November 2004 ist Rainer Koch Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes. Der 55-Jährige Poinger spielte beim Kirchheimer SC, war Jugendtrainer in Kirchheim und Markt Schwaben und Schiedsrichter in der Bayernliga.	Foto: BFV

Seit November 2004 ist Rainer Koch Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes. Der 55-Jährige Poinger spielte beim Kirchheimer SC, war Jugendtrainer in Kirchheim und Markt Schwaben und Schiedsrichter in der Bayernliga. Foto: BFV

München/Poing · Ein Poinger ist der wichtigste Mann im bayerischen Amateurfußball: Rainer Koch leitet als Präsident die Geschicke des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), der in München in der Brienner Straße sitzt.

Im November feiert der 55-jährige Jurist sein zehnjähriges Amtsjubiläum. Im Interview spricht Koch über seine Anfänge als Funktionär, den Weg an die Spitze des BFV und die turbulente Wochen vor seiner Wahl. Und er verrät auch, was ihn in seiner Funktion als BFV-Präsident am meisten bewegt.

Landkreis-Anzeiger: Spieler beim Kirchheimer SC, gleichzeitig Schiedsrichter und Jugendtrainer, später dann Jugendleiter. Herr Koch, Sie waren ja scheinbar schon in jungen Jahren fußballverrückt.

Rainer Koch: Ich finde seit jeher alle Facetten des Fußballs faszinierend und damals habe ich mich praktisch in allen Bereichen ausprobieren wollen. Ich bin dann im zweiten Erwachsenenjahr aber zur Erkenntnis gekommen, dass ich im Schiedsrichterbereich mehr Spaß und Erfolg haben würde. Deswegen habe ich in der ersten Mannschaft beim Kirchheimer SC aufgehört und war fünf Jahre lang Schiedsrichter in der Bayern- und Landesliga. Nach Ende meines Jurastudiums merkte ich während der Referendarzeit schnell, dass sich der Spitzenschiedsrichterbereich nicht mit dem weiteren beruflichen Weg zum Richter vereinbaren lassen würde. Danach war ich einige Jahre A-Juniorentrainer bei Falke Markt Schwaben.

Sie waren mit 23 Jahren bereits Beisitzer im Münchner Schiedsrichter-Ausschuss. Was hat Sie so früh an der Funktionärsarbeit gereizt?

Rainer Koch: Es hat mich immer interessiert, Fußball zu gestalten und zu organisieren. Egal, ob als Jugendtrainer im Verein, als Jugendleiter oder im Schiedsrichter-Ausschuss. Deswegen war und ist es heute für mich nach wie vor die schönste Aufgabe, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes zu sein. Insofern war das eine logische und natürliche Entwicklung.

Wie war das damals 2004, als Sie BFV-Präsident geworden sind? Nur wenige kennen die Abläufe im Detail.

Rainer Koch: Es war eine spannende Zeit. Nach seiner Wiederwahl zum BFV-Präsidenten im Sommer 2002 war Heiner Schmidhuber sehr bald klar, dass er sich in seiner letzten Amtsperiode befand und dass er rechtzeitig für eine geordnete Nachfolge sorgen wollte. Er hat längere Zeit nach dem richtigen Zeitpunkt und Ort gesucht, um mich über seinen noch keineswegs offiziell angekündigten Rückzug als BFV-Präsident für das Jahr 2006 zu informieren.

Es kam dann eher zufällig…

Rainer Koch: Genau. Am 19. Juni 2004 in Portugal spielten bei der EM Deutschland und Lettland in Porto gegeneinander. Ich war für die UEFA-Disziplinarkommission vor Ort und habe Heiner Schmidhuber, der mit dem DFB-Vorstand da war, angeboten, das Spiel mit mir zusammen auf der Tribüne zu verfolgen.
Wir haben an diesem Tag zum allerersten Mal ein langes und intensives Gespräch über die Lage des Amateurfußballs in Bayern und die Zukunft des BFV geführt. In der Halbzeitpause hat Heiner die zentrale Frage nach der künftigen BFV-Führung angeschnitten und mich in seine Überlegungen eingeweiht, beim Verbandstag 2006 nicht mehr kandidieren und mich als seinen Nachfolger vorschlagen zu wollen.

Der Plan ging zumindest in dieser Form nicht auf.

Rainer Koch: Das ist richtig. Nach dem katastrophalen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2004 haben sich die Ereignisse im DFB überschlagen. Es gab fast über Nacht gravierende Veränderungen an der Spitze. Theo Zwanziger rückte als DFB-Präsident in eine Doppelspitze zu Gerhard Mayer-Vorfelder auf und Schmidhuber sollte ihm als neuer Schatzmeister nachfolgen. Auf dem DFB-Bundestag in Osnabrück wurde er dann auch gewählt, war wegen der satzungsmäßigen Unvereinbarkeit der beiden Ämter damit zum Rücktritt als BFV-Präsident gezwungen. In Bayern musste also umgehend ein neuer Präsident her. Da war es natürlich gut, dass wir drei Monate zuvor schon über Schmidhubers Nachfolge gesprochen hatten. So fiel es Heiner leicht, mich am 6. November 2004 auf dem außerordentlichen BFV-Verbandstag als seinen Nachfolger vorzuschlagen.

Was bewegt Sie in Ihrer Funktion als BFV-Präsident am meisten?

Rainer Koch: Die Zukunftssicherung des Amateurfußballs und der Vereine, bei denen ja das Herz des Amateurfußballs schlägt. Alles, was der BFV macht, muss darauf ausgerichtet sein, dass auch in den nächsten Jahrzehnten, unter veränderten demografischen Rahmenbedingungen, möglichst in jedem Dorf in Bayern Amateurfußball zuhause ist.

Gibt es Begegnungen aus den vergangenen zehn Jahren, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Rainer Koch: Begegnungen gibt es viele. Das Schöne an der Funktion des BFV-Präsidenten ist, dass man eben sowohl mit den Vorsitzenden kleiner Fußballvereine in Kontakt kommt als auch mit den Größen des Weltfußballs. Das erlebe ich oftmals innerhalb weniger Stunden an nur einem Tag.

Werden Sie irgendwann ein Comeback als Schiedsrichter feiern?

Rainer Koch: Ich will nicht ausschließen, dass es das nochmal in einem Benefizspiel gibt. Mehr aber sicher nicht (lacht). Ich freue mich, dass wir in Bayern herausragende Schiedsrichter und mit Angelika Söder jetzt auch wieder eine FIFA-Schiedsrichterin haben. red

Der gebürtige Kieler Rainer Koch lebt seit 1964 in Poing, wo er für die SPD im Gemeinderat sitzt.

Artikel vom 12.11.2014
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