Lieber Hausaufgabenhilfe als Spielhölle

Neuperlach · Stemplingeranger verwaist

Platz für Hausaufgabenbetreuung oder Gebet gäbe es genug im Stemplingeranger.	Foto: Angela Boschert

Platz für Hausaufgabenbetreuung oder Gebet gäbe es genug im Stemplingeranger. Foto: Angela Boschert

Neuperlach · Wo nach Plänen der Stadt ein Handwerkerhof entstehen sollte, herrscht massives Ladensterben. Gab es einst Bäcker, Metzger, Haushaltsladen, Antennengeschäft, Teppichbodenleger, Maler und Apotheke sucht man diese heute im Stemplingeranger vergeblich.

Geblieben ist eine renommierte orthopädische Werkstätte, umgeben von leer stehenden Geschäftsräumen und einem Wettbüro. Interesse an Ladenräumen um die Ecke, im Marieluise-Fleißer-Bogen, hat der Verein »Interkulturelle Bildung in München e.V.« (IBM). Er musste im Juni 2009 seine angestammten Räume in der Heinrich-Wieland-Straße 170 verlassen und ist seitdem auf Raumsuche. Nach Auskunft des Planungsreferats hat sich der Verein mündlich erkundigt, ob im Marieluise-Fleißer-Bogen eine Tageseinrichtung für Jugendliche mit Hausaufgabenbetreuung möglich sei und ein anderes Mal, ob Räume religiös genutzt werden könnten. Für beides müsste eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden, da das betreffende Gebiet ein Gewerbegebiet ist. Die muss formell beantragt werden mit genauen Angaben zur Anlage und detailliertem Betriebskonzept und wird vom Planungsreferat eingehend geprüft. Ohne einen formellen Antrag könne man nicht sagen, ob eine Nutzungsänderung genehmigt werden könne, sagte der Pressesprecher des Planungsreferats. Das gelte für jeden Bauherren, betonte er.

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Der IBM hat auch nach eigenen Angaben keine Nutzungsänderung formell beantragt. Vielmehr sieht er sich zahlreichen bürokratischen Hürden gegenüber. »Wenn wir irgendein Gebäude mieten oder kaufen wollen, sind entweder die Eigentümer nicht einverstanden oder es gibt irgendwelche Gesetze, wie etwa ›nur für produzierendes Gewerbe‹ oder ´›nur Wohngebiet‹, sodass uns die Hände und Füße gebunden sind«, sagte Osman Yenidede, der Erste Vorsitzende des Vereins, und beklagt, man habe »überhaupt keine Freiräume für gemeinnützige Arbeit«.

Auch bei der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach (BA 16) weckt das Vorgehen Fragen. Sie will von der Landeshauptstadt wissen, welche Gründe »offenbar« zur »Ablehnung das Umzugsvorhabens« des IBM führten, welche mittelfristigen Entwicklungsperspektiven die Stadt für den Handwerkerhof am Stemplingeranger sieht und unter welchen Rahmenbedingungen dort nicht-gewerbliche Nutzungen denkbar wären. Sie erinnert daran, dass im Stemplingeranger zuletzt ein Spielsalon genehmigt wurde, was dem Charakter eines Handwerkerhofs widerspreche und wodurch Jugendliche gefährdet würden. Um das weitere Absacken des Gebiets zu verhindern, sollten alternative, nicht-gewerbliche Nutzungen überlegt werden. Es sei »grundsätzlich zu begrüßen, wenn ein Verein dafür ein Angebot macht«, heißt es im CSU-Antrag, der in den Unterausschuss Stadtteilentwicklung und Bauvorhaben verwiesen wurde. Angela Boschert

Artikel vom 06.10.2011
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