Geht der ehemalige Handwerkerhof unter?

Neuperlach · Eigentümer sorgen sich

Nur noch wenige Handwerksbetriebe sind im Marieluise-Fleißer-Bogen ansässig.	Foto: aha

Nur noch wenige Handwerksbetriebe sind im Marieluise-Fleißer-Bogen ansässig. Foto: aha

Neuperlach · Immer öder wird es im Stemplingeranger, wo nach Plänen der Stadt ein Handwerkerhof entstehen sollte.

Zu diesem Zwecke wurden relativ kleine Parzellen gemäß dem Bebauungsplan von 1971 an Handwerker verkauft, die für fünf Jahre dort ihrem Handwerk nachgehen mussten und ausnahmsweise auch im Obergeschoss ihrer Werkstatt wohnen durften. Oder ihre Gesellen. Ein Bäcker, Metzger, Haushaltsladen, Antennengeschäft, Teppichbodenleger, Apotheke und Maler siedelten sich an. Bis auf eine renommierte orthopädische Werkstätte, ein Bäckereigeschäft und einen neuen Dentaltechniker sind nahezu alle weg. Stattdessen haben sich zwei Spielhallen angesiedelt und eine dritte ist genehmigt.

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Das bereitet den Eigentümern Sorge. »Wir haben keinerlei Problem mit der Spielhalle im Marieluise-Fleißer-Bogen und auch nicht mit der im Stemplingeranger. Aber wie soll das gehen, wenn in das seit einem Jahr leer stehende Haus im Marieluise-Fleißer-Bogen Nr. 11 eine Hausaufgabenbetreuung für Jugendliche kommt und zugleich eine dritte Spielhalle an der Ecke zum Oskar-Maria-Graf Ring aufmacht«, fragt Schlecht, die Sprecherin der Hauseigentümer, die mit ihrem Mann hier seit 1979 ansässig ist. Außerdem könnte der Verein »Interkulturelle Bildung in München e.V.« (IBM), der außer Hausaufgabenbetreuung auch muslimische religiöse Unterweisung anbieten will, gar nicht genügend Parkplätze stellen. Man habe jetzt schon zu wenige. »Wo sollen die Gläubigen am Freitag parken, wenn sie hierher zum Gebet kommen?«, fragen sich die Eigentümer. Sie wünschen sich eine Belebung des Viertels und versuchen, was geht, um wieder Handwerker hierher zu bekommen. »Aber das war schon vor zehn Jahren ein Problem«, berichtet Schlecht und betont nachdrücklich: »Wir wollen das Handwerkliche im Vordergrund lassen, egal ob ´richtiges Handwerk oder Piercing-Laden bzw. Kfz-Handel!« Allerdings fühlen sie sich durch die Stadt nicht unterstützt. Angesichts der Wohnungsnot solle diese in den Obergeschossen der zwei- bis dreistöckigen Häuser Wohnungen zulassen und unten Büros, falls sich keine Handwerker finden. »Wir brauchen Wohnungen!«, betont Sie. Auch fällt ihr auf, dass man kaum Kinder hier sieht und sie blickt zurück: »Das war hier ein echter Handwerkerhof mit 14 Handwerkern als beide Straßen noch Stemplinger­anger hießen. Und dann kam das pep.«

Den Untergang des ehemaligen Handwerkerhofes sieht auch der Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach (BA 16) mit Sorge. Er wird bei der Stadt anfragen, ob geeignete planerische Maßnahmen möglich sind, um auch kulturelle, interkulturelle, soziale und vereinsgebundene Nutzungen im Gewerbeobjekt Marieluise-Fleißer-Bogen zu ermöglichen bzw. sogar aktiv zu fördern. Der BA fragt auch, welche mittelfristigen Entwicklungsperspektiven die LH München am Stemplingeranger sieht und inwieweit sich die nunmehr genehmigte »Spielhölle« oder entsprechendes auf die weitere Entwicklung des Gebietes störend auswirken könnte. Das auch unter dem Gesichtspunkt des Jugendschutzes. Zugleich will der BA den IBM bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und der Antragstellung unterstützen. Angela Boschert

Artikel vom 08.11.2011
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