Landwirte melden Bedenken an

Oberhaching · Schutzgebiet: Pro & Contra

Oberhaching · Der Konflikt um die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes im Hachinger Tal weitet sich aus: Auf einer CSU-Informationsveranstaltung im Oberhachinger »Forstnersaal« prallten die Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern des Vorhabens unversöhnlich aufeinander.

Rund 100 Landwirte und CSU-Kreisräte waren gekommen, um sich über das Projekt zu informieren und dazu Stellung zu nehmen. Schnell zeigte sich: Der Widerstand seitens der Eigentümer ist enorm, die geplanten Maßnahmen will man auf keinen Fall hinnehmen. Grundtenor: Per Landratsamt verordnete Ausweisungen würden nicht zu einem Schutz der Landschaft führen, sondern genau das Gegenteil bewirken, da dann fast alle bislang gängigen Nutzungen einer Sondergenehmigung bedürften. Auch könnten zahlreiche Projekte wegen den dann geltenden, rigiden Vorschriften nicht mehr umgesetzt werden. Beispiel Lärmschutz an der A 995, die das neue Landschaftsschutzgebiet durchschneiden würde. »Wir hätten keine Möglichkeit mehr, hier irgendwelche Maßnahmen zu treffen, die nicht genehmigungspflichtig wären«, ereiferte sich Paul Haberl, CSU-Gemeinderatsmitglied in Taufkirchen.

Auch das Bestellen der Felder mit Energiepflanzen sei dann verboten, führte er weiter aus. Ebenfalls sei es fraglich, ob etwa am Taufkirchener Autobahnweiher im Sommer noch Grillabende stattfinden oder die traditionellen Johannifeuer abgehalten werden dürften. Insgesamt, so zeigte sich im Laufe des mehrstündigen Abends, befürchten die Betroffenen eine massive Beschneidung ihrer Rechte bei der Nutzung ihrer landwirtschaftlichen Flächen.

Betroffen ist ein rund 170 Hektar großes Areal, das auf Flächen südlich des Marklwegs in Taufkirchen und entlang der eiszeitlichen Hangkanten in Oberhaching aufgeteilt ist.

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Zwar hob Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle, der auch Fraktionsvorsitzender der CSU im Kreistag ist, die Notwendigkeit von Landschaftsschutzmaßnahmen südlich von München hervor: »Landschaft in unserem Siedlungsraum ist wertvoll«, heißt es in einem von ihm erarbeiteten Positionspapier. Und weiter: »Eine von Menschen in Jahrhunderten genutzte Kulturlandschaft prägt unseren Lebensraum, macht ihn einzigartig und unverwechselbar.« Doch am Sinn von Landschaftsschutzverordnungen, wie sie jetzt vom Landratsamt auf den Weg gebracht werden und zu denen die betroffenen Gemeinden bis Ende März Stellung nehmen sollen, äußerte er starke Bedenken. Es sei vielmehr ein Papiertiger zu erwarten: »Ist es nicht sinnloser Bürokratismus, die Landschaft mit vielen Schildern zu schmücken und ohne erkennbare Erfordernisse das Fliegenlassen von Modellflugzeugen unter Erlaubnispflicht zu stellen?« Die Taufkirchnerin Brigitte Koch ging sogar so weit, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden aufzukündigen: »Wir empfinden ein Landschaftsschutzgebiet als einen Misstrauensantrag«, klagte die Grundstückseigentümerin. »Es entmündigt die Landwirte und entzieht die Vertrauensgrundlage für eine künftige Zusammenarbeit.« Ähnlich argumentierte August Baader aus Taufkirchen: »Wir haben schon freiwillig erduldete Schutzmaßnahmen. Diese werden mit einer zusätzlichen Hypothek überzogen«, sagte er mit Blick auf Feuchtgebiete am Hachinger Bach. Einer der vehementen Befürworter ist Grünen-Kreisrat Christoph Nadler, der, wie er sagte, als »Auswärtsspieler« Schelles Einladung gerne angenommen habe.

Er verwies auf den »enormen Siedlungsdruck« im Münchner Ballungsraum, der Ausweisungen von Landschaftsschutzgebieten geradezu erzwinge. An die Adresse der Bauern gerichtet, sagte er: »Damit soll die Landwirtschaft nicht bedroht, sondern geschützt werden. Ziel ist es, dass eine Bebauung erschwert wird.«

Der Bund Naturschutz (BN) nannte die von den Landwirten geäußerten Befürchtungen »skurril«. Die neuen Gebiete könnten »Teil einer Inwertsetzung einer Landschaft sein, die nicht mehr Stadt ist und noch nicht richtig Oberland«, teilte der Vorsitzende des BN in München, Christoph Hierneis, mit. So habe sich das Gesicht der Rodungsinseln im südlichen Landkreis in den vergangenen 50 Jahren »gravierend geändert«. Felder und Wälder seien in Gewerbegebiete und in Straßen umgewandelt worden. »Trotzdem konnte, dank der vorausschauenden Planung, eine gesunde Mischung von Siedlungsstrukturen und freier Landschaft erhalten werden.« Die Idee, Landschaftsschutzgebiete auszuweisen, sei deswegen »nur folgerichtig«.

mst

Artikel vom 09.03.2011
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