Landschaftsschutzgebiete für Taufkirchen und Oberhaching

Taufkirchen/Oberhaching · Naturschutz fördern

Die Flächen südlich des Marklwegs sollen zum Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden. Das Echo auf diesen Vorschlag ist geteilt. 	Foto: Schunk

Die Flächen südlich des Marklwegs sollen zum Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden. Das Echo auf diesen Vorschlag ist geteilt. Foto: Schunk

Taufkirchen/Oberhaching · Das Thema »Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten« sorgt im Hachinger Tal wieder für Furore: Mit höchst gemischten Gefühlen blicken die Kommunal- und Landkreispolitiker auf die Ankündigung des Landratsamtes, die Flächen südlich des Marklwegs in Taufkirchen sowie die Hangkanten am Hachinger Bach in Oberhaching zu Landschaftsschutzgebieten (LSG) zu erklären.

Bis zum 31. März 2011 müssen diese beiden Gemeinden ihre Stellungnahmen zu dem Vorhaben abgeben. Taufkirchens Bürgermeister Jörg Pötke und seine Freie-Wähler-Gruppierung »Initiative Lebenswertes Taufkirchen« (ILT) begrüßen den Schritt. Er sei die logische Konsequenz aus dem Beschluss des Umweltausschusses des Kreistages: Mit knapper Mehrheit hatte das Gremium im Spätherbst 2010 verfügt, landschaftlich bedeutsame Areale in Neuried, Gräfelfing, Straßlach-Dingharting und im Hachinger Tal als Schutzgebiete auszuweisen.

Weitere Artikel zum Thema

Gegen das Vorhaben votierte die CSU, dafür waren die Grünen, die SPD, die FDP und die Freien Wähler, so dass sich Letztere mit einer Mehrheit von nur zwei Stimmen durchsetzten. »Eine jahrzehntelange Vorgeschichte mündet in die Zielgerade. Die Regierung von Oberbayern hat den Versuchen der CSU-Kreisfraktion ein Ende bereitet, den Bürgerwillen juristisch auszuhebeln«, nimmt Pötke den politischen Gegner ins Visier. »Damit wurde der Weg frei für das Landratsamt, ein Verfahren zum Landschaftsschutzgebiet zu eröffnen, das rund 176 Hektar umfasst.« Nunmehr gelte es, fraktionsübergreifend die Vorbereitungen zu der geforderten Stellungnahme zu treffen. In der Gemeinderatssitzung am 22. Februar werde das Thema dann auf der Tagesordnung stehen. Dass der Beschluss positiv ausfallen wird, daran zweifelt er trotz der unterschiedlichen Auffassungen nicht. Es gelte jetzt, Oberhaching ins Boot zu holen: »Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Gemeinde für ihren Bereich ebenfalls eine positive Stellungnahme abgeben würde und damit das gesamte Tal bis zum Oberlauf des Hachinger Bachs stärker vor weiterer Zersiedlung geschützt wäre«, argumentiert Pötke.

Der Vorsitzende der CSU im Kreistag und Bürgermeister von Oberhaching, Stefan Schelle (CSU), indes ist weit davon entfernt, in diesen freudigen Chor einzustimmen. Mit Blick auf die »fruchtbaren Verhandlungen« zwischen seiner Gemeinde und den Landwirten kritisiert er die Landkreis-Verordnung als kontraproduktiv: »Seit Jahrzehnten pflegen wir einen sehr konstruktiven Umgang mit den Grundstückseigentümern«, seufzt Schelle – und fügt verärgert hinzu: »Die Frucht dieser Arbeit wird jetzt zunichte gemacht.« Zwar räume auch er dem Landschaftsschutz eine hohe Priorität ein: »Ich bin davon überzeugt, dass die Landschaft das Wichtigste ist, was es zu schützen gilt.« Doch der Weg dorthin mit nunmehr einem zu erwartenden Wust aus bürokratischen Verordnungen sei der falsche. »Richtiger Landschaftsschutz beginnt im Kopf der Menschen«, mahnt Stefan Schelle. Am Beispiel der vom Landratsamt erarbeiteten »Verordnung des Landkreises München über das Landschaftsschutzgebiet Hachinger Tal im Gebiet der Gemeinden Oberhaching und Taufkirchen« erläutert Schelle die Problematik. Unter Paragraf 5 mit dem Titel »Erlaubnis« beispielsweise ist angeführt, dass bezüglich baulicher Anlagen wie »Wochenendhäuser, Badehütten, Buden, Verkaufsstände und Gerätehütten« künftig in dem Areal spezielle Genehmigungen eingeholt werden müssen. Auch das Betreiben von Feuerstätten soll künftig untersagt sein.

»Das bedeutet das Aus für so beliebte Feste wie das Johannifeuer«, ereifert sich der Rathauschef. Das Entfernen von Buschwerk und Gehölz bedürfe nunmehr ebenfalls einer behördlichen Genehmigung – ein Unding, wie Schelle findet, da die Umwandlung dieser Flächen in wertvollen Magerrasen nun nicht mehr möglich sei. Für diese Argumente hat der Grünen-Sprecher im Kreistag, Christoph Nadler, nur ein ungläubiges Kopfschütteln übrig. Der Kreisrat aus Taufkirchen wirft dem Kollegen aus Oberhaching Angst- und Panikmache vor. »Herr Schelle weiß ganz genau, dass diese Verordnung nur ein vorläufiger Entwurf ist. Über jeden einzelnen Punkt kann der Kreistag dezidiert abstimmen – und damit ein auf die Gemeinden maßgeschneidertes Konzept auf den Weg bringen.«

Es könne mitnichten davon die Rede sein, dass Taufkirchen und Oberhaching nunmehr in Stein gemeißelte Reglementierungen aufgedrängt würden. Für den Landschaftsschutz sei der Schritt jedoch ein Segen: »Seit Jahrzehnten war es erstmalig im Kreistag möglich, die Ausweisung von vier Landschaftsschutzgebieten einzuleiten«, freut sich Nadler und weiter »Das ist etwas Einzigartiges.« mst

Artikel vom 08.02.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...