Der »Ernst des Lebens« hat wieder begonnen. Für das Gisela-Gymnasiums brachte das neue Schuljahr einen Wechsel in der Schulleitung mit sich.
Studiendirektorin Marianne Achatz löste Oberstudiendirektor Axel Müller-Nordhorn, der auf grund einer langwierigen Krankheit bereits im April in den Ruhestand versetzt worden war, ab. Den Schwabinger Seiten stand die 46-Jährige Rede und Antwort.
Schwabinger Seiten(SS): Schildern Sie bitte Ihren bisherigen Werdegang.
Achatz: Ich habe 15 Jahre am Theresiengymnasium Latein und Deutsch unterrichtet und habe zusätzlich bei verschiedenen Projekten des Kultusministeriums mitgearbeitet. In den vergangen fünf Jahren war ich an die Bayerische Staatskanzlei abgeordnet.
SS: Nach fast 100 Jahren steht nun zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Schule...
Achatz: Glauben Sie vielleicht, dass damit ein neues Jahrhundert anbricht? Aber im Ernst: Es ist sicherlich eine neue Situation. Für ein gutes Klima ist es wohl nicht entscheidend, ob die Schulleitung in den Händen einer Frau oder eines Mannes liegt. Ich werde versuchen, mein Bestes zu tun, dann werden wir sehen.
SS: Was sind Ihre Ziele als Schulleiterin?
Achatz: Ich möchte die angenehme Atmosphäre und das positive Lernklima am Gisela-Gymnasium weiter pflegen. Dabei liegt mir das vielfältige Angebot unserer Schule am Herzen. Bei uns läuft ein Modellversuch für Schüler, die in acht Jahren das Abitur erreichen wollen. Es gibt gemeinsamen Unterricht von hörbehinderten und normalhörenden Jugendlichen, das Schultheater und die musikalischen und sportlichen Zusatzangebote. Mir ist generell wichtig, dass Eltern wissen: ihre Kinder werden sehr gut ausgebildet und betreut.
SS: Was bedeutet die Position als Schulleiterin für Sie persönlich?
Achatz: Sehr viel! Ich habe eine Menge Kraft und Energie investiert, damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen konnte! Ich kann auf die Erfahrungen, die ich in 15 Jahren als engagierte Fach- und Verbindungslehrerin gesammelt habe, und auf die Einsichten und Einblicke die ich in der Staatskanzlei gewonnen habe, aufbauen. Eine persönliche Bereicherung ist es, dass mich die Kollegen am Gisela-Gymnasium so herzlich aufgenommen haben. Das beflügelt mich in meinem Einsatz für die Schule.
SS: Wie schätzen Sie die heutige Jugend ein?
Achatz: »Die« Jugend einzuschätzen ist, glaube ich, unmöglich. Jedes Kind hat seine Individualität, seinen eigenen Charakter und heute mehr Gelegenheit als früher, seine Bedürfnisse auszuleben. Ich werde dies im Schulalltag im Auge haben und das Kollegium nach Kräften unterstützen, das Selbstbewusstsein der SchülerInnen zu stärken, aber auch klare Grenzen zu ziehen, wenn diese gegen Regeln verstoßen.
SS: Was ist Ihrer Meinung nach die primäre Aufgabe der Schule in der heutigen Gesellschaft?
Achatz: Um Jugendliche möglichst gut für das Leben vorzubereiten, müssen wir ihnen in der Schule solides Basiswissen und die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen, zu Teamfähigkeit und zu eigenständigem Arbeiten vermitteln. Genauso notwendig ist die Erziehung zu Verantwortungsbewusstsein, zu gegenseitiger Rücksichtnahme und Toleranz. Wir am Gisela-Gymnasium gehen diese Aufgabe mit großem Engagement an. Und mit dem Ziel, Raum für eine umfassende Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu geben.