Veröffentlicht am 08.02.2011 00:00

Schwabing · Spitzenplatz Lesen

Eva Fetzer (r.) und Katja Seibold von der Schwabinger Stadtteilbibliothek sind stolz auf den Spitzenplatz von 719.000 Ausleihen im Jahr 2010.	 (Foto: ko)
Eva Fetzer (r.) und Katja Seibold von der Schwabinger Stadtteilbibliothek sind stolz auf den Spitzenplatz von 719.000 Ausleihen im Jahr 2010. (Foto: ko)
Eva Fetzer (r.) und Katja Seibold von der Schwabinger Stadtteilbibliothek sind stolz auf den Spitzenplatz von 719.000 Ausleihen im Jahr 2010. (Foto: ko)
Eva Fetzer (r.) und Katja Seibold von der Schwabinger Stadtteilbibliothek sind stolz auf den Spitzenplatz von 719.000 Ausleihen im Jahr 2010. (Foto: ko)
Eva Fetzer (r.) und Katja Seibold von der Schwabinger Stadtteilbibliothek sind stolz auf den Spitzenplatz von 719.000 Ausleihen im Jahr 2010. (Foto: ko)

Am Freitagnachmittag ist in der Schwabinger Stadtteilbibliothek so viel Trubel, dass manch benachbarter Cafébetreiber vor Neid erblassen könnte. Und es herrscht auch eine ähnliche Stimmung wie im Kaffeehaus.

Dicht besetzt sind die Plätze an der gläsernen Front zur Hohenzollernstraße, wo die Leser, wenn sie von ihrer zweifellos spannenden Lektüre aufsehen, einen Blick auf die draußen flanierenden Passanten werfen. Manche Bibliotheksbesucher begrüßen sich wie alte Freunde – sie kennen sich schon lange – ihre Liebe zur Literatur führt sie in der städtischen Ausleihe regelmäßig und zum Teil über Jahre hinweg zusammen.

Beim Anblick der zahlreichen Bücherwürmer, die sich ansonsten in der Bücherei zum ungestörten Schmökern in gemütliche Nischen zurückziehen, verwundert es kaum, dass die Schwabinger Stadtteilbibliothek 2010 Spitzenreiter war: Dort wurden im vergangenen Jahr 719.000 Medien (inklusive Verlängerung) ausgeliehen – so viel wie in keiner anderen der städtischen Büchereien in den Vierteln. Vielleicht würden viele Eltern im Viertel die Ausleihe für ihre Kinder nutzen, erklärt sich die Schwabingerin Kathrina Schneider den Spitzenplatz. »Das habe ich früher für meine Tochter auch oft gemacht.« Schneider kommt seit 20 Jahren regelmäßig in die Schwabinger Bibliothek. Sie unterrichtet Kunst und Geschichte an einer Realschule. Demnach interessiert sie sich vor allem für Sachbücher. Wie im Übrigen auch viele andere der Schwabinger Bibliotheksklientel: 20 Prozent der erwachsenen Kunden haben 2010 dort Sachbücher entliehen.

Büchereibesucherin Maria Lyutova hingegen stöbert gerne in den neuesten Romanen. Sie arbeitet in Schwabing und stockt in der örtlichen Bibliothek gerne ihren Lesevorrat auf. Der Gang in die Schwabinger Ausleihe nach Feierabend ist für sie zur lieben Gewohnheit geworden, daher trifft man sie auch kaum in der Bücherei an ihrem Wohnort in Fürstenried-West. Und der Russin macht es nichts aus, dass es kein Angebot an Büchern in ihrer Muttersprache gibt. »Ich lese so viel und so gerne, da kommt es auf die Sprache nicht an.«

Für Eva Fetzer, Leiterin der Schwabinger Bibliothek, kam das hohe Ausleihergebnis des vergangenen Jahres nicht überraschend. Denn Monat für Monat hat sie schon an der Statistik gesehen, wie lesefreudig die Schwabinger sind. Wobei freilich nicht nur Bücher ausgeliehen werden. Die »AV-Medien«, also CDs, DVDs, Kassetten und Spiele etwa für die Wii oder Nintendo, machen mittlerweile 40 Prozent der entliehenen Medien aus.

Neben den 20 Prozent der Sachbücher für Erwachsene wurden im vergangenen Jahr genauso viele Romane von Erwachsenen ausgeliehen. 2010 betrug die Zahl der herausgegebenen Kinder- und Jugendbücher 14 Prozent. Laut Fetzer hängt das gute Ergebnis von 719.000 Ausleihen auch mit dem großen Einzugsgebiet der Bibliothek, das vom Ackermannbogen bis nach Freimann reicht, zusammen. Außerdem seien durch die nahe Uni auch viele Studenten Gast in der Bücherei. »Die Kunden leihen hier aus und im Trafo«, sagt Fetzer. »Beachtlich« findet die Bibliotheksleiterin, dass die Schwabinger nicht nur nach der Eröffnung der Ausleihe im Neuhausener Trafo (an zweiter Stelle der Ausleihen mit 714.000 im Jahr 2010) im Januar 2010, sondern schon vorher seit Jahrzehnten »ihrer« Bücherei in Schwabing treu geblieben seien.

Fetzer arbeitet seit sieben Jahren am Schwabinger Standort. Viele ihrer Kunden kennt sie schon genauso lang. Und manche Viertelbewohner auch älteren Semesters sind sicherlich mit der Quelle für Literatur an der Hohenzollernstraße aufgewachsen: Denn die Schwabinger Bibliothek gibt es schon seit 80 Jahren.

Münchenweit erzielten übrigens alle Stadtbibliotheken im Jahr 2010 mit 13,45 Millionen Ausleihen im gesamten Bibliothekssystem insgesamt ihren dritten Ausleihrekord in Folge. In der 165-jährigen Geschichte der Münchner Stadtbibliothek haben sie im vergangenen Jahr das Bestergebnis von 2009 noch einmal um 320.000 Ausleihen übertroffen. Insgesamt nutzten 4,62 Millionen Ausleiher das Angebot in der Zentralbibliothek Am Gasteig, der 23 Stadtteilbibliotheken, der Bücherbusse, der Sozialen Bibliotheksdienste, der Juristischen Bibliothek im Rathaus sowie des Literaturarchivs Monacensia in der Maria-Theresia-Straße.

Kirsten Ossoinig

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