Veröffentlicht am 25.10.2025 07:59

Führungswechsel in der Fußballabteilung

Kostenfaktor: Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München.  (Foto: Anne Wild)
Kostenfaktor: Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Kostenfaktor: Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Kostenfaktor: Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Kostenfaktor: Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)

Beim Mutterverein des Fußball-Drittligisten TSV 1860 München gibt es einen Führungswechsel in der Fußballabteilung. Die bisherige ehrenamtliche Abteilungsleiterin Veronika Seemann (37) ist vergangene Woche zurückgetreten. Sie habe sich entschieden, einem „neuen Team den Weg zu ebnen”, teilt der Verein in einer knappen Notiz mit. Vor ihr hatte bereits Anfang September diesen Jahres der Abteilungskassier Kurt Renner (57) sein Amt nach vier Jahren niedergelegt – aus „gesundheitlichen Gründen” wie es heißt.

Als Funktionär an Bord geblieben ist der im August 2024 erstmals gewählte Vize-Abteilungsleiter Bernd Bramböck (58). Er hat nun interimsweise den bisherigen Verwaltungsrat des Vereins, Martin Obermüller (42), zum neuen Abteilungsleiter ernannt und den 40-jährigen Athletik- und Jugendtrainer Stephan Sagermann zu dessen Stellvertreter bestimmt. Bramböck selbst übernimmt die Kasse. Die ist allerdings ziemlich leer, denn die Abteilung hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich mehr Geld ausgegeben als sie eingenommen hat. Aus der Saison 2023/2024 schlägt ein Minus von 900.000 Euro zu Buche. Im laufenden Geschäftsjahr wird ein Minus von rund 500.000 Euro erwartet.

Die Schieflage soll strukturelle Gründe haben, wie Kenner des Vereins berichten. Einerseits seien höhere Personal- und Betriebskosten für den Unterhalt des Nachwuchsleistungszentrum wirksam geworden, andererseits hätten eine verfehlte Kader- und Einsatzpolitik der ausgegliederten Profifußballtochter unter dem damaligen Trainer Maurizio Jacobacci und dem früheren Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer in der Spielzeit 2023/2024 dazu geführt, dass der TSV 1860 München im Ranking der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) über den sogenannten „Nachwuchsfördertopf” finanziell bedachten Vereine abstürzte und rund 500.000 Euro weniger erhielt als noch im Vorjahr. 111.094 Euro in der Saison 2023/2024 gegenüber 647.699 Euro aus der Saison 2022/2023.

Kompensationszahlungen der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA für den erhöhten Ausbildungsaufwand des Muttervereins erfolgen seit Jahren nicht mehr. Über eine vertragliche Grundlage dafür sollen sich die Gesellschafter des Klubs seit dem Doppelabstieg in die Regionalliga Bayern uneinig sein. Transfererlöse für junge Profis wie Leandro Morgalla aus der Saison 2023/2024 (mutmaßlich 1,8 Millionen Euro) flossen in die Finanzierung des Profifußballs.

Dafür berechnet dem Vernehmen nach die ausgegliederte Profifußball-Tochter dem gemeinnützigen Verein akribisch nicht nur die anteiligen Betriebskosten für das Trainingsgelände, sondern auch jede noch so kleine Dienstleistung. Nicht selten sollen auch Werbedeals der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA für den Gesamtverein verpflichtend sein, ohne dass dieser einen anteiligen Erlös erhalten würde. Selbst Trinkwasser muss der e. V. angeblich für einen fünfstelligen Betrag von der KGaA beziehen.

Die Ausbildung eines jungen Fußballspielers bis zum Profispieler bedeutet für einen Drittligisten eine erhebliche Investition. Für Bereiche wie Training, Betreuung, Pädagogik, Medizin, Unterkunft, Verpflegung, Internat, Bildung, Nachhilfe, Trainingslager, Reisen und die Ausbildungsvergütung fallen pro Jahr und Spieler problemlos zwischen 10.000 und 20.000 Euro an. Über zehn Jahre (von den U10-Junioren bis zur U19) summiert sich der Ausbildungsaufwand auf 100.000 bis 200.000 Euro. Höchstens ein bis zwei Prozent der Nachwuchsspieler in Leistungszentren schaffen es tatsächlich bis in den Profibereich. Finanziell getragen werden die Ausbildungskosten zu einem nicht geringen Teil von den rund 19.000 Mitgliedern der Fußballabteilung im TSV München von 1860 e. V..

Die Verluste der vergangenen zwei Jahre kann der Verein aus seinen Rücklagen ausgleichen. Allerdings sind grundlegende Strukturveränderungen im Verhältnis zwischen Mutterverein und Profifußball-Tochter notwendig, um die Spirale aus steigenden Ausbildungskosten und mangelnder Beteiligung zu durchbrechen.

In einer Versammlung Ende November wählen die Mitglieder ihren neuen ehrenamtlichen Abteilungsvorstand. Die Kandidaten Obermüller, Sagermann und Bramböck stellen sich zur Wahl. Weitere Interessierte können gemäß der Vereinssatzung ihre Kandidatur beim Wahlausschuss des Vereins anmelden. (as)

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