Mit einer Energieleistung der besonderen Art bezwang das Frauenteam des TSV 1860 München am Samstagabend im Verfolgerduell die SG TSV Haar/TSV Grasbrunn in buchstäblich letzter Sekunde mit 4:3 (0:1). Die im Sommer 2022 gegründete Spielgemeinschaft belegte im Vorjahr den zweiten Platz in der Kreisliga, zählt auch heuer wieder zu den stärksten Teams und mischt im Aufstiegsrennen kräftig mit. Spieltechnisch stark, temporeich und mit großer körperlicher Präsenz liefern die Frauen aus dem Münchner Osten immer wieder überzeugende Auftritte und bilden zusammen mit den Löwinnen die Torfabrik der Liga. Nachdem am Nachmittag Tabellenführer DJK Pasing beim SV Dornach nur zu einem 2:2-Unentschieden kam, witterten sowohl der TSV 1860 München als auch die SG Haar/Grasbrunn ihre Chance, zum Spitzenreiter aufzuschließen. Diese Konstellation führte zu einem offenen Schlagabtausch.
Trotz strömenden Regens fanden rund 150 Zuschauer den Weg auf die Sportanlage an der St.-Martin-Straße in Obergiesing. Was die beiden Mannschaften dann zeigten, war kein typischer Kreisliga-Fußball, die Begegnung hätte in Sachen Tempo und Intensität ein bis zwei Klassen höher stattfinden können. Herausragend auf Seiten des TSV 1860 München war einmal mehr die junge Torhüterin Lea Besslich. Ihr war es zu verdanken, dass die Weiß-Blauen zur Halbzeit nur mit einem Tor im Rückstand lagen. Immer wieder sorgten Steilpässe auf die pfeilschnelle Serena Klug für Gefahr. Nachdem Besslich zweimal im Eins-gegen-Eins gerettet hatte, erzielte Klug im dritten Versuch das zu diesem Zeitpunkt verdiente 0:1 (21. Min.). Bis zur Pause taten sich die Löwinnen schwer, in den gegnerischen Strafraum vorzudringen. Euphorisiert von der Führung warfen sich die Gäste, angetrieben von der kämpferisch starken Laura Pirker, erfolgreich in jeden Ball.
Gut zehn Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, als Stefanie Stepberger in den Strafraum dribbelte und regelwidrig von den Beinen geholt wurde. Sechzigs Torjägerin Kira Winter schnappte sich den Ball und verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum 1:1 (57. Min.). So sehr sich die Spielerinnen aus Haar/Grasbrunn auch bemühten, Winter in jeder Situation zu doppeln, eine Minute später hatten sie das Nachsehen. Winter setzte sich auf dem linken Flügel gegen ihre beiden Bewacherinnen durch, ihre präzise und scharfe Flanke erreichte die mitgelaufene Michelle Le Nguyen, die aus sieben Metern Alec Bornhäuser im Tor der Spielgemeinschaft zum 2:1 überwand (58. Min.). Doch die Freude der Löwinnen über die Wende in diesem spektakulären Spiel währte nicht lange. Ein Distanzschuss von Anna Lausten klatschte an die Unterkante der Latte und sprang von dort zum 2:2 hinter die Linie (62. Min.).
In der Schlussviertelstunde wogten die Offensivaktionen hin und her. Beide Teams spielten voll auf Sieg. Zunächst hatten die Löwinnen wieder die Nase vorn, als Lisa Städtler eine Unsicherheit von Bornhäuser zum 3:2 nutzte (77. Min.) – die Torfrau konnte einen weiten Schlag aus dem Halbfeld nicht festhalten. Dann rutschte Lena Carrocci nach einem an sich sauberen Tackling in ihre Gegenspielerin – Schiedsrichter Michael Keller glaubte in dieser Szene ein Foul zu erkennen und pfiff Elfmeter. Alice Tolle setzte den Ball unhaltbar zum erneuten Ausgleich in die Maschen (85. Min.). Von einem Unentschieden der Verfolgerinnen hätte außer der DJK Pasing niemand profitiert. Entsprechend schnell wurde in den letzten Minuten der Ball von beiden Teams in die gegnerische Hälfte befördert.
Es lief bereits die Nachspielzeit – die Giesingerinnen bekamen noch einmal einen Freistoß kurz hinter der Mittellinie zugesprochen. Carrocci rannte zum Ball, um einen letzten weiten Schlag in den Strafraum auszuführen. Hoch segelte das Leder in Richtung des vollbesetzten Strafraums, doch keine Spielerin kam an den Ball heran, der auf dem regennassen Rasen tückisch aufsetzte und zum Entsetzen der Gäste über die verdutzte Bornhäuser hinweg zum 4:3 ins Netz sprang (90. Min.+5). Der Unparteiische gab den Treffer und pfiff die Partie ab. Danach kannte die Freude bei den Sechzgerinnen und ihrem Anhang keine Grenzen mehr. Carrocci versank in einer Jubeltraube. Die geschlagenen Gäste konnten ihr Unglück kaum fassen. Durch den Heimsieg zieht der TSV 1860 München mit dem Tabellenführer DJK Pasing nach Punkten gleich, während die Spielgemeinschaft mit nunmehr vier Punkten Abstand abreißen lassen muss.
Am kommenden Sonntag, den 6. April, sind die Löwinnen um 17 Uhr bei der Spielgemeinschaft FC Aschheim/Kirchheimer SC im Sportpark Aschheim (Am Sportpark 4, 85609 Aschheim) gefordert. (as)