Allen Widrigkeiten zum Trotz errangen die Münchner Löwen mit 2:1 (1:1) beim FC Ingolstadt 04, ihren vierten Sieg in Folge und nehmen in der Tabelle Tuchfühlung zur Spitzengruppe auf. Im Duell der oberbayerischen Drittligisten mussten sich die Weiß-Blauen vor 13 292 Zuschauern ihren Erfolg hart erkämpfen. Das Team von Trainer Markus Kauczinski überstand nach einer Gelb-Roten Karte gegen Kevin Volland, mehr als elf Minuten Nachspielzeit in Unterzahl.
So viele Besucher wie noch nie in dieser Saison pilgerten in den örtlichen Sportpark der Ingolstädter. Üblicherweise spielen die „Schanzer” im Schnitt vor nicht einmal halb so vielen Zuschauern. Mehr als 6 000 Fans des TSV 1860 München sorgten für Heimspielatmosphäre. Auf einem Banner vor dem weiß-blau geschmückten Gästeblock des TSV 1860 war in großen Lettern „La generazione ingovernabile” (dt.: Die unregierbare Generation) zu lesen – die offenbar italophile Ultragruppierung Blue Blood Fanatics (BBF) feierte ein Jubiläum. Am Ende erfassten die Feierlichkeiten Fans und Mannschaft. „Es war heute eine mega Leistung und deswegen muss man das feiern”, sagte Löwen-Trainer Markus Kauczinski kurz nach dem Abpfiff. „Wir haben spielerisch und kämpferisch unser bestes Spiel gemacht. Es war totale Mentalität, auch wenn wir den Sieg teuer bezahlen mussten.”
Das Spiel begann mit überlegenen Gästen, die es aber in Person von Stürmer Sigurd Haugen bei guten Gelegenheiten in der 3. und 18. Minute versäumten in Führung zu gehen. Das taten dafür die Hausherren nach schnellem Umschaltspiel. Dennis Kaygin traf nach einem Zuspiel von Ognjen Drakulic zum 1:0 (20. Min.). Fortan agierten die Schwarz-Rot-Weißen aus einer tiefen Deckung und lauerten auf Kontergelegenheiten. Die Löwen versuchten die massive Defensive zu überspielen. Erfolgreich gelang das in der Endphase der ersten Halbzeit. Kapitän Thore Jacobsen hob einen Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum. Patrick Hobsch gewann ein Kopfballduell und lenkte den Ball an den Fünfmeterraum, wo Haugen ebenfalls per Kopf den verdienten Ausgleich zum 1:1 erzielte (42. Min.).
Nach dem Wiederanpfiff sah Kauczinski dies stärkste Phase seiner Mannschaft, die das Spiel drehte. Sean Dulic schickte auf der rechten Seite Volland auf die Reise, der den Ball von der Grundlinie mit Gefühl an den zweiten Pfosten flankte. Dort schraubte sich Hobsch in die Luft und traf per Kopf aus fünf Metern zum 2:1 unter die Latte (59. Min.). Kurz darauf scheiterte Hobsch nach einem weiten Einwurf von Clemens Lippmann am Pfosten (65. Min.). Danach gerieten die Löwen in Unterzahl. Volland erhielt nach einem Zweikampf im Strafraum seine zweite Gelbe Karte, weil er seinen Gegenspieler, mit dem Fuß unglücklich am Kopf getroffen hatte (68. Min.). Eine harte Entscheidung des Unparteiischen, denn Innenverteidiger Jonas Scholz war auf Kniehöhe zum Ball gegangen – Volland hatte ihn nicht einmal kommen sehen. „Der Fuß war normal hoch, der Kopf war halt zu tief”, kommentierte Kauczinski die Szene. „Er muss das pfeifen, aber es ist keine Gelbe Karte. Prinzipiell hat der Schiedsrichter relativ viel gegen uns gepfiffen.”
In Unterzahl verteidigten die Münchner leidenschaftlich ihren Vorsprung. Nach einer Konterattacke sprintete Haugen dem Ball hinterher und prallte schmerzhaft mit Ingolstadts Torhüter Kai Eisele zusammen (78. Min.). Für den Stürmer ging es verletzungsbedingt nicht mehr weiter. In der Schlussviertelstunde und der elfminütigen Nachspielzeit drückten die Gastgeber auf den Ausgleich. scheiterten aber immer wieder an einem Abwehrbein. Löwen-Schlussmann Thomas Dähne trug mit mehreren starken Paraden zum Erfolg bei. Die beste Chance für die Ingolstädter versiebte Davide Sekulovic, der den Ball aus kurzer Distanz über das leere Tor hob (90. Min.+4). Der eingewechselte Florian Niederlechner verpasste auf der Gegenseite in der letzten Minute der Nachspielzeit eine Großchance, scheiterte mit seinem Schuss an Eisele.
Kauczinskis Löwen holten ihre vier Siege in Folge mit der immer gleichen Startelf. Das wird sich am kommenden Wochenende ändern müssen. Ohne die gesperrten Siemen Voet (fünfte Gelbe Karte) und Kevin Volland (Gelb-Rot) bestreitet der TSV 1860 München sein letztes Spiel vor der Winterpause am Samstag um 16:30 Uhr gegen den spielstarken Drittplatzierten Sportclub Verl aus Ostwestfalen. Ob der verletzte Haugen wieder mit von der Partie sein kann, ist noch ungewiss. (as)