Da schau her! Ur-Münchner Ackerland geht's nicht nur um "Nichtraucherschutz"

München · Thema der Woche: Albrecht Ackerland über unsere Freiheit

München · Soweit ist es jetzt also gekommen: Da stimmen in wenigen Tagen Menschen über das freie Leben der anderen Menschen ab. Das ist nicht Larifari und morgen wieder anders: Das bleibt dann auch, was Menschen für ihre Mitmenschen entschieden haben – egal, ob die Volksentscheider nun Rattenfängern und Profilneurotikern und Realitätsfremden auf den Leim gegangen waren, oder eben nicht.

Das Rauchverbot. Es hat etwas Schönes, seit Restaurants und Tagescafés nicht mehr wie selbstverständlich verraucht sind. Hat auch was, wenn man plötzlich auch Freunde mit Kindern wieder reinen Gewissens in Lokalitäten treffen kann. Es hat auch etwas Schönes, wenn man neuerdings in Diskotheken jenen animalischen Stoff in der Luft hat, der dem flüchtigen Damenschweiß geschuldet ist. Erst so kommen Kinder zustande, und die können wir wahrlich brauchen, bei unserer Vergreisung. Allerdings: Wenn die Menschen weniger rauchen dürfen, sterben sie auch später. Das können wir ja nun wirklich gar nicht gebrauchen, bei dieser angsteinflößend-veralteten Gesellschaft, die ich täglich im Spiegel sehen muss.

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Sei's drum: Der Lebensmut mag einem schon schwinden, wenn nun mehr und mehr klar wird, dass ein paar wenige bald über unsere Freiheit entschieden haben werden, ob wir nun in einer Boazn künftig nicht mehr rauchen werden dürfen, obwohl doch ohnehin nur der Wirt drinsteht. Wenige – fragen Sie? Ein Volksentscheid ist doch an eine Mehrheit gebunden? Ja! Es ist wunderbar, dass wir in Bayern dieses echte demokratische Instrument haben. Für einen Volksentscheid braucht es ein Volksbegehren, und das bedarf einer gewissen Anzahl an Unterschriften. Ich werde es nie vergessen, wie ich zufällig eine Weile vor dem Rathaus einer Münchner Umlandkreisstadt stand und mithören musste, wie ein Antiraucher gezielt alte Menschen fragte: „Ihr Enkel stirbt an Lungenkrebs – wenn Sie nicht jetzt unterschreiben!“

So sieht die Freiheit der Macher aus. Hier wird um ein Totalverbot gekämpft, das keinem nützt und vielen schadet. Denn die jetzige Regelung ist nun wirklich schonend – für alle Beteiligten. Aber Vernunft zählt nichts mehr. Wenn Menschen keinen Hahn haben, gegen dessen Misthaufen sie klagen können, dann zetteln sie eben einen Volksentscheid an. Und haben womöglich auch noch Erfolg – mit einer Rattenfängerei bei Menschen, die niemals Ratten sein wollten. Und sollten.

Artikel vom 24.06.2010
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