Kürzungen sollen vermieden werden, Versprechen gibt es keine

Unterhaching · Musikschule blickt in ungewisse Zukunft

(v. l.) Vorstandsvorsitzende Christoph Hütt, Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland, sein Unterhachinger Amtskollege Wolfgang Panzer sowie die Musikschulleiter Wolfgang Greth und Hermann Michael Schnabel. Foto: Kohnke

(v. l.) Vorstandsvorsitzende Christoph Hütt, Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland, sein Unterhachinger Amtskollege Wolfgang Panzer sowie die Musikschulleiter Wolfgang Greth und Hermann Michael Schnabel. Foto: Kohnke

Unterhaching · Besorgte Minen, ernste Gesichter auf der Mitgliederversammlung der Musikschule Unterhaching. Die Haushaltsprognosen für die kommenden Jahre seien mehr als besorgniserregend, erläuterte Christoph Hütt, Vorsitzender der Musikschule. Auslöser der prekären Situation sind nicht etwa rückläufige Schülerzahlen oder finanzielle Misswirtschaft, sondern elementare Kürzungen im Etat. Der bislang großzügige Fördertopf Unterhachings ist beinahe leer.

Radikale Einsparungszwänge sind die Folge. Droht damit der renommierten Musikschule das Aus? »Wir kommen langsam an eine Schmerzgrenze«, so Hütt. Rund sechs Millionen Euro fehlen im Haushalt Unterhachings. Ursächlich sind wegbrechende Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommenssteuer, denen der Gemeinderat mit einem radikalen Sparkurs zu begegnen versucht. Das wiederum wirkt sich drastisch auf die Zuschüsse für die Musikschule aus: Bis 2013 sollen diese von heuer 650.000 Euro auf 400.000 Euro gekürzt werden. Dabei handele es sich um mittelfristige Planungswerte, die eine Tendenz dokumentierten, betonte Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD).

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Es sei dem Gemeinderat wichtig gewesen, der Musikschule zunächst Planungssicherheit zu geben. »Die tatsächlichen Zahlen kann zu diesem Zeitpunkt niemand seriös sagen«. Er wünsche sich aber, dass diese Werte nur Planung blieben. Ihm sei die Schule sehr wichtig. Er wisse um deren großartigen Ruf auch über Gemeindegrenzen hinweg und sei froh, eine solche Einrichtung in Unterhaching zu haben. Neben Panzer waren auch die Gemeinderäte und Finanzreferenten Thomas H. Jaeger (FDP) und Dr. Christian Dollinger (CSU), wie auch Elisabeth Deindörfer (CSU) und Renate Brosseder (SPD) zur Versammlung erschienen. »Es gibt mir ein wenig Hoffnung, dass heute die Finanzexperten verschiedener Parteien aus dem Gemeinderat hier sind«, begrüßte sie Wolfgang Greth. Derzeit besuchen rund 1.770 Schüler die Musikschule, die zu den ersten zertifizierten kulturellen Bildungseinrichtungen Europas zählt. »Allein in 2009 haben es 16 von ihnen als Preisträger bei ›Jugend musiziert‹ bis auf Bundesebene geschafft«, ist Hermann Schnabel, ebenfalls Schulleiter, stolz. 65 Lehrkräfte, alle studierte Pädagogen und Künstler, unterrichten in den unterschiedlichsten Sparten und Altersklassen. Auf hohem Niveau: 95 Prozent des Haushaltes würden von den Personalkosten bestimmt, erläutert Greth. Diese Kosten habe man von 1.935 Millionen Euro in 2010 auf rund 1.842 Millionen Euro (2011) reduzieren können – durch Stundenkürzungen, ohne bisher Kündigungen aussprechen zu müssen.

Gleichzeitig müssten aber die Gebühren, die erst in 2009 dank Erhöhung des staatlichen Zuschusses gesenkt werden konnten, wieder angehoben werden: von insgesamt 806.800 Euro auf 849.764 Euro. »Es muss sichergestellt bleiben, dass die Schule als moderne, zertifizierte Bildungseinrichtung weiterhin ihren Auftrag erfüllen kann«, sagte dazu Christoph Hütt. Der Vorstandsvorsitzende weiter: »Wir sind nun mal kein Kaufladen mit dem Ziel, einen schnellen Euro zu machen«. »Wir mussten noch keine Sparmaßnahme an die Schule weitergeben, und hoffen auch, dass das so bleibt«, betonte Günter Heyland, Bürgermeister der Gemeinde Neubiberg. Für die Situation in Unterhaching habe er vollstes Verständnis, dennoch müssten die Gebührenerhöhungen von immerhin zehn Prozent ab 1. September mitgetragen werden. Was immer auch noch an Sparmaßnahmen kommen möge, mahnte Heyland, »das Gesamtgefüge der Schule darf nicht gestört werden«. Man könne schließlich nicht jedes Jahr die Gebühren erhöhen, weil man sich ansonsten nur in harten Konkurrenzdruck mit privaten Anbietern begäbe. »Neubiberg hält zu uns, und ich bin mir sicher, dass auch Unterhaching den Ernst unserer Lage realistisch sieht«, resümierte Wolfgang Greth, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Verbands Bayerischer Sing- und Musikschulen ist. Er wünsche sich, dass die Gemeinderäte die Musikschule als das sähen, was sie sei, nämlich eine Institution mit kulturellem, gesamtgesellschaftlichem Bildungsauftrag – und alles im Rahmen der Möglichkeiten täten, um das Überleben der Schule zu sichern.

Kohnke

Artikel vom 19.05.2010
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