Radikale Einschnitte

Unterhaching · Kahlschlag

Unterhaching · Kein Adventssingen im nächsten Jahr, kein Veranstaltungskalender, kein Musikschulfahrzeug. Und das Klavier, an dem täglich zehn Stunden lang fleißige Musikschüler üben, bleibt ungewartet. »Wir haben an jeder Haushaltsposition gedreht, mehr Einsparungen sind kaum drin«: Wolfgang Greth, der Leiter der Musikschule Unterhaching, präsentierte jetzt ein Sparmodell, das zwar die Zielvorgabe der Gemeinde erfüllt, der Schule aber kaum noch Handlungsspielraum lässt.

»Und das, obwohl wir bereits die höchsten Unterrichtsgebühren in ganz Bayern haben«, zeigt Greth die Finanzmisere der Schule auf. Es müssten weitere 20 Stunden in der Verwaltung eingespart und der Unterricht um weitere 78 Stunden reduziert werden. Ein Haushaltsminus von rund 5.000 Euro für das laufende Jahr könnte noch mit Rücklagen ausgeglichen werden. Da aber, so Greth, die Gemeinde in den vergangenen acht Jahren nie die Zuschüsse erhöht habe, und die Schule beispielsweise Tariferhöhungen zu tragen hatte, seien mittlerweile sämtliche Rücklagen verbraucht. »Wir könnten so noch nicht mal mehr die Februar-Gehälter zahlen«.

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Insgesamt 336.000 Euro hatten die Gesamtkürzungen des Gemeinderates seit 2009 betragen. Das nüchtern und sachlich vorgetragene Sparmodell zeigte Wirkung. »Ich bin richtig erschlagen. Es wird alles so reduziert, dass wir die Auswirkungen an der Qualität sehen werden«, zeigte sich Gemeinderätin Christine Helming (Grüne) erschrocken. Und an den versammelten Gemeinderat gerichtet: »Jeder von uns sollte in sich gehen«. Sie hoffe, dass nicht zu solch einem Kahlschlag gegriffen werden müsse. »Es kommt jetzt so rüber, dass wir sparen, nur weil wir das wollen«, zeigte sich Bürgermeister Wolfgang Panzer leicht gereizt und ergänzte, das die Gemeinde sparen müsse, weil eben kein Geld da sei. Und das wenige, was da sei, müsse halt gerecht verteilt werden.

Michael Durach (CSU) lobte indessen, dass die Musikschule eine der wenigen Institutionen sei, die ein klares Zahlenwerk präsentiere. Anerkennung auch von Christian Dollinger (CSU): »Wenn tatsächlich alle Institutionen so sparsam mit ihren Mitteln umgehen würden, wären wir hier in Unterhaching einen großen Schritt weiter.« Einigen Beschlussempfehlungen, die zuvor vom Finanzausschuss grünes Licht bekommen hatten, stimmte der Gemeinderat abschließend zu: Danach gewährt die Gemeinde der Musikschule für das Jahr 2011 einen Zuschuss in Höhe von rund 605.895 Euro, der einen Mietkostenzuschuss von 50.000 Euro bereits beinhaltet.

Signalisiert werden könne der Schule darüber hinaus ein Zuschuss für das Jahr 2012 in Höhe von rund 503.238 Euro, zuzüglich eines pauschalen Mietkostenzuschusses von 50.000 Euro. Die wohl dringlichste Zusage, da terminlich bereits in greifbarer Nähe, war die Zusage des Gremiums, der Musikschule vorab zum Haushalt 2011 eine Vorauszahlung von 50.000 Euro zur Deckung der Personalkosten zu gewähren – anzuweisen bis spätestens 15. Februar 2011.

K. Kohnke

Artikel vom 24.11.2010
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