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Da schau her! Ein Münchner sagt seine Meinung
München · Albrecht Ackerland über Missbrauch von Ehrenamt
München · Wem sonst als der Bahn kann so etwas einfallen: Wir besorgen uns jemand, der einen Bahnhof bekommt, auf den er dann aufpassen darf. Darf! Soll froh sein, wenn er nicht noch eine Bearbeitungsgebühr bezahlen muss. Ich muss ehrlich sein: Ich kenne keinen Bahnhofspaten, vielleicht sind das die liebenswürdigsten Menschen, die sich rührend um gestrandete Reisende kümmern, genau Bescheid wissen, warum wann welcher Zug wie lange Verspätung hat, der Kaffee anbietet, immer einen guten Witz auf Lager hat, der einem die Wartezeit versüßt.
Ich werde das Gefühl trotzdem nicht los, dass eine Bahnhofspatenschaft der Traum eines jeden Gschaftlers ist. Da kann jedes einzelne weggeworfene Guatlpapierl voller Hingabe begrantelt werden, erwischt er gar den Wegwerfer, dann gibt’s ein Fest. Und wenn sich ein Teenie nachts erdreistet hat, seine ersten Graffiti-Gehversuche zu versuchen, dann lebt der Pate richtig auf. Wie so oft trügt mich mein Gefühl, da bin ich mir sicher. Der Bahnhofspate an sich trägt Blümchen im Haar.
- München · Bahnhofspaten gesucht
Artikel vom 12.05.2010: Projekt der Deutschen Bahn spaltet die Gemüter - München · Wie sinnvoll sind Bahnhofspaten?
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Artikel vom 12.05.2010: Da schau her! Redaktionsleiter Carsten Clever-Rott zum Thema
Geld aber bekommt er trotzdem nicht – ist ja schließlich ein Ehrenamt, weil die Bahn ja öffentliches Gut ist, der Gemeinschaft gehört. Da ist die Bahn ganz schnell sozialistisch veranlagt. Wenn es aber um Mitarbeiter- und Journalistenbespitzelung geht, dann wird’s schon realsozialistisch, spätestens bei den Fahrpreisen und Managergehältern dann radikalkapitalistisch – eine Vorstellung von Wirtschaft, der auch geschuldet ist, warum kaum mehr ein Bahnhof auf dem Land überhaupt besetzt ist. Aber dafür gibt’s ja jetzt den Bahnhofspaten.
Wesentlich nötiger wäre allerdings ein Gesamtbahnpate, der diesem Verein einmal ordentlich den Marsch bläst. Und ein Zugpate: Der dafür sorgt, dass es endlich wieder annehmbare, schöne Speisewägen gibt, und nicht diese kaputtrationalisierten, stockgreisligen und unbequemen Bordbistros. Als ein solcher würde ich mich sofort bewerben, alles hinschmeißen würde ich! Liebe Bahn, wenn du dies liest: Lass mich Speisewagenpate werden. Denn von gemütlicher Gastronomiehockerei hab' ich nun wirklich Ahnung. Ein Weißbier, bitte!
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