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Nahversorgung für Grasbrunner Ortsteil Harthausen
Harthausen · Dorfladen geplant
Alle wollen mitmachen: Die Idee eines Dorfladens in Harthausen stieß bei den Bürgern auf große Resonanz. Foto: Föll
Harthausen · Rund 850 Einwohner hat Harthausen, ein Bürgerhaus, einen Maibaum, aber weder Post, noch Bank noch Einkaufsmöglichkeiten in irgendeiner Form. 1980 hat der letzte Lebensmittelmarkt geschlossen. Um sich mit Grundgütern versorgen zu können, müssen die Bürger seither in Nachbargemeinden wie Zorneding, Neukeferloh oder Haar fahren.
Für Senioren, Gehbehinderte, Leute ohne Auto oder Führerschein ein Problem. Die Gemeinde Grasbrunn möchte daher einen Dorfladen einrichten, ein geeignetes Gebäude ist auch schon gefunden: Die ehemalige Raiffeisenbank mit einer Verkaufsfläche von 67 Quadratmetern. Die Besitzer der Immobilie, das Ehepaar Robl, ist bereit, einen Mietvertrag mit der Gemeinde abzuschließen, wenn diese »eine Art Bürgschaft« übernimmt. Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), der kürzlich mit Gemeinderätin Karin Albrecht (parteilos) eigens eine Schulung über »Tante Emma-Läden« besucht hatte, machte vergangene Woche in der Gemeinderatssitzung deutlich, dass der Dorfladen rentabel arbeiten müsse und nur dann tragfähig sei, wenn kein Zuschuss nötig ist. Dies wäre der Fall, wenn der Dorfladen mindestens 60.000 Euro Umsatz pro Jahr macht, das wären für jeden Harthauser 6 Euro monatlich. Die CSU-Fraktion hatte Zweifel, ob dieser Umsatz tatsächlich erreicht werden kann. Karl Humplmeier (CSU): »In jeder Ortschaft ist ein Supermarkt, insofern sind es nur die Harthauser, die hier einkaufen«. Anja Jira (SPD) sieht es positiv: »Ich bin begeistert, seit Jahren wird nur darüber geredet, jetzt gibt es endlich ein konkretes Projekt!« So sehen es offenbar auch die Harthauser.
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Zu einem Informationsgespräch am vergangenen Montag kamen rund 150 Bürger, die ohne Ausnahme großes Interesse an dem Projekt bekundeten. Wolfgang Gröll von der BBE Handelsberatung, seit zehn Jahren Fachberater für Dorfläden in Bayern, erklärte Hintergründe und Zusammenhänge der derzeitigen Marktverteilung, und erläuterte die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nahversorgung. In Harthausen, schätzt Gröll, müsse man mit 30.000 bis 40.000 Euro Startkapital rechnen. Als Betreiberform hätten sich Genossenschaften als erfolgreich erwiesen. Jeder Bürger müsste eine Einlage leisten, die sich voraussichtlich auf je 200 Euro pro Anteil belaufe. Im Fall eines Konkurses beschränke sich der Verlust dann nur auf die Einlage, es müsste also niemand mit seinem Vermögen haften. Betrieben werde der Laden mit Angestellten. Die Aufgaben wie Einkauf, Buchhaltung, Organisation, Marketing etc. würden jedoch auf mehreren Schultern verteilt. Wichtigste Voraussetzung sei der Zusammenhalt der Gemeinde. »Wenn Sie überzeugt sind von der Sache, dann funktioniert es auch«, so Gröll.
Eine weitere Voraussetzung sei, dass die Öffnungszeiten rentabel gestaltet werden und das Sortiment vernünftig zusammengestellt wird. »Trockenware, die man lagern kann, werden die Leute weiter im Supermarkt kaufen, also muss der Dorfladen seinen Schwerpunkt auf Frische und auf regionale Produkte legen«, erklärte Gröll. Was die Harthauser brauchen oder wünschen, und wie ihr derzeitiges Einkaufsverhalten ist, soll mittels eines Fragebogens eruiert werden. Wichtig sei auch ein gutes Marketing, denn erfahrungsgemäß ließe die Euphorie für den Laden nach etwa einem halben Jahr nach. Ein Harthauser Bürger ließ seine Zweifel am erforderlichen Mindestumsatz laut werden: »Angenommen, der Laden hat acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche geöffnet, dann braucht man zwei Teilzeit-Kräfte, das wären 1.600 Euro Lohnkosten im Monat, plus Miet-, Strom- und Nebenkosten sind wir dann bei 50.000 Euro Kosten pro Jahr. Dann müsste für einen rentablen Betrieb der Jahresumsatz etwa 300.000 Euro betragen, das bedeutet, dass jeder Harthauser für 370 Euro im Jahr einkaufen müsste, das sind 30 Euro im Monat. Schaffen wir das?« »Ja«, lautete die simple Antwort Grölls.
Demnächst soll nun ein Arbeitskreis gegründet werden, der die Aufgabe hat Mitglieder für das Projekt zu gewinnen, ein Konzept zu erstellen und einen Marktleiter zu benennen. »Die Gemeinde schreibt in den nächsten Tagen alle Bürger an, wer Interesse hat«, erklärt Korneder. Steht die Arbeitsgruppe, so wird eine Betreibergesellschaft gegründet, die Lieferanten und Personal auswählt und die Eröffnung vorbereitet. Bis zur Eröffnung dauert es durchschnittlich neun Monate, so die Erfahrung Grölls. »In Harthausen hat es mal zwei bis drei Dorfläden gegeben, dann wird ja wohl einer funktionieren«, rief ein Bürger in den Saal und mit zustimmendem Kopfnicken signalisierten die Harthauser ihren Willen, das Projekt durchzuziehen.
Sybille Föll
Artikel vom 03.12.2008Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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