Münchens Oberbürgermeister lehnt Kutschenfahrten durch die Altstadt ab

Altstadt · Pferde machen Ude scheu

Hü und Hott und viele Taxis: So könnte München aussehen, wenn die Stadt neben rund 150 PS-starken auch zwei PS-starken Gefährten die Durchfahrt erlaubt.

Hü und Hott und viele Taxis: So könnte München aussehen, wenn die Stadt neben rund 150 PS-starken auch zwei PS-starken Gefährten die Durchfahrt erlaubt.

Altstadt · Aus dem Wiener Stadtbild sind die Fiaker seit Jahrhunderten nicht wegzudenken: Droschken, in denen heute Touristen sitzen, um gemütlich die österreichische Hauptstadt zu erkunden. Geht es nach einem Münchner Geschäftsmann, der namentlich nicht genannt sein will, kann man sich künftig auch durch die Münchner Altstadt von Pferden ziehen lassen. Die Idee ist charmant, trotzdem scheint sie zum Scheitern verurteilt: Der Droschkenunternehmer beißt beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) und bei Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) auf Granit.

Drei bis vier zweispännige Kutschen hat der Geschäftsmann eingeplant, die Touristen auf eine historische Rundfahrt mitnehmen sollen. Etwa eine halbe Stunde soll die Tour dauern: Sie würde von der Heiliggeistkirche über die Maximilianstraße und das Haus der Kunst bis zum Gärtnerplatz führen.

Nachdem ein erster Antrag auf einen Stellplatz in der Innenstadt abgelehnt worden ist, versucht der Unternehmer nun, der Stadt die Heiliggeistkirche schmackhaft zu machen. Beim Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) hatte er damit Erfolg – auch wenn mehrere Mitglieder Bedenken anmeldeten: »Es ist eine Schnapsidee«, meinte etwa Angela Horbach-Wilson von den Grünen: »Die Anwohner beschweren sich andauernd über zu viele Taxis, Radfahrer und Rikschas – und nun sollen auch noch Kutschen dazukommen?« Horbach-Wilson fügte hinzu, dass ihr außerdem die Tiere Leid täten, »auch wenn das leider sowieso nie ein Argument ist«. Thomas Lange, Verkehrsexperte der SPD, warf außerdem ein, dass die Situation in Wien anders sei: »Die Straßen, auf denen die Fiaker unterwegs sind, sind um einiges breiter als bei uns.«

Trotz allem sprach sich der BA am Ende mehrheitlich für die Kutschen aus – gegen die Stimmen der Grünen und Teile der SPD. Die Kutschengegner folgen dabei den Argumenten des Kreisverwaltungsreferats. »In der Innenstadt – gerade im Tal – geht es schon jetzt zu eng zu«, erklärt KVR-Sprecher Christopher Habl. Über andere Einwände – etwa den Tierschutz, mögliche Konflikte mit der Taxivereinigung oder die Verschmutzung der Straßen durch Pferdeäpfel – brauche man deshalb schon gar nicht mehr nachdenken.

»Es ist doch nicht unsere Aufgabe, den Bedenkenträgern vom KVR nach dem Mund zu reden«, merkte Jörg Hoffmann von der FDP im BA an. Horbach-Wilson sieht das anders: »Die Argumente des Referats sind stichhaltig und überzeugend.«

Genau das meint auch Oberbürgermeister Ude, der sich mit einem Brief an den Droschkenunternehmer in die Diskussion einschaltete. »Der Gedanke ist reizvoll«, heißt es in dem Schreiben, »aber der Verkehr in der Innenstadt verkraftet keine weiteren Teilnehmer.« Die Genehmigung eines Kutschen-Stellplatzes in der Innenstadt sei daher schlicht nicht machbar. Nicht nur Horbach-Wilson ist deshalb überzeugt: »Die Sache kann man vergessen.« Martin Hoffmann

Artikel vom 10.01.2006
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