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Altstadt/Lehel · »Im Herzen konservativ«: Felicia Englmann im BA 1

Altstadt/Lehel · Wer sind sie, was machen sie, was liegt ihnen am Herzen und wofür sind sie zuständig? – Heute: Felicia Englmann, CSU, im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1).

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Nach eigener Aussage ist sie »ein zähes Ding«. Und so hat Felicia Englmann, geboren und aufgewachsen in Dachau, es vor vier Jahren endlich geschafft, im Lehel eine Wohnung zu ergattern. Dort, wo sie »schon immer leben wollte«.

Denn ihr Urgroßvater war im Lehel ein berühmter Goldschmied, wie die 28jährige Journalistin stolz erzählt. Zu den »Wurzeln« zurückgekehrt, startete sie im letzten Jahr ihre »lokalpolitische Karriere« im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1): als einzige Frau in der CSU-Fraktion und als Vorsitzende des Unterausschusses Kultur, Soziales und Budget.

Was hat Sie als junge Frau dazu bewogen, in die CSU einzutreten? Ich bin Empirikerin, das kommt wohl auch von meinem politikwissenschaftlichen Studium her. Und wie sich Bayern entwickelt hat, gefällt mir gut. Damit kann ich mich identifizieren, auch wenn ich nicht bayerisch spreche. Und außerdem bin ich in meinem Herzen konservativ. Ich weiß, es ist heutzutage eigentlich »uncool«, wenn ein junger Mensch so was sagt und es hat auch lange gedauert, bis ich das offen aussprechen konnte. Aber inzwischen habe ich genug Selbstbewusstsein, um das zuzugeben.

Die Themen, die im BA behandelt werden, haben ja oft keine sehr weitreichende Bedeutung, es sind manchmal »Kleinigkeiten«. Stört Sie das? Es gibt keine unwichtigen Themen. Gerade die Kleinigkeiten sind es ja oft, die beim Bürger das Fass zum Überlaufen bringen. – Das ist wie das »offene Zahnpasta-Prinzip« in der Ehe. Sicher sind die Diskussionen im BA oft anstrengend und lang, aber das ist auch wichtig für die anwesenden Bürger, dass Entscheidungsprozesse transparent gemacht werden und nicht nur quasi unter der Hand, in den Unterausschüssen, ablaufen.

Sie leiten selbst den Unterausschuss Kultur, Soziales und Budget. – Kommt dieser Bereich im BA nicht manchmal etwas kurz, gegenüber Verkehr und Planung zum Beispiel? Gerade aus dem Kulturbereich kommt doch recht wenig beim BA an, obwohl wir so viele Kulturträger im Viertel haben. Und in Sachen Stadtteilkultur-Förderung würde man bei uns immer offene Türen finden, aber offenbar ist da wenig Bedarf vorhanden – keine Ahnung, warum. So fördern wir eben nur die Einrichtungen, die auf uns zukommen - zum Beispiel die Projekte von St. Lukas oder des Figurentheaters Spieldose.

Was waren für Sie bisher die größten Erfolge in Ihrer Amtszeit als Unterausschuss-Vorsitzende? Die Sanierung und Erweiterung des Streetballplatzes auf der Praterinsel zum Beispiel, die soll in wenigen Wochen beginnen. Und dann der Spielplatz »Am Gries«, der jetzt eingerichtet wird! Auch zum Erhalt der Glockenbachwerkstatt in ihrem jetzigen Umfang hat der BA zumindest ein »Bröselchen« beigetragen. Ich habe mir damals auch viele Stunden Zeit genommen, um den städtischen Sozialhaushalt durchzuackern und unsere Stellungnahme dazu zu formulieren. Und auch wenn sich die Rädchen in den Referaten langsam drehen – sie drehen sich: die Stadt hat auf unser Statement zumindest reagiert.

Treffen Sie im BA, gerade wenn Sie als Einwohnerin des Viertels direkt betroffen sind, manchmal auch emotionale Entscheidungen? Ich bin immer für Sachlichkeit. Das beste Beispiel sind die orangenen Kacheln im U-Bahnhof Marienplatz, die jetzt auch im Erweiterungstunnel verwendet werden sollen. Ich finde die grottenscheußlich und hätte mir mehr eine »visionäre Gestaltung« gewünscht. Aber ich bin nicht dazu da, meine persönlichen Interessen zu vertreten. Deshalb hab ich mich überzeugen lassen, dass viele Bürger die Fliesen schön finden, und dass diese Lösung obendrein viel ökonomischer ist, und habe dafür gestimmt.

Wenn Sie für sich einen politischen Grundsatz formulieren sollten... Ich verlange nichts von anderen, also von den Bürgern, was ich selbst nicht ertragen könnte. Aber ich stelle eben auch sehr hohe Anforderungen an mich selbst. rme

Artikel vom 24.07.2003
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