Ursachensuche beim TSV 1860 München

Eine Mannschaft voller Ich-AGs?

Forderung: Westkurve im Grünwalder Stadion. Foto: Anne Wild

Forderung: Westkurve im Grünwalder Stadion. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Nach der unerwartet klaren 0:3 (0:0)-Heimniederlage des TSV 1860 München vor 15.000 Zuschauern im ausverkauften Grünwalder Stadion gegen den SC Verl von 1924 sind die Weiß-Blauen einmal mehr auf Ursachensuche für ihre sportliche Talfahrt. Mit einer in jeder Hinsicht ungenügenden Vorstellung blieb das Profiteam die Erwartungen des weiß-blauen Anhangs an ein kämpferisches Aufbäumen schuldig. Es scheint überdeutlich: So hoch die individuelle Qualität Einzelner auch sein mag, als Mannschaft funktionieren die Spieler des TSV 1860 München seit Monaten überhaupt nicht. Derweil lässt der dringend benötigte neue Trainer weiter auf sich warten.

Nur ein Sieg aus den vergangenen zehn Partien ist die Bilanz eines Absteigers. In der Rückrundentabelle belegen die Giesinger den vorletzten Rang. Gegen die Ostwestfalen blieben etliche Plätze auf der Gegengeraden leer. Manche Dauerkartenbesitzer hatten für den Sonntag andere Pläne. Am Ende mochten auch die aktiven Fans in der Westkurve dem Treiben auf dem Spielfeld nicht mehr zusehen und wandten sich demonstrativ ab. Interims-Trainer Günther Gorenzel wartete mit einigen Wechseln in der Startelf auf. Tom Kretzschmar ersetzte den erkrankten Marco Hiller im Tor, Christopher Lannert begann für den verletzten Leandro Morgalla. Fabian Greilinger wurde nach verbüßter Sperre durch Phillipp Steinhart ersetzt. Yannick Deichmann rückte für den gesperrten Quirin Moll ins defensive Mittelfeld und Daniel Wein ersetzte Tim Rieder.

Die personellen Veränderungen blieben wirkungslos. Nach torloser erster Halbzeit, in der sich die Gastgeber nur wenige Gelegenheiten erspielten, wurden die Spieler beim Gang in die Kabine von Pfiffen begleitet. Die Zuschauer verlieren die Geduld. Seine Mannschaft müsse »mehr Intensität physisch und psychisch auf den Platz bringen«, hatte Gorenzel vor dem Spiel gefordert. Zu sehen war davon wenig. Weiterhin wirkt das Ensemble des TSV 1860 München ohne funktionierende innere Struktur, eine Zusammenstellung von Ich-AGs.

Nach Wiederanpfiff überraschten die Löwen mit einer kurzen Drangphase, in der Phillipp Steinhart mit einem Distanzschuss das Tor nur knapp verfehlte (50. Min.). Im Gegenzug gingen die Gäste in Führung. Innenverteidiger Jesper Verlaat beförderte beim Abwehrversuch eine scharfe flache Hereingabe vor die Füße von Maximilian Wolfram, der keine Mühe hatte, aus fünf Metern zum 0:1 einzuschieben (51. Min.). Verls Schlussmann Niclas Thiede durfte sich bei einem weiteren Schussversuch von Steinhart auszeichnen (72. Min.) – viel mehr Gefahr strahlten die Weiß-Blauen nicht aus.

Sechs Minuten später führte erneut ein missglückter Abwehrversuch zum zweiten Treffer für die Gäste. Beim Versuch eines Befreiungsschlags prallte Steinhart mit Verls Kapitän Mael Corboz zusammen, der Ball sprang zum kurz zuvor eingewechselten Jesse Tugbenyo, dessen Schuss von der Strafraumgrenze zum 0:2 in der langen Ecke einschlug (78. Min.). In der Nachspielzeit markierte Joscha Wosz nach einem weit getretenen Freistoß aus dem Halbfeld den Endstand zum 0:3 (90. Min. +1).

»Solche Tore kannst du als Kollektiv nicht verteidigen. Diese individuellen Fehler sind nur aus der psychischen Situation der Spieler zu erklären«, beschrieb Gorenzel die ersten beiden Gegentreffer. Er attestierte seiner Mannschaft »physisch alles gegeben« zu haben. Auf die Frage, wann ein neuer Trainer an der Grünwalder Straße zu erwarten sei, erklärte der Sport-Geschäftsführer, es wären »noch entscheidende Punkte zu klären, bevor wir endgültig handeln können«.

Trotz der Niederlage liegen die Giesinger, aufgrund der ebenfalls mangelnden Ergebnisse der sportlichen Konkurrenz, weiterhin nur fünf Punkte hinter dem Aufstiegsrelegationsplatz. Am Freitagabend (19 Uhr) ist der TSV 1860 München beim Tabellenletzten Hallescher FC zu Gast.

(as)

Artikel vom 20.02.2023
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