Mieter- und Eigentümergemeinschaft lädt zu Fest ein

Moosach · Pressestadt wird 50

Weithin sichtbar sind die Hochhäuser der Olympia-Pressestadt. Einst Unterkunft für Journalisten aus aller Welt, ist sie heute Heimat für rund 2000 Menschen. Foto: bs

Weithin sichtbar sind die Hochhäuser der Olympia-Pressestadt. Einst Unterkunft für Journalisten aus aller Welt, ist sie heute Heimat für rund 2000 Menschen. Foto: bs

Moosach · Die Olympischen Sommerspiele in München 1972 haben nicht nur den Olympiapark mit all seinen architektonischen Höhepunkten, sondern auch die Olympia-Pressestadt hinterlassen. Westlich der Landshuter Allee gelegen, wurde sie kurz nach dem Ende der Wettkämpfe zum Wohnviertel umfunktioniert. Am Samstag, 16. Juli, feiern die Nachbarn den 50. Geburtstag der Olympia-Pressestadt mit einem Sommerfest.

Weitere Artikel:
Pressestadt Moosach wird 50
Artikel vom 13.12.2020: So war das damals vor 50 Jahren: der Weg zu den Olympischen Spielen

Etwa 2.000 Menschen leben heute in der Olympia-Pressestadt, zu der im engeren Sinne die Wohnblöcke zwischen Riesstraße und Landshuter Allee und am Werner-Friedmann-Bogen gehören. 770 Wohnungen gibt es hier, eine Tiefgarage mit 524 Stellplätzen, zwei Restaurants sowie eine kleine Fußgängerzone mit Brunnen, Sitzbänken, Grünflächen und einem Spielplatz. "Die Wohn- und Lebensqualität ist hoch", meint Veronika Linden, Beisitzerin der Mieter- und Eigentümergemeinschaft Olympia-Pressestadt (MOP). Die Infrastruktur sei mit dem Olympia-Einkaufszentrum (OEZ), U-Bahn und Buslinie vor der Haustür sowie dem schnell erreichbaren Mittleren Ring sehr gut. In das Erholungsgebiet Olympiapark ist es nur ein Katzensprung über zwei Fußgängerbrücken.

Linden lebt schon seit 40 Jahren in der Pressestadt, ist damit aber keine Bewohnerin der ersten Stunde. Im November 1972 zogen die ersten Mieter ein, also nur zwei Monate nach dem Ende der Sportwettkämpfe, zu denen nicht nur Athleten aus aller Welt nach München gekommen waren, sondern auch Journalisten. Über 4.000 Journalisten fanden in der Pressestadt ihren Platz zum Wohnen und Arbeiten. Während die schreibende Zunft in der Riesstraße ihrem Handwerk nachging, nutzten die Vertreter des Rundfunks die Gebäude, die heute zur Zentralen Hochschulsportanlage (ZHS) im Olympiapark gehören. Über den Kusocinskidamm fuhr ein Shuttlebus für die Journalisten, erklärt Veronika Linden.

Einige Bewohner der ersten Stunde

Nach dem Ende der Spiele machte die Stadt München aus den leerstehenden Appartments zunächst Sozialwohnungen, die bevorzugt an Familien mit Kindern vergeben wurden. 1998 verkaufte die Stadt die Häuser an einen privaten Investor, der einen Teil der Wohnungen in Eigentum umwandelte. Die Alteingessenen hatten ein Vorkaufsrecht, doch nicht alle blieben. Heute sei das Verhältnis zwischen Mietern und Eigentümern 50:50, sagt Veronika Linden. Wenngleich immer wieder jüngere Familien nachkommen, leben heute viele Senioren in der Pressestadt, manche von Beginn an, also seit bald 50 Jahren. Der Vorsitzende der MOP, Walter Heinrich, engagiert sich auch im Seniorenbeirat und veranstaltet regelmäßige Treffen für die Senioren rund ums OEZ.

Die Mietergemeinschaft, ein eingetragener Verein, entstand 1974, seit 1998 heißt sie Mieter- und Eigentümergemeinschaft. Bei ihrem Ziel, sich um die Belange der Bewohner zu kümmern, haben die Mitglieder Konflikte selten gescheut. Als die Fußball-WM 2006 nach Deutschland vergeben wurde und es Pläne für ein neues Stadion auf dem Gelände der ZHS im Olympiapark gab – in unmittelbarer Nähe zur Pressestadt – organisierte die MOP gemeinsam mit der Einwohner Interessen Gemeinschaft (EIG) Olympisches Dorf Demonstrationen. Es sei dann aber recht schnell die Entscheidung für den Standort Fröttmaning gefallen, erinnert sich Linden.

Bettlaken gegen den Transrapid

Fast acht Jahre dauerte hingegen der Kampf gegen den Transrapid. Das umstrittene Projekt hätte die Magnetschwebebahn vom Hauptbahnhof zum Flughafen auf den Gleisen der ehemaligen Olympia-Linie nur 40 Meter von manchem Schlafzimmer entfernt an der Pressestadt vorbeigeführt – mitsamt eines regelmäßigen lauten Pfeifens. Die MOP veranstaltete Podiumsdiskussionen, sammelte Unterschriften und hängte sogar überdimensionale Bettlaken mit Botschaften gegen den Transrapid über die Balkone der Hochhäuser. Letztlich hatten die unter dem langjährigen Vorsitzenden Wolfgang Linden, dem 2017 verstorbenen Ehemann von Veronika Linden, durchgeführten Aktionen Erfolg: 2008 verkündete Ministerpräsident Günter Beckstein das Aus für den Transrapid.

Im kleinen Rahmen hat der Verein zum Beispiel mit Pflanzaktionen und regelmäßigen Festen viel dazu beigetragen, die grauen Betonbauten zu einem bunten und lebendigen Ort werden zu lassen.

Zum 50. Geburtstag der Olympia-Pressestadt fand Ende Mai eine sehenswerte Illumination statt, bei der die Hochhäuser in den Farben der Olympischen Spiele, mit den Olympischen Ringen und anderen sich bewegenden Elementen bestrahlt wurden. Am Samstag, 16. Juli, veranstaltet die MOP ein Sommerfest. Es beginnt um 11.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Ab 12.15 Uhr gibt es Speisen vom Grill, für die Kinder sind ein Karussell und der Spielbus Boomerang vor Ort. Um 13 Uhr erklingen Lieder aus den 1970er Jahren, dazu gibt es Kaffee und Kuchen. Das Fest endet gegen 18 Uhr.

Ein Problem bleibt – der Verkehrslärm

Für die Zukunft der Olympia-Pressestadt wünscht sich Veronika Linden neben einem weiterhin guten Zusammenleben vor allem "weniger Verkehrslärm". Gegen die hohen Dezibel auf der Landshuter Allee, quasi das einzige Manko des Viertels, kämpft die Gemeinschaft schon lange an. Vorschläge wie Tempo 50 oder Flüsterasphalt sind von den Verantwortlichen bisher nicht umgesetzt worden.

Eine Aufwertung steht der Pressestadt durch den vorgesehenen Radweg entlang der nicht mehr genutzten Bahngleise bevor. Der Stadtrat beschloss Anfang Mai, die Planungen wieder aufzunehmen. Entstehen soll ein durchgehender Grünzug von der Triebstraße bis zur Borstei, mit Erholungsflächen, umweltfreundlicher Beleuchtung und neuen Wegen in die Pressestadt. Der verfallene S-Bahnhof Olympiastadion, der seit 1988 stillgelegt ist, soll als überwachter Treffpunkt für Jugendliche integriert werden.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 12.07.2022
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...