Kadergestaltung in Zeiten der Corona-Krise

Spielerkarussell in der Dritten Liga dreht sich

Kursverfall: Spielerbeine. Foto: Anne Wild

Kursverfall: Spielerbeine. Foto: Anne Wild

München/Giesing · In Sachen Kaderplanung beim TSV 1860 München spielt in den lokalen Medien gerade das Panikorchester. Der Boulevard unterhält die geneigte Leserschaft mit weiß-blauen Untergangsszenarien, wenn nicht sofort mit diesem oder jenem Spieler eine Vertragsverlängerung erzielt würde. Das tatsächliche Geschehen am Transfermarkt stellt sich anders dar.

Verträge verlängert wurden in der gesamten Dritten Liga seit Beginn der Corona-Krise im März 2020 bislang bei lediglich fünfzehn Einzelspielern aus elf Vereinen. Das ist wenig. Die meisten Klubs scheinen abzuwarten und die Entwicklung zu beobachten. Sie tun gut daran. Allein bei mehr als 230 Drittliga-Kickern laufen zum 30. Juni 2020 die Verträge aus. Von wenigen Ausnahmeakteuren abgesehen – in der Fußballfachsprache gerne Unterschiedsspieler genannt – dürfte es für viele nicht ganz einfach sein, lukrative neue Engagements zu finden. Die meisten Vereine werden ob der wirtschaftlich angespannten Lage und ungewisser Zukunftsprognosen ihre Kader eher verkleinern als ausweiten.

Viele auslaufende Spielerverträge zu haben, sind für einen Profiklub in Zeiten der Corona-Krise ausnahmsweise keine wunde Stelle. Im Gegenteil, es ergeben sich Gestaltungsmöglichkeiten im Kader, die sonst nicht gegeben wären. Wer langfristige Bindungen zu vergleichsweise hohen Konditionen in der Vor-Corona-Zeit eingegangen ist, kann jetzt nur schwer auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren. Das hat bereits drastische Auswirkungen am Markt. Berater bieten gut bezahlte Spieler trotz laufenden Vertrags bei anderen Vereinen an, weil ihr bisheriger Arbeitgeber sie von der Lohnliste haben will.

Der DFB hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der wirtschaftlichen Stabilität und strukturellen Weiterentwicklung der Dritten Liga auseinandersetzen soll. Es ist nicht auszuschließen, dass die Dritte Liga künftig zu einem Sammelbecken für Talente wird, die ihre Ausbildung in Nachwuchsleistungszentren erhalten haben. Sollten finanzielle Zuwendungen aus der zentralen Vermarktung stärker davon abhängig gemacht werden, wieviele Nachwuchskräfte ein Klub in seinen Reihen zählt, dürfte das erhebliche Auswirkungen auf die Kaderzusammenstellung und das Gehaltsgefüge in den Vereinen haben.

(as)

Auslaufende Verträge zum 30.6. in der Dritten Liga:

FC Carl Zeiss Jena: 23 Spieler / Viktoria Köln: 19 Spieler / Waldhof Mannheim: 17 Spieler / SG Sonnenhof Großaspach: 17 Spieler / TSV 1860 München: 17 Spieler / Eintracht Braunschweig: 16 Spieler / Würzburger Kickers: 16 Spieler / KFC Uerdingen: 15 Spieler / Hansa Rostock: 13 Spieler / FSV Zwickau: 13 Spieler / Chemnitzer FC: 13 Spieler / 1. FC Magdeburg: 12 Spieler / Hallescher FC: 11 Spieler / Preußen Münster: 9 Spieler / MSV Duisburg: 7 Spieler / SV Meppen: 6 Spieler / 1. FC Kaiserslautern: 4 Spieler / SpVgg Unterhaching: 2 Spieler / FC Ingolstadt: 1 Spieler

Aufgrund der speziellen Situation als U23-Ausbildungsmannschaft ist die Reserve des FC Bayern in der Aufzählung unberücksichtigt.

Quelle: Fachportal transfermarkt.de

Artikel vom 29.06.2020
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