Obacht geben, Lage peilen

Abbiegepfeil für Radler in Moosach: Wird er etwas gebracht haben?

Im Moment befindet sich eine Baustelle an der Kreuzung, doch eine Evaluierung der letzten Monate wird zeigen, ob der grüne Abbiegepfeil für Radler an der Stelle auch ab 2020 aufgestellt wird. Foto: Daniel Mielcarek

Im Moment befindet sich eine Baustelle an der Kreuzung, doch eine Evaluierung der letzten Monate wird zeigen, ob der grüne Abbiegepfeil für Radler an der Stelle auch ab 2020 aufgestellt wird. Foto: Daniel Mielcarek

Moosach · Er ist ein Angebot, aber kein Freifahrtschein: der grüne Pfeil für den Radverkehr. In den vergangenen Monaten durften Fahrradfahrer an der Kreuzung Dachauer Straße/Moosburger Straße auch bei roter Ampel nach rechts abbiegen. Die Stadt München beteiligt sich damit an einem bundesweiten Pilotprojekt.

Das Ziel sei es, die Bedingungen für den Radverkehr weiter zu verbessern, ohne dass die Sicherheit darunter leide, meint Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle. Für die Verkehrsteilnehmer änderte sich durch die Schilder an der eigentlichen Regelung nichts: Es darf nach vorherigem Anhalten auch bei Rot rechts abgebogen werden, wenn andere Verkehrsteilnehmer dabei nicht behindert oder gefährdet werden. Neu ist jedoch, dass die Verkehrszeichen durch den Zusatz „nur Radverkehr“ dies ausschließlich Radfahrern gestatten. "Die Radler müssen weiterhin an der roten Ampel anhalten und dürfen erst dann bei Rot abbiegen, wenn sie sich versichert haben, dass sie niemand anderen behindern oder gefährden", erläutert Böhle.

Das Pilotprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen geht auf eine Initiative des Münchner Stadtrats aus dem Jahr 2015 zurück. Die SPD-Fraktion hatte damals den Antrag gestellt, die Landeshauptstadt sich dann über den Deutschen Städtetag beim Bundesverkehrsministerium erfolgreich für die Testphase eingesetzt. "Jetzt läuft der bundesweite Test, an dem wir uns natürlich beteiligen", erklärt Böhle. Dieser läuft noch bis Jahresende: "Dann müssen die Schilder des Pilotversuchs wieder abgenommen werden, bis eine endgültige straßenverkehrsrechtliche Regelung getroffen wird. Im Jahr 2020 soll auf Basis der gewonnenen Erfahrungen beschlossen werden, ob die Straßenverkehrsordnung und die zugehörige Allgemeine Verwaltungsvorschrift entsprechend angepasst wird", so Johannes Mayer vom Kreisverwaltungsamt. "Es müssen zuerst die Ergebnisse der Evaluierung abgewartet werden. Die Bekanntgabe ist für das erste Halbjahr 2020 vorgesehen", so Mayer.

"Der Radverkehr wird attraktiver"

Stadträtin Bettina Messinger, die Radverkehrsbeauftragte der SPD-Fraktion ist, findet, der Pfeil könne viele Vorteile bringen. "Natürlich kommt man mit dem Radl schneller voran, der Radverkehr wird attraktiver", sagt Messinger. "Der Verkehr dürfte dadurch aber auch insgesamt entzerrt werden, was Kreuzungen sicherer macht." Auch die Autofahrer könnten beim Rechtsabbiegen profitieren, weil ein Teil der Radler bereits nach rechts abgebogen ist und die Lage so übersichtlicher werde.

Der Versuch läuft bis Jahresende: dann kommt die Evaluierung

München ist eine von neun deutschen Städten, in denen der grüne Pfeil getestet wird. Auch Bamberg, Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, Münster, Reutlingen und Stuttgart beteiligen sich an dem Pilotversuch. Aus einer vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) vorbereiteten Vorschlagsliste mit 45 Stellen hat die Bundesanstalt für Straßenwesen neun Kreuzungen in München ausgewählt, an denen die insgesamt 15 Grünpfeile für den Radverkehr angebracht wurden. Die ausgewählten Kreuzungen decken verschiedene Möglichkeiten des Rechtsabbiegens für Radfahrer ab. Für die baldige Evaluierung des Pilotversuchs werden die Kreuzungen über installierte Kameras beobachtet, der Datenschutz obliegt der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Nicht vergessen: Gegenseitige Rücksichtnahme sei weiterhin oberstes Gebot, betonen das KVR und Bettina Messinger. "Der Pfeil ist keine Lizenz zum achtlosen Abbiegen", sagt die Stadträtin. "Fußgänger haben natürlich Vorrang." Sie appelliert an alle Radler: "Obacht geben, Lage peilen, langsam abbiegen ‒ dann wird der Pilotversuch ein Erfolg."

Artikel vom 16.10.2019
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