Die Kirche von morgen

Hochmoderner Kirchenbau prägt neues Ortszentrum von Poing

Einmal im Jahrzehnt: Die Pfarrkirche in Poing ist die erste neue Kirche in zehn Jahren, die im Erzbistum München und Freising geweiht wird. Die Kirchweihe in Holzkirchen war zwar auch die Weihe einer neuen Kirche, sie ersetzt aber einen Vorgängerbau.	Foto

Einmal im Jahrzehnt: Die Pfarrkirche in Poing ist die erste neue Kirche in zehn Jahren, die im Erzbistum München und Freising geweiht wird. Die Kirchweihe in Holzkirchen war zwar auch die Weihe einer neuen Kirche, sie ersetzt aber einen Vorgängerbau. Foto

Poing · Eine neue Kirche, das kommt nicht alle Tage vor. Poing steht derzeit im Mittelpunkt, denn genau hier wurde nun eine neue Kirche geweiht. Dabei ist dies eigentlich gar nicht so lange her, als das letzte Mal eine Kirche geweiht wurde. Diese Weihe ist allerdings besonders. Erst im März hatte Kardinal Marx mit der Kirche St. Josef in Holzkirchen erstmals seit zehn Jahren eine neue Kirche im Erzbistum München und Freising geweiht.

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Der moderne Neubau ist vom Stil her den bayerischen Alpen nachempfunden. Die Kirche ist dem heiligen Josef von Nazaret geweiht und befindet sich an derselben Stelle, an der von 1961 bis 1962 die St.-Josephs-Kirche stand. 2011 wurde sie wegen Baumängeln und Einsturzgefahr geschlossen und an ihrer Stelle eine neue gebaut. Nur der Glockenturm blieb bestehen. In Poing hingegen ist alles ganz neu. Mit der Pfarrkirche in Poing wurde nun erstmals seit einem Jahrzehnt eine neue Kirche geweiht, die nicht einen Vorgängerbau ersetzt, sondern als neues geistliches Zentrum an neuem Ort geschaffen wurde. Die bisherige Poinger Pfarrkirche St. Michael wird auch weiterhin genutzt, zudem wird die Pfarrei auch künftig das Patrozinium des Erzengels tragen. Die Kirche Sel. Rupert Mayer, die rund 350 Sitzplätze bietet, ist nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Meck Architekten gebaut und dient künftig als Pfarrkirche von Poing. Sie ergänzt das Kirchenzentrum Sel. Pater Rupert Mayer, das bisher aus Kindergarten und Pfarrheim besteht und in unmittelbarer Nähe zum Bürgerhaus und zur evangelischen Kirche ein wichtiger Bestandteil des neuen Ortszentrums von Poing ist.

Welches sind die besonderen Riten einer Kirchweihe?

Zu den besonderen Riten der Kirchweihe gehört die Salbung des Altares mit Chrisam. Er wird dadurch zum Symbol für Jesus, der den Beinamen »Christus«, »der Gesalbte«, trägt. Auch zwölf Stellen an den Wänden des Kirchengebäudes werden gesalbt. Auf dem Altar wird zudem Weihrauch verbrannt als Symbol für die Gebete der Gläubigen, die zu Gott aufsteigen. Zu Beginn des Gottesdienstes bitten Pfarrer den Erzbischof, die Kirche zu weihen. Der Kardinal bittet daraufhin den Kirchenrektor, die Kirche zu öffnen, indem er mit dem Bischofsstab an das Portal klopft. Anschließend erfolgt der Gottesdienst mit viel Gesang und Orgelspielen.

Neuer Akzent im Ortsbild

Die neue Poinger Kirche setzt durch Form und Höhe einen städtebaulichen Akzent im Ortsbild der Gemeinde. Der Kirchenraum präsentiert sich offen zum Kirchplatz und wird geprägt durch große Lichtöffnungen: Das Licht aus der Öffnung über dem höchsten Punkt der Kirche trifft auf Altar und Tabernakel und unterstreicht so deren Bedeutung. Ein Seitenlicht betont den Taufstein. Durch die dritte Öffnung fällt das Morgenlicht auf den Altar. Ein horizontales Raumkreuz aus Stahlbeton bildet die Basis für die Tragkonstruktion des Daches. Die Kirchenbänke sind in Blöcken rund um die Altarinsel angeordnet. Die Basis der Kirche bildet ein massiver Sockel aus Nagelfluh, einer typischen Gesteinsart der oberbayerischen Schotterebene. Die Fassade und das Dach sind mit insgesamt 15.000 weißen Keramikkacheln bekleidet. Die liturgischen Orte haben der Kölner Bildhauer Ulrich Rückriem und sein Assistent Alfred Karner künstlerisch gestaltet. Für Altar, Ambo, Tabernakel und Taufstein verwendeten die Künstler grau-grünen, von Fossilien und urzeitlichen Ablagerungen durch- setzten westfälischen Anröchter Stein, der in Farbe und Beschaffenheit mit dem grau-braunen heimischen Nagelfluh harmoniert. Dieser bedeckt den Boden, die Altarinsel und die Wandsockel der Kirche. Die zugleich grobe und feine, natürliche und handwerkliche Anmutung der Werke entsteht durch die Kombination von gezielten Bohrungen und Spaltungen mit strengen, technischen Schnitten. Ein Gemälde dient als Raumteiler zwischen dem Eingangs- und einem Andachtsbereich. Auf der zum Eingang gerichteten Seite steht ein Zitat des Seligen Pater Rupert Mayer, die Rückseite ist mit leuchtenden Farbpunkten gestaltet. Die digitale Kirchenorgel, die das Augsburger Orgelhaus Kisselbach in der Kirche installiert, verfügt über drei Manuale und 54 Register. Der Orgelklang wird, anders als bei traditionellen Orgeln, nicht mit Pfeifen, sondern technisch erzeugt und über Verstärker und Lautsprecher abgestrahlt. Bei der Poinger Orgel entsteht der Klang durch die sogenannte Physical-Modelling-Technologie, bei der der Klang der Pfeifenorgel physikalisch durch das Berechnen aller Details mit komplexen Algorithmen nachgebildet wird.

Im November 2015 war der Grundstein für die neue Kirche gelegt worden. Sie hatte zunächst bereits im Oktober 2017 geweiht werden sollen. Wegen der Insolvenz des mit den Fassadenarbeiten beauftragten Unternehmens kam es jedoch zu Bauverzögerungen. Der Kostenrahmen für den Neubau von 14,6 Millionen Euro wurde eingehalten. In den vergangenen Jahrzehnten ist Poing zur zweitgrößten Gemeinde im Landkreis Ebersberg gewachsen. Die bisherige Pfarrkirche St. Michael ist daher für den Bedarf der Gemeinde zu klein geworden. Sie wird weiterhin als Gottesdienstort zur Verfügung stehen, auch wird der benachbarte Wohnsitz des Pfarrers beibehalten. Die Poinger Kirche wird die erste Pfarrkirche sein, die das Patrozinium des Seligen Pater Rupert Mayer trägt. Eine Pater-Rupert-Mayer-Kapelle gibt es bereits in Haspelmoor, einem Ortsteil der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Hattenhofen, Landkreis Fürstenfeldbruck.

Artikel vom 10.06.2018
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