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Woran zu erinnern wäre…
München · Tag der Archive am 3. März macht Vergangenes lebendig
Protest unter der Bavaria: Geschätzt 200.000 Menschen demonstrierten hier in den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs für Frieden. Foto: Staatsarchiv München
München · Was eine Revolution tatsächlich bedeutet, können die wenigsten von uns ermessen. Das Alte muss weg, etwas Neues, Besseres muss her – das ist die Kurzform. Im Detail spielen noch andere Aspekte eine große Rolle: Unsicherheit, Angst, Gewalt.
Vor 99 Jahren war genau das die Situation auch in München. Darum dreht sich am kommenden Samstag, 3. März, der »Tag der Archive« im Staatsarchiv München. Das Archiv in der Schönfeldstraße 3 (Nähe Odeonsplatz) lädt ein zu einer »Zeitreise« in eine alles andere als idyllische Vergangenheit. Das Ziel ist der November 1918 in München, als Kurt Eisner mit seinen Unterstützern den Bayerischen Landtag kaperte und den Freistaat ausrief.
In einer besonderen Lesung lässt der Schauspieler Winfried Frey die Ereignisse Revue passieren. In vier Teilen liest er ab 11 Uhr aus Zeitdokumenten von 1918 und 1919, die im Staatsarchiv verwahrt werden. Ergänzt werden die Zeitzeugenberichte durch eine Rahmenhandlung, die die jeweilige Situation im München dieser Zeit darstellt. Der Eintritt ist frei, die fortgesetzte Lesung findet jeweils zur vollen Stunde statt.
Das Staatsarchiv München bietet am 3. März parallel ein weiteres Programm an. Ab 10 Uhr gibt es im Stundentakt Führungen im Archiv zu verschiedenen Schwerpunkten. Die beiden letzten Führungen um 15 und 16 Uhr haben das Thema »Revolution« und schließen sich so der Lesung an.
Jede Führung fasst 20 Teilnehmer, bei Bedarf werden weitere Führungen angeboten. Eine Vorab-Reservierung ist nicht möglich, die Teilnahme ist kostenlos. Darüber hinaus findet im Staatsarchiv ein Bücherbazar und ganztägig eine Filmvorführung »Revoluzzer, Räte, Reaktionäre« statt.
Die Vergangenheit beeinflusst die Gegenwart – nicht umgekehrt
Der Tag der Archive findet alle zwei Jahre bundesweit statt. Jedes teilnehmende Archiv kann einen eigenen Schwerpunkt wählen. Allein in München nehmen 16 Archive mit einem vielfältigen Programm teil. Es sind dies das Archiv des Deutschen Museums, das Archiv der Akademie der Bildenden Künste, die Bayerische Staatsbibliothek, das Institut für Zeitgeschichte, das Valentin-Karlstadt-Musäum, das Archiv des Erzbistums, das Archiv des Deutschen Alpenvereins, das Archiv »forum homosexualität münchen e. v.«, die Archive des Bayerischen Rundfunks, das Archiv des Bayerischen Landtags, das Bayerische Wirtschaftsarchiv, die Monacensia und das Carl-Orff-Zentrum, die sich allesamt um das Münchner Stadtzentrum scharen.
Etwas weiter von der Innenstadt weg muss sich der bewegen, der Mehr über die Errungenschaften von Bürgerbewegungen erfahren möchte. »Freimann und der Müll« heißt die Ausstellung in der Mohr-Villa (Situlistraße 75), die zwischen 10 und 16 Uhr zu sehen ist.
Auch interessant wird es im Bayerischen Spiele-Archiv in Haar (Casinostraße 70) bei den stündlichen Führungen ab 16 Uhr. Bereits in den Tagen zuvor findet im Haarer Rathaus, Bahnhofstraße 7, eine Spiele-Ausstellung mit dem Titel »Demokratie und Bürgerrechte«. Diese Ausstellung endet am Freitag, 2. März, und kann zu den normalen Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.
Mehr über die Veranstaltungen zum Tag der Archive gibt es online auf der Seite www.tagderarchive.de
Alle Archive haben etwas gemeinsam: Sie bewahren Erinnerungen. Das klingt banal, aber angesichts der Tatsache, dass der Mensch nunmal vergesslich ist, leisten die Archive einen wertvollen Beitrag selbst über die jüngste Vergangenheit. Es ist Vergangenheit aus erster Hand, ohne Einfluss der Gegenwart. Denn die Realität ist letztlich auch umgekehrt: Die Vergangenheit nimmt Einfluss auf die Gegenwart.
Oft bewahren Archive die reinen Fakten auf. Für Emotionen ist da wenig Platz.
Doch die entstehen ganz von selbst, wenn Zeitzeugen der Vergangenheit Geschichte
und Geschichten erzählen – so wie das bei der Lesung im Staatsarchiv deutlich
wird. So berichtete der Lehrer Josef Hofmiller 1919: »Da hier außer der
›Neuen Zeitung‹ und der ›Münchner Post‹ keine Zeitung erscheint, und die
erschienenen nur sehr wenig Tatsächliches bringen, ist es ganz unmöglich,
Bestimmtes über die wilden Gerüchte zu erfahren, die umgehen: Ob wirklich
im Herzogpark und in den feinen Vierteln Schwabings (Friedrichstraße zum
Beispiel) so viel geplündert wurde; oder der Erzbischof geflohen ist oder
in Schutzhaft, wer die Geistlichen sind, von denen ein Plakat spricht; ob
wirklich auf dem Oberwiesenfeld eine Anzahl Offiziere standrechtlich erschossen
wurde.« Es waren Zeiten der Angst. Diese Zeiten haben wir hinter uns gelassen.
Das Staatsarchiv München kümmert sich darum, dass wir sie nicht vergessen.
Von Carsten Clever-Rott
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