Ein unermüdlicher Streiter für Moosach

Nachruf des Gesamtvereins Moosach auf den verstorbenen Karl Bucher

Karl Bucher verstarb unerwartet am 22. Mai.	Foto: Archiv

Karl Bucher verstarb unerwartet am 22. Mai. Foto: Archiv

München/Moosach · Am 22. Mai ist für alle überraschend Karl Bucher verstorben. Unterwegs mit Besuchern in der Münchner Innenstadt ist er gestürzt und hat sich dabei eine schwere Verletzung zugezogen, an der er noch am Abend gestorben ist.

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Geboren am 2. April 1933 hat Karl Bucher sein Leben in Moosach verbracht. Aufgewachsen ist er bei seiner Mutter und deren näherer Familie. In der jüngeren Vergangenheit hat man miterlebt, dass er sich auch für seine Herkunft väterlicherseits interessiert. Der Vater ist als Flieger noch vor seiner Geburt tödlich verunglückt.

Karl Bucher hat sich für »sein« Moosach außerordentlich eingesetzt. So war er seit seinen 20. Lebensjahr bis zum gesetzlich verfügten Dienstende (mit 60 Jahren endete der aktive Dienst) im Jahr 1993 aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Moosach, 21 Jahre hiervon als Abteilungsführer und Vorsitzender des Vereins Freiwillige Feuerwehr Moosach von 1879. So konnte er zum Beispiel im Jahr 1979 das Fest zum hundertsten Geburtstag organisieren. Es fand statt auf dem Grundstück Dachauer Straße Ecke Georg-Brauchle-Ring, auf dem heute das Haus des Sports steht.

1982 war es die Idee von Karl Bucher, in der Abteilung Moosach eine Jugendfeuerwehr zu gründen, die erste in ganz München. Und ebenfalls unter Karl Buchers Regie trat die erste Feuerwehr Frau Münchens (Berufs- und Freiwillige Feuerwehr) in der Abteilung Moosach ihren Dienst an.

Das Theater hat ihn immer beschäftigt, sowohl passiv als Zuschauer in Münchens Sprechbühnen, als auch aktiv. Er war dabei, als das Moosacher Brettl gegründet worden ist. Auf der Bühne des Kolpinghauses an der Hanebergstraße ist bis vor einigen Jahren noch regelmäßig in Haupt- oder Nebenrolle aufgetreten, immer mit beeindruckender Bühnenpräsenz.

1962 war Karl Bucher einer der Gründer des Moosacher Faschingsclub. 1966 stand er als Prinz Karl I. auf den Münchner und Moosacher Faschingsbühnen. Bis zu seinem letzten Fasching 2017 hat sich das Ehrenmitglied nicht nehmen lassen, die Veranstaltungen des MFC zu besuchen und das Prinzenpaar zu beschenken.

Karl Bucher hat früh Verantwortung übernommen. Er hat sich in Moosach und seinen Vereinen engagiert. Sein großes Ziel über Jahrzehnte war, den Vereinen einen Ort zum Leben im Stadtviertel zu geben. Seit dem Abriss der Gaststätte Kriegerdenkmal an der Pelkovenstraße fehlte vor allem ein größerer Saal. Früh hat sich Karl Bucher darüber Gedanken gemacht und hat für »seine« Vereine die Forderung nach einem Bürgerhaus formuliert. Um der Idee größere Schlagkraft zu verleihen und zugleich die verschiedenen Vereine einander näher zu bringen, entstand die Idee des Gesamtvereins Moosach. Dieser Zusammenschluss Moosacher Vereine erfolgte im Jahr 1981 auf Initiative von Karl Bucher. Bis zum Jahr 2013, also 32 Jahre, war er Vorsitzender.

Eine der Aktionen des Gesamtvereins war die Wiederbelebung des Brauchs, auf dem Moosacher-St.-Martins-Platz einen Maibaum aufzustellen. Daraus ist das jährliche Moosacher Maibaumfest geworden. Auch 2017 war Karl Bucher am frühen Morgen mit dabei, als der Maibaum aus dem Dachauer Hinterland geholt worden ist. Und wie seit Jahrzehnten war es selbstverständlich, dass er in seiner ruhigen und überlegten Art die Anweisungen gibt. Eigentlich unvorstellbar, dass er nächstes Jahr nicht mehr dabei sein wird, wenn am 1. Mai der frisch gestrichene Maibaum wieder aufgestellt wird.

Nicht zu unterschätzen sind der Beitrag und die Unterstützung durch Karl Bucher für die Realisierung des Projektes Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl. Noch in den achtziger Jahren hatten wir Moosacher die Vorstellung am Moosacher-St.-Martins-Platz einen Neubau für ein großes Bürgerhaus zu errichten. Eine Idee, die sich jedoch bald als unrealistisch erwies. Heute ist das Pelkovenschlössl eine der erfolgreichsten Einrichtungen seiner Art in München. Aktuell werden Überlegungen konkretisiert, auch noch einen Veranstaltungssaal zu realisieren.

Mit Karl Bucher habe ich einen guten Freund verloren, für mich war er ein besonderer Mensch. Mit 84 Jahren hat er ein schönes Alter erreicht. Allerdings hätte ich ihn gerne – wie viele andere – noch ein wenig länger auf seinem Lebensweg begleitet.
Alexander Reissl

Artikel vom 31.05.2017
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