Menschen, Musik, Sport und Diskussionen in der Jugendkulturwerkstatt Soundcafé

Ein Anwalt der Jugend

Schwabing · Etwa 30 Jugendliche verteilen sich an diesem Freitagabend bereits um acht Uhr auf die einzelnen Sitzgruppen in den hellen, holzverkleideten Vorräumen.

Sie plaudern und trinken eine Cola. In einer Stunde wird die Band Funny Farm melodischen Funny Rock spielen, so verspricht es der Veranstaltungs-Flyer. Innen im dunklen Partyraum sind die Instrumente bereits aufgebaut.

Zu Spitzenzeiten haben wir hier bei Konzerten bis zu 170 Jugendliche, erzählt Andreas Seidel, Sozialpädagoge und einer der vier Mitarbeiter in der Jugendkulturwerkstatt Soundcafé. Das Soundcafé ist kein alltäglicher Jugendtreff und nennt sich bewusst Kulturwerkstatt. Die Jugendlichen sollen sich hier nicht nur treffen, sie sollen aktiv in Projekte eingebunden und gefördert werden.

Dazu gibt es viele Möglichkeiten: Von HipHop-Tanzgruppen, Taekwon-Do-Training und Musik-Workshops bis hin zu Computerkursen und Schauspielunterricht. Das Soundcafé will weg vom Negativ-Image, mit dem man Jugendarbeit heute häufig verbindet. „Unsere Angebote sind nicht nur Beschäftigungstherapie“, sagt Andreas. „Zum Beispiel dient unser Sport-Angebot der Gewalt- und Drogen-Prävention. Wir wollen den Jugendlichen zeigen, wie man Stress und Aggressivität sinnvoll abbaut. Aber auch Musik und Tanz spielen eine zentrale Rolle. Jeden Freitagabend gibt es Live-Konzerte, teilweise mit Haus-Bands, die während der Woche im Soundcafé üben können.

Wichtig ist, dass man darüber hinaus Probleme mit den Jugendlichen ernsthaft diskutiert“, sagt Andreas. Probleme in der Schule, in der jungen Partnerschaft oder im Elternhaus. Auch aktuelle Themen wie die Terroranschläge in den USA. Die Mitarbeiter wollen den Jugendlichen einfach mal Zuhören, ihre Gefühle verstehen und ihnen helfen. Sogar Nachhilfeunterricht soll demnächst angeboten werden – wenn es denn personell irgendwie geht. Momentan gibt es im Soundcafé, einer Einrichtung des Kreisjugendring München-Stadt, vier Planstellen.

Zum Jahresende kommt eine Dreiviertel-Stelle dazu. Das Problem ist aber, die Stellen zu besetzen. Den Mitarbeitern wird viel abverlangt, aber relativ wenig bezahlt. Für ungefähr 2.500 Mark netto im Monat ist es gerade in München schwierig hochqualifizierte, ausgebildete Pädagogen zu bekommen. Die wichtigen Projekte werden von den bestehenden Mitarbeitern trotzdem weiter ausgebaut. Andreas Seidel: Dafür setzen wir uns ein. Wir sind ein Anwalt der Jugend. Ein guter Anwalt. Weitere Informationen zur Jugendkulturwerkstatt Soundcafé gibt es unter Tel: 3 61 84 07. rme

Artikel vom 15.11.2001
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