Eine Liebe ohne Worte

Schwabing · Sergej Jessenin und Isadora Duncan: Poesie und Musik

Ihre Liebe und ihre Leben endeten tragisch: Isadora Duncan und Sergej Jessenin.	Foto: Veranstalter

Ihre Liebe und ihre Leben endeten tragisch: Isadora Duncan und Sergej Jessenin. Foto: Veranstalter

Schwabing · Eine poetisch-musikalische Veranstaltung am russisch-orthodoxen Ostersonntag (12. April) widmet MIR e.V., Zentrum russischer Kultur in München dem russischen Nationaldichter Sergej Jessenin (1895 – 1925) anlässlich seines 120. Geburtstages und seines 90. Todestages.

»Mit dem Blut des Gefühls fremde Seelen nähren: Isadora und Sergej« befasst sich mit der kurzen Ehe des Dichters mit der amerikanischen Tänzerin Isadora Duncan. Beginn der Veranstaltung in der Seidlvilla am Nikolaiplatz 1b ist um 19.30 Uhr.

Mitwirkende des Abends sind Arthur Galiandin und Karin Wirz, Anatolij Fokin (Gesang & Bajan), Iwan Dauderich (Gesang & Gitarre), Platon Schwetz (Bariton) und Lena Petronievitch (Klavier). Die künstlerische Leitung hat Tatjana Lukina. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Kartenvorbestellung unter Telefon 0 89/3 51 69 87.

Die Tänzerin und der Dichter

Sergej Jessenin, ein Bauernsohn mit einem Engelsgesicht, ein Hooligan, ein Rebell, ein Frauenschwarm – er war in seinem kurzen Leben vier Mal verheiratet, darunter mit der Tänzerin Isadora Duncan – gehört zu den beliebtesten Dichtern Russlands. Sein ganzes Wesen und sein poetisches Werk spiegeln die Wirren, den Aufruhr und die Romantik der russischen Seele wider. Die tragischen Umstände seines Todes – Jessenin erhängte sich mit 30 Jahren in einem Leningrader Hotel, und schrieb vorher noch sein Abschiedsgedicht mit eigenem Blut – machten seinen Namen legendär.

Als der damalige Weltstar Isadora Duncan (1877 – 1927) in das revolutionäre Russland kam, glaubte sie hier ihre geistige Heimat gefunden zu haben. 1922 traf die 45-jährige Tanzlegende den 17 Jahre jüngeren Sergej Jessenin. Sie verliebten sich und heirateten.

Wie sie sich verständigt haben, bleibt ein Rätsel. Sie konnte fast kein Russisch, er kaum Englisch. Man geht heute davon aus, dass sie seine Gedichte nicht verstand. Aber Jessenin, ein Bauernsohn, ein zur Legende gewordener Dorfpoet, machte, wie auch die Duncan, keinen Unterschied zwischen Leben und Poesie. Beide provozierten mit großem Vergnügen die bürgerliche Gesellschaft.

Als Isadora ihren Mann Sergej mit nach Europa und dann nach Amerika nahm, um dort mit ihm zusammen – sie als Tänzerin, er als Poet – aufzutreten, brach für Jessenin die Welt zusammen. In seiner Heimat abgöttisch verehrt, im Westen aber nur als Ehemann seiner berühmten Frau wahrgenommen, das konnte Jessenin nicht verkraften, er fühlte sich fremd und unverstanden. Die Sehnsucht nach Russland war unermesslich, und so versuchte er seine Schwermut im Alkohol zu ertränken.

Bald trennt sich das Künstlerpaar. Isadora ging nach Paris, Sergej nach Moskau. Schon bald nach ihrer Trennung nahm sich Jessenin das Leben. Isadora überlebte ihn nur um zwei Jahre. Sie setzte sich in ein Auto, um ihren Hals hatte sie ihren berühmten scharlachroten Schal gewunden. Das Auto setzte sich in Bewegung, der Schal verfing sich in einer Radspeiche und strangulierte sie – ein tragischer Unfall, mit dem die Geschichte einer Liebe, zwischen Leidenschaft, Tanz und Dichtung endgültig zu Ende ging.

Artikel vom 01.04.2015
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