Von Ufer zu Ufer

Ramersdorf · Ulrich Vormbrock durchschwimmt in drei Stunden den Bodensee

Nach genau drei Stunden und 12 Minuten erreicht Ulrich Vormbrock glücklich und zufrieden die andere Seeseite des Bodensees. 	Foto: privat

Nach genau drei Stunden und 12 Minuten erreicht Ulrich Vormbrock glücklich und zufrieden die andere Seeseite des Bodensees. Foto: privat

Ramersdorf · Nachdem Ulrich Vormbrock im Oktober 2013 erfolgreich die Straße von Messina durchschwommen hatte (wir berichteten), nahm er sich nun für diesen Sommer ein anspruchsvolleres Langstrecken-Abenteuer vor: …

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…die Straße von Gibraltar, welche aufgrund der Entfernung (je nach Strömung zwischen 14 und 21 Kilometern) und wegen starker Wellen und Strömungen für einen Schwimmer eine sehr große Herausforderung darstellt.

»Als ich mich im Januar für dieses Abenteuer anmelden wollte, musste ich leider erfahren, dass für das gesamte Jahr 2014 bereits alle Plätze ausgebucht sind, und ich daher frühestens 2015 starten kann. Aufgrund unberechenbarer Wetter-Verhältnisse sind die Startplätze recht knapp bemessen – und jedem Athlet wird daher empfohlen, mindestens eine Woche in Südspanien zu verbringen, um dann – quasi auf Abruf – hoffentlich sein Schwimm-Abenteuer angehen zu können«, erzählt Vormbrock. Nicht wenige Schwimmer sind in der Vergangenheit nach einer Woche unverrichteter Dinge wieder abgereist, weil das Wetter eine Überquerung nicht zuließ.

Die Herausforderung für Ulrich Vormbrock bestand nun darin, eine Alternative zur Straße von Gibraltar zu finden. »Ich schaute mich im Internet um und wurde recht schnell fündig: die knapp 12 Kilometer lange Breitenquerung des Bodensees.« Diese ist zwar mit Sicherheit deutlich weniger anspruchsvoll als die Straße von Gibraltar, »würde mir aber andererseits auf meinem Weg dorthin einen wichtigen Meilenstein darstellen. Also sozusagen noch eine Zwischenstufe, bevor es ernst wird«, so Vormbrock.

Schnell entschlossen wurde der Organisator Oliver Halder vom Bodensee kontaktiert und ein Zeitfenster von circa 30 Tagen ab August vereinbart. »Mein Termin für die Bodenseequerung wurde zunächst für den 11. August festgelegt.« Jedoch eine Woche davor zeichnete sich ab, dass das Wetter alles andere als stabil sein würde. Wenige Tage zuvor scheiterte zudem ein Kandidat an der 64 Kilometer langen Längsquerung (von Bodman nach Bregenz) wegen starker Winde und unüberwindbarer Gegenströmungen. »Gespannt schaute ich immer wieder auf die allerneuesten Wettermeldungen im Internet und vereinbarte daraufhin den 12. August als Starttermin«, erzählt Vormbrock weiter. Laut Wetter-Prognosen war dies der einzige Tag während der gesamten Woche, der überhaupt für solch eine Überquerung in Frage kam.

Am sogenannten »Big Day« sah das Wetter schon besser aus – allerdings war es recht windig und bedeckt, und auf dem Bodensee waren deutliche Kabbelwellen zu sehen, die für einen Schwimmer sehr unangenehm sein können. »Gegen 10 Uhr fand ich mich im Hafen von Lindau ein, von wo aus mein Begleitboot starten sollte.« Zunächst ging es mit dem Boot nach Langenargen – dort sollte Oliver Halder an Bord kommen. Oliver Halder ist nicht nur Organisator der Bodenseequerung, sondern auch Betreuer und Observer: er protokolliert das Schwimmen, wie beispielsweise Zählen der Armzüge, Zeitmessung, GPS-Tracking, versorgt den Schwimmer unterwegs mit Verpflegung und wacht vor allem auch darüber, dass die Regeln der Bodenseequerung eingehalten werden. »Zum Beispiel ist es dem Schwimmer nicht erlaubt, unterwegs das Begleitboot zu berühren oder sich gar daran festzuhalten«, so Vormbrock.

In Langenargen fand eine Kurzeinweisung von Oliver Halder statt. »Zusätzlich vereinbarten wir, aufgrund des vorherrschenden Südwest-Windes von Romanshorn aus nach Friedrichshafen zu schwimmen – in der Regel erfolgt die Bodenseequerung in umgekehrter Richtung.« Etwa 100 Meter vor dem Schweizer Ufer wurde es dann ernst. »Ich ging von Bord und schwamm an Land, stellte mich auf eine große Steintreppe und gab durch Handzeichen zu verstehen, dass ich startklar war. Dann – genau um 11 Uhr 50 – ertönte vom Boot aus eine Sirene als Startzeichen, und ich machte mich auf den Weg zum knapp 12 Kilometer entfernten Friedrichshafen. Ich schwamm während der gesamten Überquerung Kraulstil im zügigen, aber nicht zu schnellen Tempo.«

Obwohl der Bodensee eine offizielle Wassertemperatur von 23 Grad hatte, »schwamm ich vorsichtshalber im Neoprenanzug: zum einen war es zwischendurch immer wieder bedeckt, zum anderen konnte ich nicht abschätzen, ob nicht doch unterwegs mit kalten Strömungen oder Kältetaschen zu rechnen gewesen wäre. Da ich recht wenig Körperfett habe, friere ich von Natur aus sehr schnell«, schmunzelt Vormbrock. »Im Nachhinein betrachtet hätte ich die Bodenseequerung aber auch ganz gut ohne Neopren hinbekommen! Nur weiß man dies vorher nicht immer.« »Die Überquerung verlief sehr gut und ohne irgendwelche Komplikationen. Der Bodensee hatte sich zwischenzeitlich beruhigt und wies nicht mehr diese Kabbelwellen auf, die noch wenige Stunden vorher für ein ganz anderes Bild sorgten«, berichtet er weiter.

Die Zeit während des Schwimmens verging fast wie im Fluge: »Zum einen befand ich mich recht schnell im sogenannten Flow, zum anderen griff ich immer wieder Teil-Aspekte der Schwimm-Technik auf und konzentrierte mich auf deren korrekte Ausführung, wie beispielsweise Armzug, Beinschlag oder auch ruhige Kopfbewegung. Somit hatte für mich das Schwimmen fast schon etwas Meditatives«, erzählt Vormbrock. Nach ungefähr drei Stunden Schwimmen war das Ufer von Friedrichshafen zum Greifen nah. »Als Oliver mich fragte, ob ich zur letzten vollen Stunde noch eine Verpflegungspause einlegen wolle, lehnte ich ab und machte mich für den Endspurt bereit«, so Vormbrock weiter. »Nach genau drei Stunden und 12 Minuten erreichte ich mein Ziel – als ich aus dem Wasser stieg und wieder aufrecht stand, ertönte die Sirene vom Begleitboot aus, und die Bodenseequerung wurde für gültig erklärt«, freut sich Vormbrock.

»Ich war sehr glücklich darüber, den Bodensee erfolgreich und auch in einer sehr guten Zeit durchschwommen zu haben – ursprünglich rechnete ich mit circa dreieinhalb bis vier Stunden für die Überquerung. Günstige Winde und eine optimale Tagesform trugen mit dazu bei, dass ich meine Ziel-Zeit unterbieten konnte«, so Vormbrock abschließend, der mit der Bodenseeüberquerung einen wichtigen Meilenstein für sich erreichte. red / Vormbrock

Artikel vom 02.09.2014
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